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Jüdischer Friedhof Jüdischer Friedhof: Leimbach wird in Pflegeprogramm aufgenommen

Von burkhard zemlin 27.01.2013, 16:31

mansfeld/sandersleben/MZ. - Lediglich Mitglieder des örtlichen Heimatvereins mahnten, dass es wünschenswert wäre, wenn jemand für die Grabstellen die Patenschaft übernehme.

Doch eine Patenschaft ist gar nicht erforderlich. Max Privorotzki, Vorsitzender des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Sachsen-Anhalt, macht auf die seit 1957 bestehende Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und der jüdischen Gemeinschaft aufmerksam, die die Finanzierung der Pflegearbeiten auf verwaisten jüdischen Friedhöfen regelt. Bund und Länder teilen sich die Kosten. "Die Arbeiten werden von uns alle drei Jahre ausgeschrieben", sagt Priworetzki und fügt hinzu, dass bei der in diesem Jahr wieder fälligen Ausschreibung auch Leimbach Berücksichtigung finden werde.

Auf diesem Friedhof, der sich in Nachbarschaft des kommunalen Friedhofs befindet, steht allerdings nur noch ein Grabstein, dessen Inschrift nicht mehr zu entziffern ist. Laut Überlieferung soll es hier im 18. Jahrhundert drei Gräber gegeben haben. Die letzte Beisetzung könnte 1862 erfolgt sein, als ein sechsjähriges Mädchen an Lungenentzündung starb. Damals wohnten noch drei jüdische Familien in der Stadt: Dember, David und Kanin. Die Davids zogen 1866 nach Eisleben, die Kanins verließen Leimbach nach 1879. Zurück blieben allein die Dembers, deren am 11. Juli 1882 geborener Sohn (oder Enkel?) Harry Physik studierte und 1923 die Leitung des Physikalischen Instituts Dresden übernahm. 1931 entdeckte er den Kristall-Photoeffekt, dessen bekannteste Anwendung die Solarzelle ist. 1933 von den Nazis vertrieben, lehrte er danach an der Universität Istanbul und emigrierte 1942 in die USA, wo er am 22. März 1943 starb.