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Hettstedt Hettstedt: Kessel stehen wieder unter Dampf

Von helga langelüttich 15.04.2012, 17:31

hettstedt/MZ. - Punkt 10 Uhr war es soweit: Die Lokomobile auf dem Freigelände des Mansfeld Museums wurde am Sonntag wieder in Betrieb genommen. Sie hatte ihren Winterschlaf beendet und an den Pfeiftönen, die erklangen, war zu erkennen, dass Volker Schimpf sie wieder zum Leben erweckte. Derweil versammelten sich bei der Bergwerksbahn in Klostermansfeld die Anhänger der Lokomotiven aus dem Mansfeld Kombinat.

Wanderung zu den Lichtlöchern

Ein vielseitiges Programm erwartete die Besucher zum Tag des Industriedenkmals. Etwa 50 Wanderfreunde hatten sich am Museum eingefunden, um unter der sachkundigen Leitung des Vorsitzenden des Fördervereins Mansfeld Museum, Bernd Friedrich, zu den Lichtlöchern 24 und 26 aufzubrechen. Anhand eines Risses vom Stockbachrevier aus dem Jahr 1885 erklärte er, wie einst der Stollen- und Streckenverlauf im Bereich Großörner / Burgörner war. Im Lichtloch 24 nahe am Museum konnte der originalgetreue Schachtverlauf von oben begutachtet werden.

Nach einer halbstündigen Wanderung konnten die Reste von Lichtloch 26 und ein Förderhaspel besichtigt sowie ein Blick auf die verfüllte Schachtröhre geworfen werden. Die Besucher staunten darüber, wie "durchlöchert" der Berg ist. Allerdings erfolgte unter der ehemaligen Kupfer-Silberhütte kein Abbau. Die Teufe am Lichtloch 26 erfolgte 1869, Ende war bereits 1895. Mit Hilfe der Wasserbalanceförderung am Lichtloch 25 wurde das Gefälle zwischen dem Zabenstedter und Schlüsselstollen ausgeglichen, war zu erfahren.

Mini-Maschinen im Schloss

Während im Freigelände die Lokomobile ihre Arbeit tat, zeigten im Parterre des Humboldt-Schlosses sieben Bastler von Dampfmaschinen einen Teil ihrer Werke. Am Stand von Rainer Stock aus Halberstadt war der siebenjährige Kai Klause aus Klostermansfeld schwer beschäftigt: Mit Hilfe des kleinen Dampf getriebenen Sägewerks schnitt er Papier und Pappe in kleine Stücke, so wie es in einer richtigen Werkstatt mit Holz passieren könnte. "Wir wollten die Gelegenheit wahrnehmen, uns einmal intensiver mit dem Bergbau und der Heimatgeschichte zu befassen" erzählte sein erwachsener Cousin Tobias Fritsche.

Am Stand von Helmut Klaes aus Gerbstedt konnte man testen, dass schon mit Körperwärme kleinste Stirlingmotore angetrieben werden können, wie mit einem "Handwärmer" zu beweisen war. Bei Familie Graf hat sich bereits ein Generationswechsel vollzogen: "Ich bin nur noch Hilfsmaschinist, das Sagen hat nun mein Enkel", sagte lächelnd der stolze Großvater Erich. Er ist froh, dass sein Lebenswerk vom 15-jährigen Daniel Bachran weitergeführt wird: Der Nachfolger zeigte in der Ausstellung, wie sich die Energiegewinnung durch Windkraft und Sonnenenergie allmählich verändert.

Karin und Wolfgang Raulf aus Wedderstedt waren begeistert: Die Lehrer im Ruhestand besuchten erstmals das Museum, nachdem sie mit der Museumsbahn angereist und dem Pendelbus zum Humboldtschloss gebracht worden waren. "Meine Wurzeln sind im Mansfelder Land. Ich wurde in Eisleben geboren, Vater und Großvater waren Bergleute. Da wurde es Zeit, dass wir uns hier mal intensiv mit dem Museum beschäftigen, jetzt haben wir als Rentner mehr Zeit", erzählte Karin Raulff.

Filmpremiere im kleinen Saal

Am Nachmittag gab es noch einmal einen besonderen Höhepunkt, eine Weltpremiere: Pünktlich 15 Uhr wurde im kleinen Saal der Film vorgeführt, der 2011 anlässlich des Tages des offenen Museums gedreht worden war. "Es war damals zunächst ein Experiment - Musik, Licht und Bewegung wurden zusammengeführt und demonstriert", berichtete Museumsleiter Hans-Jürgen Radam über die Entstehung des Films. Dirk Fuhlert zeichnete verantwortlich für die Optik, Komponist Holger Marienberg schrieb die Originalmusik dazu. "Ziel ist, etwas Bleibendes zu schaffen" so Radam. Eine bereits fertige DVD besteht aus drei Teilen: der Präsentation der Feuermaschine mit dem ergänzenden Film, einem Video über die Präsentation mit Lichtshow und Lyrik und eine einfache Erklärung der Maschine für Schüler. Bis zu den Dampftagen im August soll ein vierter Teil fertig gestellt werden. Dabei soll gezeigt werden, wie der Nachbau der Maschine von 1982 bis 1985 erfolgte, schlugs doch damit die Geburtsstunde des Museums.

In einem Beiheft wurde Bezug darauf genommen, wie einst die Original-Feuermaschine quasi zum "Ehevermittler" zwischen Caroline von Dacheröden und Wilhelm von Humboldt wurde, war sie doch der Anlass für Wilhelms Besuch in Burgörner. Allerdings, so Radam, sind für Druck und Produktion Mittel erforderlich. Deshalb werden die Bürger um Spenden gebeten. Auch die kleinste Spende könnte helfen, die Idee in die Wirklichkeit umzusetzen, sagte Radam.