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Kleinbahn nachgebaut Kleinbahn nachgebaut: Günther Beinert und Karl Kesselring bringen "Elektrische" zurück

Von Anke Losack 06.07.2018, 21:33
Der Gerbstedter Modellbauer Günther Beinert hat das Haltestellenhäuschen und Passagiere der Elektrischen Kleinbahn aus Beton hergestellt. 
Der Gerbstedter Modellbauer Günther Beinert hat das Haltestellenhäuschen und Passagiere der Elektrischen Kleinbahn aus Beton hergestellt.  Maik Schumann

Gerbstedt - Das Licht im Triebwagen 26 der Elektrischen Kleinbahn brennt. Drei Fahrgäste haben auf den Holzbänken Platz genommen. Der Straßenbahnfahrer in grüner Uniform steht eine Zigarette rauchend in seiner Kabine und ist bereit zur Abfahrt. Doch los geht es nicht.

Der Wagen, 37 Zentimeter hoch und etwa einen Meter lang, ist ein Modell und zeigt die historische Bahn, die von 1900 bis 1922 im Mansfelder Bergrevier zwischen Eisleben und Hettstedt fuhr. Der Gerbstedter Modellbauer Günther Beinert und sein „Meisterschüler“ Karl Kesselring aus Sangerhausen haben in einem Gemeinschaftsprojekt Industriekultur aufleben lassen.

Die Elektrische Kleinbahn ist das neueste eisenbahngeschichtliche Exponat der beiden Hobby-Modellbauer. Der 84-jährige Beinert, bekannt für seine Burgen- und Lokmodelle, hat den Haltepunkt der Kleinbahn am Plan in Eisleben - da, wo später „Lenin“ seinen Platz fand - anhand einer historischen Postkarte aus Beton nachgebaut: Ein Springbrunnen sprudelt, Leute warten an einem Haltestellenhäuschen. Zudem hat Beinert Passagiere für den dort haltenden Triebwagen gebaut.

„Es sind reichlich Figuren da“, sagt Kesselring. Er war für den Bau von zwei Triebwagen zuständig. Weil dies einer filigranen Arbeit bedurfte, entschieden sich die beiden Tüftler, die Wagen mal nicht aus Beton herzustellen. Kesselring verwendete unter anderem Stahl, Verbundmaterial, Plexiglas, Holz und Metall. „Eigentlich alles, was meine Werkstatt hergab“, so der Sangerhäuser, der zudem zwei Betonreliefs, die mehrere Zentner schwer sind, erarbeitete.

Ebenfalls anhand von historischen Postkarten sind darauf zum einen der Hermannschacht Helfta und das Saigertor in Hettstedt abgebildet. „Carlo“, so nennt Beinert seinen „Schüler“, „ist sehr geschickt.“ Wie der Sangerhäuser sagt, haben sie sich vor etwa vier Jahren zum ersten Mal persönlich getroffen und Kesselring sei da mit dem Beinert’schen Virus infiziert worden. Die Einstellung und Arbeit des Gerbstedter Modellbauers faszinieren ihn bis heute.

Doch was haben sie mit den Modellen und Tafeln vor? Wie Kesselring sagt, sollen diese zunächst in einer Art Wanderausstellung präsentiert werden. Derzeit stehen die Modelle noch in den Werkstätten von Kesselring und Beinert. Die Idee ist, sie auf einem Anhänger zu platzieren und in die Orte zu bringen, die die Elektrische Kleinbahn einst anfuhr - also von Eisleben über die Grunddörfer bis nach Hettstedt.

Es sei geplant, so Kesselring, die Modelle dort für ein paar Stunden der Bevölkerung vorzustellen. Danach sollen sie für rund einmonatige Ausstellungen in die Rathäuser nach Eisleben und Hettstedt gebracht werden. Im Anschluss soll Beinerts Betonarbeit des Haltepunktes am Plan auch genau aufgestellt werden.

Für all diese Ziele benötigen die Modellbauer Unterstützung von Bürgermeistern. Eislebens Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD) und Hettstedts Bürgermeister Danny Kavalier (CDU) sind bereits mit im Boot. „Ich bin wirklich tief beeindruckt von dieser ehrenamtlichen Arbeit und dem Engagement“, sagt Kavalier, der zusammen mit Fischer die Modelle begutachtet hat. „Ich habe mich in die Wagen verliebt“, so Fischer, die ebenfalls die Arbeit der Modellbauer lobt.

Beide stehen hinter den Ideen der Modellbauer und versichern gegenüber der MZ, sie bei ihren Vorhaben zu unterstützen. Wie Kesselring sagt, sind er und Beinert bereit: „Wir stehen in den Startlöchern.“ (mz)

Karl Kesselring zeigt einen nachgebauten Triebwagen der Kleinbahn und das von ihm hergestellte Betonrelief mit dem Motiv Hettstedter Saigertor.
Karl Kesselring zeigt einen nachgebauten Triebwagen der Kleinbahn und das von ihm hergestellte Betonrelief mit dem Motiv Hettstedter Saigertor.
Schumann