Hettstedt Hettstedt: Die «Unsterblichen» tanzen Polonaise
Hettstedt/MZ. - Auf Spurensuche gehen die "Unsterblichen", die an jedem Neujahrstag eine Polonaise auf dem Hettstedter Marktplatz tanzen. Der Grund liegt auf der Hand: Einige alte Unterlagen - unter anderem Protokolle vergangener Sitzungen - sind ihnen abhanden gekommen. Die Papiere wurden im Hettstedter Museum, bis zu dessen Schließung gelagert, aber nur ein Teil der Unterlagen kam im Hettstedter Stadtarchiv an.
Doch die "Unsterblichen" lassen nichts unversucht. "Wir haben jetzt noch eine neue Spur, der wir nachgehen werden. Angeblich sollen sich die fehlenden Unterlagen in Bernburg befinden. Mal sehen, ob wir da fündig werden", sagt Präsident Bernd Rudloff, der in dieser Sache von seinem Mitstreiter Torsten Große unterstützt wird. Die Protokolle ab dem Jahr 1955 sind ihm zufolge zum Glück alle noch vorhanden und würden bei jeder Sitzung ausliegen.
So auch am Dienstag wieder. Zum nunmehr 133. Mal hatten sich 19 "Unsterbliche" nach altem Brauch zum Neujahrsfrühschoppen im Hettstedter Ratskeller getroffen. "Die Tradition geht auf einige Bergleute zurück, die sich 1881 nach einer durchzechten Nacht im Hettstedter Ratskeller zu einem Neujahrsfrühschoppen trafen und festlegten: Das soll von nun an immer so sein", erklärt Präsident Rudloff. Warum sie sich damals die "Unsterblichen" nannten, weiß er allerdings nicht. Vielleicht könnten die weiteren Recherchen Aufschluss darüber geben.
Unklarheit herrscht gegenwärtig auch darüber, ob und wo die Frühschoppen-Tradition fortgesetzt werden kann. Der Pachtvertrag der Stadt mit dem Wirt vom Ratskeller soll zum 31. Dezember 2013 auslaufen. Und ob der Pächter den Vertrag danach noch einmal verlängern will, sei ungewiss, weiß Große zu erzählen. Gern würden die "Unsterblichen" aber an ihren angestammten Platz im Ratskeller zurückkehren.
Präsident Rudloff nutzte das Treffen am Dienstag auch, um sich von einer rechten Gruppierung zu distanzieren, die derzeit in Magdeburg und Umgebung unter gleichem Namen entstanden ist. "Damit haben wir absolut nichts zu tun. Wir sind weder eine Partei, noch pflegen wir rechtes Gedankengut", sagt er.
Die Hettstedter "Unsterblichen" würde sich einmal im Jahr zum Neujahrsfrühschoppen treffen. Da könne jeder mitmachen, der Lust habe. Mit einer Ausnahme: Frauen. "Wir sind aus der Tradition heraus eine reine Männertruppe", wirbt der Präsident um Verständnis.