Strömungsrettung bei Hochwasser Die DLRG braucht Förderungsmittel
Die Wasserrettung ist nicht vollständig für Überschwemmungen gewappnet. Warum eine Ausbildung zum Strömungsretter wichtig ist und warum das Geld fehlt.
Hettstedt. - Schon mal was von einem Strömungsretter gehört? Spätestens bei dem Helmehochwasser hat jeder gesehen, wie wichtig sie sind. In den letzten Jahren ist die Rettung aus strömenden Gewässern - daher also der Begriff - in den Fokus gerückt. Dazu wurden spezielle Techniken entwickelt, die sich Einsatzkräfte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aber nur mittels Weiterbildungen aneignen können. „Wir müssen den Feuerwehrleuten bei Deichsicherungsarbeiten am Fluss helfen. Wir sind dafür da, zu verhindern, dass sie in den Fluss fallen“, erzählt Max Schwan (21), Leiter der Öffentlichkeitsarbeit für die DLRG der Ortsgruppe Hettstedt. Wenn es zu großen Überflutungen komme, dann brauche es Strömungsretter, um jeden aus dem Fluss holen zu können.
Letzten Monat hat der Verein damit begonnen, Mitarbeiter auf Lehrgänge zu schicken. Demzufolge waren drei Einsatzkräfte für vier Tage bei einer Wildwasserbahn in der tschechischen Stadt Roudnice, um die Techniken der ersten Stufe zu erlernen. „Dadurch konnte Strömungsverhalten perfekt simuliert werden“, sagt Schwan. Der Verein ist dort mit 15 anderen Leuten aus verschiedenen Landesverbänden angereist. Die Voraussetzung war ein spezieller Fitnesstest, um die Ausdauer und Kraft der Teilnehmenden zu testen. Während der Ausbildung lernen die Teilnehmenden besondere Seiltechniken und hinreichende Kenntnisse zum Rafting kennen. „Von der Abseiltechnik bis hin zur Höhenrettung ist alles dabei“, meint Schwan. Mit den Ortsgruppen von Halle und Weißenfels arbeitet der Verein Hand in Hand. „Durch eine Ausbildung zusammen können wir uns auf gemeinsame Einsätze gut vorbereiten“, meint Schwan.
Insgesamt sind drei Stufen zu absolvieren, um alle Kenntnisse der Strömungsrettung inne zu haben. Daher wird es für die drei Mitarbeiter der DLRG Hettstedt noch zwei weitere Lehrgänge geben. Und auch für das restliche Team soll eine Weiterbildung erfolgen. „Es sind immer sechs Einsatzkräfte pro Dienst eingeplant, da wir mit Krankheitsfällen rechnen müssen. Und wenn das Handy klingelt, dann müssen wir sofort los“, sagt Schwan.
Doch im „Aufstellungserlass Katastrophenschutz“ von Sachsen-Anhalt ist die Strömungsrettung nicht aufgelistet. „Wir bekommen keine Fördergelder“, so Schwan. Und tatsächlich: Unter dem Punkt zur Wasserrettung in jenem Aufstellungserlass sind nur Rettungsboote und Einsatztaucher gefordert, Strömungsretter werden nicht erwähnt. Das Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge (IBK) schreibt dazu: Das „Bergen und Retten von Menschen aus Wassergefahren sowohl unter Wasser als auch über Wasser einschließlich sanitätsdienstlicher Erstmaßnahmen“ sei die Aufgabe der Wasserrettung.
Schwan halte es für dringend geboten, bei der Wasserrettung nachzurüsten. „Bei den plötzlichen Sturmfluten und Hochwasserereignissen kommt die DLRG an ihre Grenzen“, sagt Schwan. Die Landesvorgaben dazu sollen wohl überarbeitet werden. Bis dahin muss sie die Ausbildung aus eigener Tasche bezahlen und ruft zusätzlich zur Spende auf. 2.000 Euro pro Einsatzkraft sind nötig, um die spezielle Ausrüstung und den Lehrgang finanzieren zu können. Das schließt Neoprenanzug, Schutzhut, Stiefel, Handschuhe und Seiltechniken mit ein. „Die brauchen wir beim Abseilen von einer Brücke, damit derjenige, der abgetrieben ist, von uns rausgezogen werden kann und wir auch rückgesichert sind“, erklärt Schwan.
Die Wasserrettung müsse so schnell wie möglich tätig werden. „Für unsere Einsatzkräfte hat sich einen neue Welt eröffnet“, meint Schwan. Sie hätten nun so viele neue Möglichkeiten, aber nur, wenn sie den Lehrgang zum Strömungsretter auch wirklich antreten könnten.