Dörfer in Mansfeld-Südharz sollen Flüchtlinge aufnehmen Dörfer in Mansfeld-Südharz sollen Flüchtlinge aufnehmen: Kreis bremst Helfer aus

Thondorf - Das hatte Dieter Weitzel so nicht erwartet: Einen Tag, nachdem der Landwirt aus Thondorf eine E-Mail an Landrätin Angelika Klein (Die Linke) geschrieben und darin Wohnraum für Flüchtlinge angeboten hatte, bekam er von der Kreisverwaltung am Mittwoch eine enttäuschende Antwort. „Sie wollen sich melden“, hieß es. Wann, das sei ungewiss, so Weitzel, der in dem Gerbstedter Ortsteil einen Gutshof betreibt.
Dabei hatte die Landrätin noch Anfang der Woche angekündigt, von der ursprünglichen Praxis, Asylbewerber und Flüchtlinge nur in den drei großen Städten Eisleben, Hettstedt und Sangerhausen unterzubringen, abzurücken und Unterkünfte auch in Dörfern suchen zu wollen.
Weitzel hat sich daraufhin gemeldet. Der Thondorfer will helfen. „Ich habe auf meinem Gutshof eine circa 100 Quadratmeter große Wohnung. Gerne biete ich diese mit Küche und Bad für Flüchtlinge an“, teilte er dem Landkreis mit. Er wisse, was es heißt, Flüchtling zu sein. „Meine Familie wurde von den deutschen Kommunisten 1945 zur Flucht gezwungen“, so Weitzel. Er sei darum selbstverständlich zur Flüchtlingshilfe bereit.
Seine Erwartungen wurden nun gedämpft. Wie Landkreissprecherin Michaela Heilek auf Anfrage sagte, hatten sich auf die Ankündigung der Landrätin mehrere Privatpersonen aus dem Landkreis bei der Kreisverwaltung gemeldet und Unterbringungsmöglichkeiten angeboten. Es werde je nach Einzelfall entschieden, so Heilek.
Betreuung muss abgesichert sein
Neben der Unterbringung müsse auch die Betreuung abgesichert sein. Und da könne keine Entscheidung von heute auf morgen getroffen werden, sagte sie. Sie beteuert, dass man Lösungen suche, wie engagierte Bürgerinnen und Bürger in die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen im Landkreis eingebunden werden können. Gleichzeitig sucht der Landkreis derzeit gemeinsam mit Bürgermeistern Standorte zur möglichen Unterbringung von Flüchtlingen. „Es gibt einige Angebote, aber wir werden im Vorfeld nicht über konkrete Standorte sprechen“, sagt Heilek und verweist dabei auf die aktuelle Entwicklung in Deutschland. So waren in den vergangenen Wochen immer wieder gerade fertiggestellte Unterkünfte für Asylbewerber in Brand gesetzt worden.
Der Thondorfer Weitzel spielt schon länger mit dem Gedanken, den freien Wohnraum auf seinem Gutshof als Flüchtlingsunterkunft anzubieten. Darum nahm er schon vor einigen Wochen mit dem Verein „Pegasus“, der im Landkreis Flüchtlinge betreut, Kontakt auf. „Mitarbeiter haben sich die Wohnung angesehen und teilten mir mit, erst im Winter wieder Wohnraum zu benötigen, weil erst dann die Balkanflüchtlinge wiederkämen“, so der Thondorfer, der am liebsten eine Familie aufnehmen würde. Wenn junge Männer untergebracht werden müssten, wäre ihm das aber auch recht. Weitzel: „Wenn die Menschen vom Tod bedroht sind, müssen wir helfen.“ (mz)