Hartz IV Hartz IV: Nicht mal Geld für den Arzt
hettstedt/MZ. - Matthias Franz aus Hettstedt graut es vor Montag. Da hat der junge Mann mit den dunkelblonden Haaren einen wichtigen Arzttermin bei einem Chirurgen in Quedlinburg. Er soll sein verletztes Handgelenk begutachten. Angst vor der Untersuchung? Hat Franz nicht. Wohl aber davor, im Wartezimmer zu sitzen und dann gesagt zu bekommen: Tut mir leid, wir können Sie nicht behandeln. Die Angst ist berechtigt. "Ich bin seit ein paar Wochen nicht mehr krankenversichert, weil ich die Versicherung nicht mehr bezahlen kann", sagt Franz.
Bei weitem nicht das einzige Problem des 24-Jährigen. Nur noch einen Euro hat er auf seinem Konto. Alle Ersparnisse sind aufgebraucht, weil er seit fast zwei Monaten nicht einen Cent vom Jobcenter bekommen hat. Dabei ist die Zeit für das Arbeitslosengeld I seitdem abgelaufen. Warum er so lange vertröstet wird? Dafür hat Franz nur eine Erklärung: "Meine Oma ist im Mai gestorben und jetzt glaubt das Jobcenter, dass ich etwas geerbt habe."
Darüber kann sein Großvater Horst Franz nur den Kopf schütteln: "Ich habe noch drei Söhne, er ist in der Erbfolge noch gar nicht dran." Im Gegenteil. Wenn nicht sein Opa mit seiner Rente aushelfen würde, wäre das Konto von Mathias Franz längst überzogen. Ohne den Schlafplatz, den er ihm angeboten hat, wüsste er nicht wohin.
"Ich bin jede Woche beim Jobcenter Hettstedt und erkläre mein Problem. Aber keiner hilft mir, ich werde immer nur vertröstet", sagt Franz. Auf die Barauszahlung, die ihm vor drei Wochen von einem Mitarbeiter zugesagt wurde, wartet er bis heute. "Ich weiß einfach nicht mehr, wovon ich leben soll."
Die Antwort darauf hat Christian Landmann, Geschäftsführer des Jobcenters im Bereich Mansfeld-Südharz, auf MZ-Nachfrage zwar auch nicht parat. Er hat aber angekündigt, seine Mitarbeiter in Hettstedt auf den Fall aufmerksam zu machen. "Herr Franz soll so schnell wie möglich zum Jobcenter kommen und einen Termin bei einem Berater vereinbaren", rät Landmann. Wenn geklärt ist, ob er leistungsberechtigt ist, kann er mit einer raschen Hilfe rechnen.
"Unsere Mitarbeiter helfen in Notsituationen sehr schnell", sagt Landmann. Genauere Auskünfte, wie es zu der Verzögerung der Zahlung gekommen ist, konnte der Jobcenter-Geschäftsführer unterdessen nicht machen. Wenn ein naher Angehöriger eines Arbeitslosengeld-II-Empfängers gestorben ist, sei es jedoch wichtig, dem Jobcenter den Erbschein vorzulegen. Nur daraus könne der Bedarf der Antragsteller berechnet werden, erklärt Landmann.
Mathias Franz hat sich jedenfalls fest vorgenommen, das Angebot des Jobcenter-Geschäftsführers anzunehmen und sich am Donnerstag nochmals beim Jobcenter zu melden. Lange will Franz die Hilfe des Jobcenters sowieso nicht in Anspruch nehmen. "Ich würde gern wieder arbeiten." Weil er keine abgeschlossene Ausbildung hat, ist es aber schwer etwas in der Region zu finden. "Am liebsten würde ich etwas machen, was mit Holz zu tun hat. Vielleicht Dachdecker oder Tischler."