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Hettstedts inoffizielle Schrotthalde Hettstedts inoffizielle Schrotthalde: Garagenkomplex verkommt zum Müllplatz

Von Anja Förtsch 05.05.2017, 10:00
Die Garagen an der Randsiedlung geben ein trauriges Bild ab - und werden das noch einige Zeit tun.
Die Garagen an der Randsiedlung geben ein trauriges Bild ab - und werden das noch einige Zeit tun. Jürgen Lukaschek

Hettstedt - Wie viel Müll kann man eigentlich auf rund 15 Quadratmetern unterbringen? Im Fall der Garagen an der Randsiedlung in Hettstedt: so einigen. Bis fast unter die Decke stapelt sich der Unrat in einer der Garagen. Darunter befindet sich alles und nichts. Stühle, Matratzen, ein Autorad, Topfdeckel, Plastikblumen, eine Luftmatratze, sogar ein metallenes Gartentor liegt auf dem monströsen Haufen. An der geöffneten Garagentür hängt noch ein vergilbtes Handtuch, ganz so als würde der Besitzer jeden Moment wiederkommen und das Chaos in dem alten Betonklotz aufräumen. Genau das wird er aber nicht.

Stadt fehlt Geld um Garagenkomplex abreißen zu lassen

Der Garagenkomplex am Nordende der Stadt ist zum inoffiziellen Müllplatz verkommen. Wo einmal Müll liegt, sammelt sich schnell weiterer; wer einmal seinen Unrat illegal entsorgt, zieht Trittbrettfahrer an. So sind die Schuttberge hinter den hübschen Einfamilienhäusern immer weiter gewachsen. „Das Problem ist uns bekannt“, sagt die stellvertretende Bürgermeisterin und Bauamtsleiterin Susann Löbus. „Aber wir können nicht wirklich etwas machen.“

Bereits seit dem vergangenen Jahr will die Stadt die DDR-Plattenbauwerke abreißen. Viele der Garagen sind ohnehin baufällig, tiefe Rissen erstrecken sich über die Wände. Die Mietverträge mit den Pächtern sind längst gekündigt, Autos stehen in den Würfeln schon lange nicht mehr. Das Problem ist hingegen ein finanzielles: Der Stadt fehlt schlichtweg das Geld für den Abriss. „Wir haben immer noch keinen Haushalt“, sagt Löbus. „Und ohne genehmigten Haushalt kann die Stadt nur Dinge in die Hand nehmen, die wirklich nicht warten können.“

Rund 900 Euro kostet die Stadt der Abriss einer Garage. Allerdings sind nicht nur die Bauten nahe an der Randsiedlung, sondern auch die in der Novalisstraße baufällig. Etwa 200 Garagen müssten also abgerissen werden, 180.000 Euro wären insgesamt nötig. Kein Pappenstiel angesichts der klammen Kassen.

Eine Lösung muss trotzdem her. „Derzeit laufen interne Beratungen darüber, ob zumindest Teile des Garagenkomplexes abgerissen werden sollen und das Müllproblem so zumindest etwas eingedämmt werden könnte“, sagt Löbus. Die kurzfristige Lösung der Stadt klingt ungewöhnlich, nach einigem Überlegen macht sie aber dann doch durchaus Sinn: „Momentan lassen wir den Müll bewusst liegen, damit diejenigen, die ihn dort hinwerfen nicht denken, dass schon irgendjemand dort aufräumen wird“, sagt die Bauamtsleiterin. „Es ist traurig, aber wenn wir heute den Müll wegräumen, liegt morgen neuer da.“

Hettstedt hat noch weitere illegale Müllhalden

Dabei ist der Garagenkomplex an der Randsiedlung nicht einmal die einzige Schrotthalde der Kupferstadt. Auch am Tonloch, am Maschinendenkmal oder in Waldstücken werde immer wieder Müll entsorgt. Und das seien nur einige Beispiele, sagt Löbus. Verständnis für die Verursacher hat die stellvertretende Bürgermeisterin keinesfalls. „Es gibt Mülltonnen, es gibt den Wertstoffhof, die Anwohner erhalten jedes Jahr Karten, mit denen sie ihren Müll abholen lassen können, sogar direkt vor ihrem Haus. Da ist es doch kurios, dass sich manche Leute extra die Mühe machen, ihre Waschmaschine irgendwohin zu fahren, um sie zu entsorgen.“

Auf dem Weg vorbei an den aufgebrochenen Garagen mit ihren Bergen an Schuhen, Kanistern und ganzen Schrankwänden knirschen die Glassplitter unter den Schuhen. Aufgeschlitzte und zerschlissene Polster liegen auf dem Weg. Sie werden wohl noch so einige Regenschauer aushalten müssen. (mz)