Laut, lauter, Sandersleben Laut, lauter, Sandersleben: Großveranstaltungen sorgen für Ärger bei einigen Anwohnern

Sandersleben - Ob beim „Familientreffen“ der Electronic-Body-Music-Szene oder der Veranstaltung „Laut gegen Krebs“: Sandersleben lockt seit Jahren tausende Feierlustige. Dort, wo das Leben sonst eher ruhig verläuft, sorgen die zwei Festivals jedes Jahr für einen regelrechten Ansturm an Menschenmassen auf dem Sportplatz. Doch was des einen Freud, ist häufig des anderen Leid. Denn die Livebands und DJ-Auftritte gehen nicht leise von statten.
Und das sorgt bei einigen Anwohner seit Jahren für Ärger: „Wir sind berufstätig und müssen am nächsten Tag zeitig raus. Das geht so einfach nicht“, sagt Petra Schulz, die in Sandersleben wohnt. In der Woche - das „Familientreffen“ beginnt meist schon Donnerstag - sei die Musik bis 2 Uhr nachts zu hören. Am Wochenende sogar bis 4 Uhr. Aber auch danach sei nicht Schluss.
Feiernde Gäste in Sandersleben rauben Anwohnern den Schlaf
Ist die Musik aus, sorge die Geräuschkulisse der feiernden Gäste weiterhin für den fehlenden Schlaf, so Schulz. „Das es so lange in der Nacht noch erlaubt ist, das ist nicht in Ordnung“, findet sie. Mit ihrer Beschwerde hat sie sich deswegen an die Verwaltung der Stadt Arnstein gewandte. Denn die habe die Erlaubnis für die Zeiten erteilt.
Ende August steht das nächste Festival in Sandersleben auf dem Plan. Vom 31. August bis 2. September findet zum 6. Mal die Veranstaltung „Laut gegen Krebs“ statt. Damit wird nicht nur auf die Krankheit aufmerksam gemacht, sondern gleichzeitig werden Spenden gesammelt, um Betroffenen Wünsche zu erfüllen. Das Festival startet mit einer Rock- und Oldie-Disco am Freitagabend. Am Festivalwochenende stehen aber auch zahlreiche Livebands der Metal-Szene aus ganz Europa auf der Bühne.
Am Sonntag dreht sich alles um die Familie: Hüpfburgen, Kinderschminken, Tombola und mehr. Und natürlich können sich Besucher am Stand der Deutschen Stammzellspenderdatei typisieren lassen. (mz)
„Generell gibt es eine offizielle Sperrzeit bis 1 Uhr. Wir haben sie um eine Stunde verlängert. Das ist zumutbar“, sagt Daniela Waage, Leiterin des Ordnungsamtes. Die Beschwerden wegen Lärmbelästigung während der Festivals sind für die Verwaltung aber auch nicht unbekannt. Seit 2010 habe es insgesamt neun Beschwerden bezüglich des „Familientreffens“ gegeben.
Verwaltung misst Lärmpegel bei „Familientreffen“ in Sandersleben
In diesem Jahr hat die Stadtverwaltung deswegen bei der Veranstaltung, die vom 4. bis 8. Juli stattfand, eine Lärmpegelmessung vorgenommen. So wurde beispielsweise am Freitagabend ab 22 Uhr - während die Bands auf den Bühnen für Stimmung sorgten - an 17 Punkten im Ort gemessen. Auch dort, wo Anwohner wohnen, von denen Beschwerden stammen. „Dabei wurden die vorgegebenen Werte nicht überschritten“, erklärt Waage.
Es gibt auch Sandersleber, die die Festivals nicht ganz so kritisch sehen. So wie Bernd Papke. Das Ortschaftsratsmitglied, das selbst ziemlich nah am Festivalgelände wohnt, meint: „Es gab auch Abende, an denen es nicht so laut war. Ich persönlich finde es nicht schlimm.“ Im Gegenteil befürworte er sogar, dass dadurch im Ort etwas los sei und Sandersleben davon profitiere. Dem kann Ortsbürgermeister Harald Detto nur zustimmen. „Die Geschäfte im Ort haben definitiv etwas davon und machen in der Zeit auch gute Umsätze.“
Drei große Veranstaltungen in Sandersleben
Auch Detto sind die Beschwerden bekannt. Weswegen der Ortschaftsrat im Vorfeld intensiv über die Veranstaltungen diskutiert habe, wie er versichert. Am Ende habe man einstimmig beschlossen, dass drei große Veranstaltungen im Jahr - das „Familientreffen“, „Laut gegen Krebs“ und das Heimatfest - stattfinden werden.
Denn man müsse den Bewohner auch ab und an etwas bieten. „Und die Mehrheit äußert sich bisher durchweg positiv in Bezug auf die Feste“, sagt Detto. Familie Schulz will dennoch nicht locker lassen und eine Unterschriftenaktion gegen die Lärmbelästigung starten. Damit hoffen sie, zeigen zu können, dass es mehr als nur „ein paar einzelne Beschwerden“ sind.
Sowohl die Arnsteiner Stadtverwaltung als auch Ortsbürgermeister Detto wollen nun die Aktion abwarten. Wenn die Liste vorliegt, werden man das Thema noch einmal aufgreifen. (mz)