„Möge der Bessere gewinnen!“ Döring oder Hartwig - Die Qual der Stichwahl in Gerbstedt
Bürgermeisterwahl in Gerbstedt: Nach dem Votum überwiegt die Überraschung über das gute Abschneiden des abgewählten Bürgermeisters Bernd Hartwig.
Gerbstedt
Dass es bei der Bürgermeisterwahl in Gerbstedt eine Stichwahl geben würde, das war angesichts von sechs Kandidaten keine große Überraschung. Dass es neben Ulf Döring (CDU) aber ausgerechnet der abgewählte Bürgermeister Bernd Hartwig (parteilos) in die Stichwahl schafft, das haben nach turbulenten vergangenen Monaten in der Einheitsgemeinde wohl nur wenige vermutet. „Damit war nicht unbedingt zu rechnen“, sagte sogar Hartwig selbst zum Ergebnis.
Ein Blick auf die Wahlergebniss in den Ortschaften von Gerbstedt
So überraschend die Konstellation auf den ersten Blick sein mag - es gibt auch Erklärungsansätze: So wurde Hartwig im Januar zwar von rund zwei Dritteln der Wähler abgewählt. Allerdings stimmten eben auch gut 34 Prozent für ihn. Dass er nun am Sonntag noch 24 Prozent holte, zeigt vor allem: Hartwigs Anhänger stehen zu ihm - trotz viel Kritik und einem Eklat im Stadtrat, bei dem er Anfang März provozierte und fragte, ob Interims-Bürgermeisterin Jutta Fischer noch gebraucht werde.
Derweil fielen die Ergebnisse in den Ortschaften der Einheitsgemeinde sehr unterschiedlich aus: So gewann Döring, der mit 36,18 Prozent insgesamt die meisten Stimmen holte, nicht nur unter den Briefwählern, sondern siegte auch in Welfesholz, Rottelsdorf, Heiligenthal, Freist sowie den drei Wahlbezirken der Kernstadt Gerbstedt. Er konnte also vor allem im Zentrum der Kommune Stimmen sammeln. Hartwig hingegen siegte in Augsdorf, Friedeburg, Friedeburgerhütte, Ihlewitz und Zabenstedt - mehrheitlich also im Osten der Einheitsgemeinde. Harald Oster (FDP), der als unabhängiger Kandidat antrat, gewann in Siersleben und in Hübitz im westlichen Teil.
„Dem gewählten Bürgermeister viel Erfolg bei der Führung der Einheitsgemeinde!“
Oster, der die drittmeisten Stimmen erhielt, sprach indes von einem „klaren Votum“. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Wahl so klar für Herrn Döring ausfällt.“ Er sei er derweil dankbar für das Vertrauen, das ihm innerhalb kurzer Zeit entgegengebracht wurde. Sein Einsatz für die Freie Schule Siersleben werde bestehen bleiben. Zur Stichwahl wollte Oster sich nicht konkret äußern. „Ich werde keine Wahlempfehlung aussprechen.“ Gerd Oberländer (parteilos) erklärte, das Ergebnis von 14,19 Prozent sporne ihn an, weiter kommunalpolitisch aktiv zu sein und sich zu engagieren. Eine Empfehlung für die Stichwahl wollte auch er nicht abgeben. „Dem gewählten Bürgermeister viel Erfolg bei der Führung der Einheitsgemeinde!“
Matthieu Stange (parteilos) erklärte, angesichts seiner ersten Kandidatur mit dem Ergebnis (6,55 Prozent) zufrieden zu sein. Dass Bernd Hartwig so gut abgeschnitten hat, habe ihn überrascht. Zur Stichwahl sagte er nur, dass er auf eine „konstruktivere Zusammenarbeit“ des neuen Bürgermeisters hoffe und fügte an: „Möge der Bessere gewinnen!“ René Sparing (parteilos), der 2,46 Prozent erhielt, erklärte, mit einem ähnlichen Ergebnis gerechnet zu haben. Er werde bei der Stichwahl Hartwig unterstützen. (mz/Felix Fahnert)