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Gedenken an Erich Schulz Gedenken an Erich Schulz: Tod auf der Abschiedstour

Von Claudia Crodel Und Anke Losack 14.04.2014, 21:02
Ehrerweisung für Erich Schulz am Gedenkstein. Radsportlegende wäre am Montag 100 Jahre alt geworden
Ehrerweisung für Erich Schulz am Gedenkstein. Radsportlegende wäre am Montag 100 Jahre alt geworden Lukaschek Lizenz

Höhnstedt/MZ - Ein großer Menschenauflauf. An der alten B 80 zwischen Rollsdorf und Wansleben versammelten sich am Montagnachmittag rund 50 Radsportbegeisterte, um an ihren 1956 verunglückten Freund, Vereins- und Sportkollegen Erich Schulz zu gedenken. Ein Gedenkstein erinnert an seinen schrecklichen Unfall mit Todesfolge und zugleich an die Radsportlegende, die einst im Team der Post-Mannschaft Berlin radelte, und Idol vieler junger Radsportler war. Schulze wäre am Montag 100 Jahre alt geworden.

Über das Leben von Erich Schulz ist im Scheunen-Verlag ein Buch erschienen: „Erich Schulz - Leben mit dem Radsport“. Freunde und Weggefährten haben es zusammengestellt. So schreibt Gustav Adolf „Täve“ Schur, „Erich war auch mein Lehrmeister“. Besonders bewundert habe er Erich, „wenn er wie ein Feldherr Regie führte. Ich meine damit seine Übersicht im Rennen (...) wenn ich betone, daß mein älterer Freund auch in dieser Beziehung mein Vorbild war (...), so entspricht das den Tatsachen.“

Überwiegend aus Berlin waren Ehrerweisende angereist. „Es ist uns ein inneres Bedürfnis, unseren Erich zu ehren“, meinte Gerhard Köhler (86), langjähriger Mannschaftsleiter von Schulz. „Wir wollen unsere Achtung vor ihm erweisen“, fügte Hans Weihe (81) an. Er, Köhler und Heinz Lüdke (81) sind noch übrig von der Mannschaft von damals. Damals im Jahr 1956, in dem Jahr als Schulz starb. Auf einer DDR-Rundfahrt im Juli - konkret auf der Etappe Halle-Gotha am 11. Juli 1956 - kam es an besagter Stelle zu einem Sturz, in den sechs Radrennfahrer verwickelt waren. Schulz stürzte so unglücklich, dass er noch auf der Fahrt im Rettungswagen in Richtung Krankenhaus verstarb.

Am Montag jährte sich der Geburtstag von Erich Schulz zum 100. Mal. Noch heute erinnern sich viele Radsportfreunde an den erfolgreichen Sportler, der im Laufe seiner Karriere etliche Radrennen gewonnen hatte und in seinem Todesjahr eigentlich mit dem aktiven Straßen-Rennsport aufhören wollte.

"Lehrmeister von Täve Schur"

Einer von ihnen ist auch Eckhard Bauer. „Schulz war eine richtige Größe, ein Aushängeschild. Und er war Lehrmeister von Täve Schur “, sagt der heute 70-jährige, der früher bei der BSG Aktivist Gölzau selbst Radsport betrieben hat. Bauer hat es sich seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, sich um den Gedenkstein bei Höhnstedt zu kümmern. „Im Frühjahr pflanze ich dort Stiefmütterchen, später im Jahr dann immer Eisbegonien. Und zu Totensonntag decke ich alles rund um den Stein ein“, erzählt er. Das mache er ehrenamtlich und es sei ihm ein inneres Bedürfnis. „Als ich mit dem aktiven Radsport aufgehört habe, konnte ich nicht wirklich richtig aufhören. Ich habe weiter trainiert, bin regelmäßig große Strecken gefahren, oft am Gedenkstein von Erich Schulz vorbei“, erinnert er sich. Da sei er darauf gekommen, sich um die Pflege zu kümmern.

Noch heute fährt Bauer so gut wie jede Woche zwei Mal, meist dienstags und donnerstags, eine größere Strecke mit dem Rad. Regelmäßig trifft er sich dazu mit anderen Radsportsenioren in Halle, von wo aus die Touren starten.

Viele einstige Radsportler haben Erich Schulz nicht vergessen. Zu runden Geburts- oder Todestagen des großen Rennfahrers versammeln sie sich immer wieder am Gedenkstein. Darunter auch die ehemalige Mannschaftskameraden von Post Berlin, die am Montag da waren. „Mit ihnen haben wir bis heute eine gute Verbindung“, meint Eckhard Bauer.