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Kampf gegen den inneren Schweinehund Kampf gegen den inneren Schweinehund: Fitnessboom schwabbt auch nach Hettstedt

Von Anja Förtsch 28.04.2017, 11:00
In der Fitnesswelt Hettstedt steht die Betreuung im Mittelpunkt.
In der Fitnesswelt Hettstedt steht die Betreuung im Mittelpunkt. Lukaschek

Hettstedt - Vor einigen Tagen knallten die Sektkorken bei den Vertretern der deutschen Fitnessbranche. Erstmals sind mehr als zehn Millionen Menschen in einem Studio angemeldet, so jüngste Zahlen. In anderen Worten: Dreimal so viele Menschen, wie Berlin Einwohner hat, sind zahlende Kunden bei McFit und co. Ist dieser Boom auch in Hettstedt angekommen?

300 Mitglieder haben sich im neu eröffneten Fitnesstudio in Hettstedt angemeldet

„Absolut“, sagt Nico Döring, Geschäftsführer der Fitnesswelt Hettstedt. In dem erst kürzlich eröffneten Studio steigen die Mitgliederzahlen ohnehin, aber auch in den anderen Einrichtungen in Eisleben, Sangerhausen und Bad Frankenhausen sei der Fitnesstrend zu spüren. „Hier in Hettstedt haben wir jetzt knapp 300 Mitglieder“, sagt Döring. „Und viel mehr wollen wir auch eigentlich gar nicht mehr aufnehmen.“ Das hat seine Gründe: Nur, wenn die Zahl der Trainierenden überschaubar bleibt, sei auch die Qualität des Trainings gewährleistet.

Jede Zeit hat ihre Trends. In den 80er Jahren rollte die Aerobic-Welle durch das Land, später stürmten die Sportwütigen riesige Mehrzweckhallen mit Kurs- und Wellnessbereich. Welche Übungsformen derzeit besonders angesagt sind:

HIIT: Die Abkürzung steht für High Intensity Interval Training, zu deutsch Hochintensitätsintervalltraining. Dabei wechseln sich kurze, hochanstrengende Übungen mit ebenso kurzen Pausen oder leichteren Übungen ab.

TRX: Beim TRX-Training üben die Sportler mit ihrem eigenen Körpergewicht. Beispielsweise greifen sie Schlingen oder Seile, die etwa an Haken aufgehängt sind, und ziehen ihren Oberkörper in Richtung des Hakens.

EMS: Das Kürzel bedeutet Elektronische Muskelstimulation. Mittels eines speziellen Anzugs werden elektrische Impulse durch den Körper gejagt, während die Trainierenden leichte Übungen machen. Die Stromschläge sollen die Muskeln schneller wachsen lassen.

Den Boom-Effekt sieht auch Henri Gräble, der Studioleiter im Fitnesspark Hettstedt ist. „Die Frage ist nur: Ist das ein kurzfristiger Trend, der wieder abebbt oder bleibt das auch nachhaltig so?“ Für sein Studio am Markt in Hettstedt sei der aktuelle Fitnesstrend aber auf jeden Fall ein Segen. „Es läuft sehr gut“, sagt Gräble. Sein Geheimnis, um - Trend hin oder her - ein erfolgreiches Studio zu führen? „Wichtig ist, wie man mit den Mitgliedern umgeht. Wir legen hier viel Wert auf die Betreuung. Und die Kunden danken es uns.“

Denn genau diese Qualität und Nähe zum Kunden sei das Erfolgsrezept. „Die Leute legen heute mehr Wert auf den Gesundheitsaspekt. Sie wollen trainieren und sich fit halten - aber richtig und nicht so, dass sie sich beispielsweise die Gelenke ruinieren.“ Deshalb ist die Fitnesswelt Hettstedt so gebaut und eingerichtet, dass alle Geräte auf einem Stockwerk und in einem großen Raum stehen.

So haben die Trainer stets einen Überblick über die Trainierenden und können eventuelle Fehler verbessern. „Die Kunden sind anspruchsvoller geworden“, weiß Döring. „Sie wollen keine riesigen Muckibuden mehr, sondern ein ansprechendes Umfeld und eine gute Betreuung.“ Und die will der 30-Jährige auch mit seinen Angestellten garantieren: „Wir alle hier leben für Fitness - das ist praktisch Einstellungskriterium“, sagt er mit einem Zwinkern.

Crossfit und Online-Fitnessangebote bei Sportlern derzeit beliebt

In Dörings Augen geht der Trend weg von großen Mehrzweckhallen, die beispielsweise auch Sauna und Tennisplatz bereithalten und hin zu Nischen- und Spezialstudios. „Crossfit zum Beispiel erlebt gerade einen riesigen Boom“, so Döring. Dabei treffen sich Sportler etwa in eher schmucklos und funktional eingerichteten Hallen, um mit dem eigenen Körpergewicht oder mit Gewichten zu trainieren - ein vollausgestattetes Studio brauchen sie nicht.

Ein weiterer aktueller Trend sind Online-Fitnessangebote. „Es gibt ja gerade unzählige Programme im Internet, überall sieht man Werbung dafür“, sagt der gelernte Einzelhandelskaufmann. „Die sind auch gar nicht per se schlecht. Aber sie sind eben nur etwas für Kerngesunde. Wir haben hier oft Leute, die mit solchen Programmen eingestiegen sind und dann etwa mit Knieproblemen zu uns kommen.“ Für Ungeübte sei die Belastung eben oft zu hoch oder sie führen die Übungen falsch durch. Dann fehlt der Blick erfahrener Trainer.

Ob der aktuelle Fitnessboom auch in Hettstedt anhalten wird, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen zeigen: „Erfahrungsgemäß bleiben von all jenen, die sich im Januar anmelden, bis etwa April und Mai noch 70 Prozent am Ball“, sagt Döring. Den inneren Schweinehund beeindruckt eben auch der größte Fitnessboom nicht. (mz)