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Landarzt Landarzt: Keine Not mit Nachfolger

Von katharina thormann 28.03.2013, 17:50
Landarzt Claus Funke gibt seine Praxis nun an einen Nachfolger ab.
Landarzt Claus Funke gibt seine Praxis nun an einen Nachfolger ab. jürgen lukaschek Lizenz

gerbstedt/MZ - Pünktlich 6.55 Uhr am Karfreitag ist Feierabend. „Dann logge ich mich aus“, sagt Claus Funke aus Gerbstedt - für immer. Es ist der allerletzte Bereitschaftsdienst für den Landarzt. Dann ist der 64-Jährige offiziell Rentner. Von Sorgenfalten aber keine Spur. Während viele Ärzte vor allem im ländlichen Raum darüber klagen, keinen Nachfolger für ihre Praxen zu finden, hat Funke gleich drei. „Zwei sind schon seit ein paar Jahren hier, mit dem dritten gebe ich mir sozusagen die Klinke in die Hand“, sagt Funke, der für seinen Arztstuhl einen Mediziner aus dem Hettstedter Krankenhaus gewinnen konnte.

Er begrüßt bereits in der kommenden Woche seine ersten Patienten im Ärztehaus in der Zabenstedter Straße. „Es ist ein nahtloser Übergang. Dieser Umstand grenzt fast an einer Wunder“, findet Funke, der um die Probleme seiner Kollegen im Mansfelder Land weiß. Immer schwieriger werde es, Landärzte in die Region zu locken. Zuletzt hatte Sandersleben lange auf einen Landarzt gewartet. Dementsprechend groß sei laut Funke das Pensum, das die übrigen Kollegen zu absolvieren hätten, vor allem mit Blick Richtung Harzvorland.

„Gerbstedt bleibt luxus-versorgt“, sagt Funke. Gleich vier Allgemeinmediziner praktizieren in der Stadt, darunter drei Fachärzte für innere Medizin. Auch Funke ist einer davon. Den Schritt zur eigenen Praxis hat er nicht bereut. Auch wenn nicht selten 12-Stunden-Schichten an der Tagesordnung waren und der Papierkrieg an den Wochenenden weiter ging. „Mir war deshalb schon recht schnell klar, mich um Unterstützung zu bemühen“, nennt Funke sein Erfolgsrezept, das dann im Jahr 2006 aufging.

Bevor der Gerbstedter 15 Jahre zuvor seine Praxis in der Stadt eröffnete, praktizierte er jahrelang als Kreisarzt und zuvor im Gerbstedter Krankenhaus als Oberarzt.

„Ich mag es aber, eigene Entscheidungen treffen zu können, natürlich immer zum Wohl der Patienten“, nennt Funke einen Grund, warum er sich niederließ.

Die Patienten seien es auch, die ihm neben seinen Kollegen am meisten fehlen werden. „Aber ich werde sicher mal in der Praxis vorbei schauen“, versichert Funke, der sich einiges in seinem Ruhestand vorgenommen hat.

„Ich möchte die Dinge machen, für die ich in den vergangenen Jahren keine Zeit hatte“, sagt der Mediziner. Dazu zählt zum Beispiel sein Grundstück, das er auf Vordermann bringen will. Und Zeit zum Lesen und Reisen will er sich nehmen.

Außerdem soll vor allem die Familie mehr von ihm haben. Schon zu Ostern will er gleich damit beginnen. Immerhin hat sich das Enkelkind mit seinen Eltern zum Eiersuchen angekündigt.