Ja zum Ja-Wort Förderverein Schloss Mansfeld: Mitglieder stimmen für gleichgeschlechtliche Trauungen auf dem Schloss

Mansfeld - „Eindeutig.“ Mit diesem Wort beschreibt Volker Schmidt vom Förderverein Schloss Mansfeld die Entscheidung der Mitglieder. Die nämlich kippten am Sonntag die Entscheidung des Vorstands, keine Paare mehr vor der traumhaften Kulisse des jahrhundertealten Schlosses zu trauen. „Es wird wieder Trauungen, auch von Homosexuellen, auf dem Schloss geben“, sagte der Vereinssprecher am Montag der MZ.
Vereinsmitglieder kippen in Abstimmung Entscheidung des Vorstands zu Eheschließungen auf Schloss Mansfeld
33 stimmberechtigte Mitglieder seien am Sonntag vor Ort gewesen. Wie viele von ihnen sich dafür aussprachen, wieder Paare auf dem Schloss zu trauen, konnte Schmidt nicht genau sagen. „Das Ergebnis fiel jedoch eindeutig aus“, so der Sprecher. „Die Entscheidung des Vorstands wurde von den Mitgliedern gekippt.“
Wann genau sich Paare vor der Kulisse des jahrhundertealten Schlosses wieder das Ja-Wort geben können, ist aber noch unklar. Laut Schmidt werde der Vorstand nun eine neue Vereinbarung aufsetzen und der Stadt Mansfeld vorlegen.
Die signalisierte bereits Zustimmungsbereitschaft. „Wir sind bereit, wieder mit dem Förderverein zusammenzuarbeiten, daran hat sich nichts geändert“, sagte Mansfelds Bürgermeister Gustav Voigt der MZ.
Damit ist ein heikler Punkt in der Zusammenarbeit zwischen Förderverein und Stadt aus der Welt geräumt: Der Vorstand um den Vorsitzenden Frank Renneberg hatte im Februar über das Ende der Trauungen auf dem Schloss entschieden. Eine entsprechende Vereinbarung mit der Stadt, die es dem hiesigen Standesamt ermöglichte, einen Raum des Schlosses für Trauungen zu nutzen, wurde vom Vereinsvorstand gekündigt. Nach der Kündigung machte der Verein der Stadt Mansfeld den Vorschlag, eine neue Vereinbarung zu treffen. Der Inhalt: Es sollten künftig wieder Trauungen auf dem Schloss stattfinden - dann aber nur zwischen Männern und Frauen, nicht zwischen Homosexuellen. Die Stadt lehnte ab.
Förderverein kündigt wegen Trauung eines schwulen Paares Vertrag mit Stadt
Anlass war die geplante Trauung eines gleichgeschlechtlichen Paares. Die Männer hatten die Verpartnerung mit dem Standesamt abgesprochen. Weil sie für die Feier zusätzliche Räume auf dem Schloss mieten wollten, wandten sie sich an den Förderverein als Hausherrn. Der kündigte daraufhin die Vereinbarung mit der Stadt. „Eine Familie besteht in unseren Augen aus Vater, Mutter und Kind“, sagte Ranneberg damals der MZ. Von der Öffentlichkeit, aber auch aus den eigenen Mitgliederreihen hagelte es daraufhin harsche Kritik an der Vorstandsentscheidung.
Auch Sachsen-Anhalts Justiz- und Gleichstellungsministerin Anne-Marie Keding (CDU) hatte sich zu Wort gemeldet. Es ist „sehr bedauerlich, dass es immer noch Vereine in Sachsen-Anhalt gibt, die so ablehnend auf Lebenspartnerschaften reagieren“, sagte Keding nach Bekanntwerden des Falls. Eva von Angern, gleichstellungspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, sprach von einem „erschreckenden Menschenbild“ und forderte Konsequenzen. (mz)