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Hettstedt Hettstedt: Tino Hanekamp zurück in der Heimat

31.08.2012, 18:45

hettstedt/MZ. - Um seinen Debütroman vorzustellen und über seine Bindung zur Heimat zu sprechen. MZ-Reporterin Katharina Thormann hat mit Hanekamp über seine Zukunftspläne gesprochen, was ihn in die große weite Welt verschlagen hat und was er überhaupt von seiner Heimat hält.

Herr Hanekamp, Sie sind kurzzeitig zurück in der Heimat, was ist das für ein Gefühl?

Hanekamp: Mittlerweile ein gutes. Bis vor zwei, drei Jahren empfand ich die Ankunft in Hettstedt, als würde sich um meinen Hals eine Schlinge zuziehen. Traurige Leute, Niedergang, Hoffnungslosigkeit. In meiner Jugend war mir das hier zudem alles Bedrohungskulisse, ich musste ständig vor irgendwelchen Naziidioten flüchten. Ich brauchte wohl erst mal Abstand, um das Schöne zu sehen, zum Beispiel die Landschaft! Jetzt komme ich auch besser mit dem Menschenschlag im Mansfelder Land klar. Mit dieser Muffligkeit.

Das klingt so, als ob Sie schon früh entschieden haben, aus der Stadt zu fliehen?

Hanekamp: Das Abi habe ich damals herbeigesehnt, wollte wegrennen, Abenteuer erleben, neue Leute kennen lernen, ganz normal. All das konnte ich hier nicht finden. Also bin ich nach Mainz gezogen, habe in Düsseldorf und Berlin gelebt und jetzt in Hamburg. Zwischendurch bin ich auch viel durch die Welt gestromert - USA, Mexiko, Kuba und so.

Was fehlt Ihnen denn überhaupt in der Ferne?

Hanekamp: Eigentlich nur meine Eltern und Schwiegereltern. Meine Liebste stammt aus Biesenrode, wir sind dort oft zu Besuch. Das Wippertal ist einfach wunderschön, da könnte ich glatt sesshaft werden.

Eigentlich ist es bisher ein kurzes Leben, das hinter Ihnen liegt. Warum haben Sie es trotzdem schon zu Papier gebracht?

Hanekamp: Na ja, der Roman ist keine Autobiografie, aber es gibt viele Parallelen, der Hauptdarsteller stammt zum Beispiel auch aus dem Mansfelder Land. Das sind aber nur 30 Seiten, die davon handeln. Hauptsächlich geht es um die letzte Nacht eines Clubs in Hamburg und um Idealisten, die sich eine eigene und bessere Welt erschaffen und dabei heldenhaft scheitern. Außerdem wollte ich schon immer mal ein Buch schreiben, weil ich Bücher liebe. Irgendwann hatte ich dann die Idee zu dieser Geschichte, und jetzt haben wir den Salat.

Sie schreiben jetzt schon an Ihrem zweiten Buch, bekommen die Besucher der Lesung auch einen Vorgeschmack darauf?

Hanekamp: Nach anderthalb Stunden Lesung haben sie sicher genug gehört von mir. Aber wenn jemand brutal laut "Zugabe" schreit, werde ich gerne auch daraus vorlesen.

Wovon handelt es denn?

Hanekamp: Von drei Spinnern, die die Welt retten wollen.

Und wo schreibt sich so etwas Ihrer Meinung nach am besten?

Hanekamp: In einem schalldichten, fensterlosen, leicht unterkühlten Raum, der von außen abgeschlossen ist.

Haben Sie so etwas?

Hanekamp: Nein, leider nicht. Aber es wäre hilfreich. Ich brauche Druck und Ruhe. Für mich ist Schreiben gleichermaßen das Schönste und Schrecklichste auf der Welt.

Und zwischendurch lenken Sie sich immer mal mit einer Zigarette ab. Das scheint ja mittlerweile zu Ihrem Markenzeichen geworden zu sein. Auf vielen Fotos steckt eine im Mund.

Hanekamp: Nee, das ist kein Markenzeichen, ich rauche einfach gern und kann nicht verstehen, warum sich manche darüber aufregen. Als gäbe es keine anderen Probleme auf der Welt. Toleranz macht frei! Außerdem ist das Leben zu kostbar, um es die ganze Zeit in Todesangst zu verbringen.