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Fest zu Luthers Einschulung  Fest zu Luthers Einschulung : Kunstwerk aus 3.000 Nägeln entworfen

Von Susann Salzmann 04.04.2016, 12:09
Kunst-Handwerker: Marc Fromm (rechts) aus Halle arbeitet an einem Nagel-Bild, das Martin Luther zeigt.
Kunst-Handwerker: Marc Fromm (rechts) aus Halle arbeitet an einem Nagel-Bild, das Martin Luther zeigt. Susann Salzmann

Mansfeld - Ein ungewöhnliches Kunstprojekt hat beim Fest zu Luthers Einschulung am Sonnabend für Aufsehen gesorgt. Unter Anleitung von Marc Fromm arbeiteten Jung und Alt vier Stunden lang an einer meterlangen Massivholzplatte. Sie hämmerten rund 3 000 Nägel verschiedenster Größe ein, um die Kontur Martin Luthers darzustellen. Mit Bleistift hatte sie der Künstler auf der Holzplatte vorgezeichnet. Filigran markierten die Striche die Gesichtskonturen. Genauso fein sind die Nägel, die der Meister und Ideengeber selbst bis zum Nagelkopf dicht an dicht einschlägt - eine Sisyphusarbeit. Fromm hat im vergangenen Jahr die Plastik „Luther als Treckejunge“ für das Nordportal der St. Georgskirche geschaffen.

Die Verbindung zu Luther liegt für den halleschen Künstler, der unter anderem schon mit dem Landeskunstpreis ausgezeichnet worden ist, auf der Hand: Immerhin habe der Reformator selbst mit Hammer und Nagel gearbeitet, als er seine legendären 95 Thesen an der Wittenberger Kirche angebracht habe. Die historische Persönlichkeit bilde und präge die Identität Mansfelds, erzählt Fromm, wie er auf die Idee gekommen ist. Eine Idee, an deren Umsetzung er beim Fest nicht allein arbeitet. Immer wieder kommen Kinder, nehmen den Hammer in die Hand, lassen sich kurz einweisen. Die Nägel müssen entlang der vorgezeichneten Linien eingehämmert werden. „Und dort beginnt die Robe. Da muss die gesamte Fläche dicht mit Nägeln bearbeitet werden“, sagt Fromm zu der zehnjährigen Jasmina Lia Reis. Darin habe sie Routine, antwortet das Mädchen, schließlich werkele sie zu Hause auch gern mit Vater und Nachbarsjungen.

Ein Kunstwerk fürs Museum

„Wirklich eine sehr schöne Idee, vor allem weil jeder mitmachen kann“, lobt Franziska Knispel. Selbst ihr dreijähriger Sohn Hannes hämmerte, während Vater Andreas Knispel den Nagel hielt. Und auch Opa Peter Knispel saß mit am Arbeitstisch. Ausdauernd arbeitete die Familie an der Robe Luthers. Sie finden: Das Kunstwerk soll in Mansfeld verbleiben. „Im Luthermuseum ist es sicher gut aufgehoben“, meint Andreas Knispel, der aus Mansfeld stammt und mit seiner Familie in Hessen wohnt. Die etwa 80 Kilogramm schwere „genagelte“ Luther-Darstellung gehört der Kirchengemeinde. Was damit passieren soll? „Da so viele unserer Kinder mit daran gearbeitet haben, sollte das Kunstwerk an einem Ort in Mansfeld angebracht werden“, so Pfarrer Matthias Paul. Rathaus oder Grundschule sehe er als mögliche Standorte an. Eine endgültige Entscheidung darüber ist aber noch nicht gefallen.

„Schlossgeister“ sind Tradition

Ein traditioneller Programmpunkt des Einschulungs-Festes ist das kleine Theaterstück, das die „Schlossgeister“ an Luthers Elternhaus aufführen. Die Texte schreiben seit Jahren Wolfgang Heisig und seine Frau. Ihre Botschaft in diesem Jahr war die Aufforderung, den vorurteilsfreien Dialog zu suchen. Erstmals verbinde die Geschichte Moderne mit Historie: Was wäre, wenn sich Luther und Kopernikus in der Gegenwart begegnen und sich über die unterschiedlichen Weltansichten von damals unterhalten würden? „Ich habe den Eindruck, die Welt zu schützen, wird immer schwieriger“, sagt der Kopernikus von heute (Marko Schilling). „Und ich bemerke, dass es die Konfessionen untereinander immer schwerer haben, sich zu verständigen“, fasst der Luther der Gegenwart (Falko Lingslebe) zusammen. Das Stück, aus mehreren Szenen bestehend, ist kurz und prägnant. Für das nächste Jahr - zum Reformationsjubiläum - wollen die Schlossgeister sozusagen den lutherischen Höhepunkt ihrer Darstellungen vorbereiten. Dann werde die Aufführungszeit auf 45 Minuten verdoppelt, was natürlich auch eine dementsprechend längere Einstudierung bedeutet. „Wir beginnen jetzt schon mit der Ideensammlung“, sagt Heisig. Anregungen aus der Bevölkerung seien herzlich willkommen. Aber: „Die historische Ebene muss stimmen.“ Darüber hinaus würde sich die Truppe für die weiteren Aufführungen noch mehr Kinder, vor allem im Grundschulalter, wünschen. (mz)

Andreas Knispel und Sohn Hannes hämmern.
Andreas Knispel und Sohn Hannes hämmern.
Susann Salzmann
Bei den Schlossgeistern treffen sich Luther und Kopernikus.
Bei den Schlossgeistern treffen sich Luther und Kopernikus.
Susann Salzmann