Gustav Voigt im Interview Gustav Voigt im Interview: "Ein Bürgermeister bewirkt alleine wenig er hat ein Team"

Mansfeld - Im März wird in der Einheitsgemeinde Mansfeld ein neuer Bürgermeister gewählt. Amtsinhaber Gustav Voigt tritt altersbedingt nicht mehr an. Im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung blickt er nun zurück auf seine Amtszeit, auf die Erfolge und Misserfolge. Und er erzählt, was er sich für die Zukunft vorgenommen hat. Die Fragen stellte Fabian Wagener.
Herr Voigt, was machen Sie am 2. Mai dieses Jahres?
Gustav Voigt: Sicherlich nicht ausschlafen, falls Sie das meinen (lacht). Man hat ja nach all den Berufsjahren einen gewissen Rhythmus.
Ich frage das, weil der 2. Mai der erste Tag ist, an dem Sie nicht mehr Bürgermeister in der Stadt Mansfeld sind. Sie sind dann im Ruhestand. Freuen Sie sich eigentlich darauf? Oder hätten Sie gerne weitergemacht?
Voigt: Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich darauf freue. Als ich 2011 angetreten bin, war ja klar, dass die Amtsperiode sieben Jahre dauert und ich zur Wahl in diesem Jahr nicht mehr antreten kann, da ich das 65. Lebensjahr überschritten habe. Das kommt jetzt also alles nicht überraschend, ich habe mich längerfristig damit beschäftigt.
In der Stadt bringen sich inzwischen die ersten Kandidaten für Ihre Nachfolge in Stellung. Was ist das für ein Gefühl, auf die Zielgerade Ihrer kommunalpolitischen Laufbahn einzubiegen?
Voigt: Es ist schon auch ein wenig ein erleichtertes Gefühl. Aber nach fast sieben Jahren ist es natürlich ohnehin so, dass man etwas gelassener ist, dass man mit den Dingen besser vertraut ist als zu Beginn der Amtszeit. Allerdings weiß ich natürlich, dass ich nach wie vor Verantwortung trage. Ich habe mir vorgenommen, eine gute Amtsübergabe zu machen, und meinen Urlaub extra so gelegt, dass ich in den letzten Wochen hier bin.
Zur Vorbereitung auf dieses Interview habe ich mal in unserem Archiv gestöbert. Am 1. April 2011, also vor der Stichwahl, haben Sie gegenüber der MZ einige Vorhaben formuliert, für die Sie sich einsetzen würden, sollten Sie Bürgermeister werden: Die Konsolidierung des Haushalts, die Unterstützung der Vereine, die Förderung des Tourismus - das waren Dinge, die Sie ansprachen. Haben Sie Ihre Ziele erreicht?
Voigt: Da möchte ich zunächst eines vorweg schicken: Wenn es um das Erreichen von Zielen geht, möchte ich nicht in der Ich-Form sprechen. Auch ein Bürgermeister bewirkt alleine wenig, er hat ein Team. Das ist die Verwaltung, das ist der Stadtrat, das sind die Ortsbürgermeister. Ziele können nur gemeinsam erreicht werden.
Und wie fällt Ihre Bilanz aus?
Voigt: Natürlich hat es beispielsweise mit dem Stadtrat auch Streitpunkte gegeben, aber das gehört zur Demokratie dazu. Ich denke aber, dass wir insgesamt ein gutes Team gebildet und die Stadt vorangebracht haben. Für die Vereine haben wir einiges getan, auch für den Tourismus. Den Haushalt konnten wir zwar nicht vollständig ausgeglichen gestalten, aber wir haben das strukturelle Defizit drücken können. Das finde ich doch recht beachtlich, zumal die Anforderungen an die Kommunen immer größer werden.
Wenn Sie auf die rund sieben Jahre zurückblicken: Was war Ihr größter Erfolg? Oder anders gefragt: Worüber freuen Sie sich besonders?
Voigt: Ich freue mich immer über Luthers Elternhaus und die Erweiterung mit dem Museumsneubau. Die Voraussetzungen dafür wurden ja schon von meinem Vorgänger geschaffen, und ich bin sehr glücklich darüber, dass es uns gelungen ist, das mit Unterstützung des Landes umzusetzen. Aus meiner Sicht ist das ein wichtiges Projekt, ein Meilenstein für die Stadt. Dadurch ist die Stadt Mansfeld weit stärker in den Fokus geraten. Es ist gelungen, den Tourismus anzukurbeln.
Und was war Ihre größte Niederlage?
Voigt: Niederlage ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber wo ich mit der Situation und auch mit mir ein wenig hadere, ist, dass es uns nicht gelungen ist, den Schulstandort abschließend zu sanieren. Trotz jahrelanger intensiver Arbeit hat das bislang nicht geklappt. Das ärgert mich schon. Aber wir werden ja nun einen weiteren Antrag auf Fördermittel stellen. Ich hoffe sehr, dass mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin darauf aufbauen können.
Apropos: Haben Sie für Ihren Nachfolger beziehungsweise Ihre Nachfolgerin einen Rat?
Voigt: Nein, mit Ratschlägen halte ich mich zurück.
Dann etwas allgemeiner gefragt: Was ist die größte Herausforderung im Bürgermeisteramt?
Voigt: Herausfordernd ist es auf alle Fälle, die manchmal sehr unterschiedlichen Interessen auszutarieren. Die Interessen zwischen den Bürgern, den Ortsteilen, dem Kreis und dem Land. Das ist nicht immer einfach.
Zum Abschluss nochmals eine Frage jenseits der Politik. Gibt es Dinge, die Sie schon immer machen wollten und die Sie nach Ihrem Ausscheiden aus dem Amt nun endlich realisieren wollen?
Voigt: Meine Frau und ich haben uns vorgenommen, kulturell mehr zu machen. Wir wollen in Konzerte gehen oder ins Theater, nicht nur im näheren Umfeld, sondern auch in größeren Metropolen. Und wir wollen verreisen. Im Januar haben wir schon eine kleine Kreuzfahrt im westlichen Mittelmeer gemacht, daran haben wir Gefallen gefunden. Vielleicht geht es mal nach Skandinavien. (mz)