Verärgerung in Hettstedt Corona-Lockerung: Möbel Ritter in Hettstedt weiterhin geschlossen

Hettstedt - Für die Einzelhändler ist die mehr als vierwöchige Corona-Zwangspause vorbei. Seit Montag dürfen Geschäfte bis maximal 800 Quadratmeter Verkaufsfläche wieder öffnen. Auch Autohäuser können wieder starten. Sie sind wie die Bau- und Gartenmärkte, die die ganze Zeit über geöffnet waren, von der Größen-Regel ausgenommen.
Volker Ritter ist verärgert über diese Festlegung der Landesregierung. Er ist Geschäftsführer der Möbel Ritter GmbH, die in Gernrode (Landkreis Harz) und Hettstedt zwei Möbelhäuser betreibt. Mit 5.000 (Gernrode) beziehungsweise 6.000 Quadratmetern (Hettstedt) Verkaufsfläche liegen sie deutlich über der Grenze und müssen deshalb vorerst weiter geschlossen bleiben.
Corona-Lockerung: „Ich verstehe die Regel mit den 800 Quadratmetern nicht“
„Ich verstehe die Regel mit den 800 Quadratmetern nicht“, sagt Ritter im Gespräch mit der MZ. Etwas anderes wäre es seiner Meinung nach, wenn zum Beispiel die Möbelbranche insgesamt betroffen wäre. „Aber das ist ja nicht so. Jedes kleine Küchenstudio darf jetzt wieder öffnen.“ Und auch die Baumärkte dürften Möbel verkaufen.
Gerade in einem großen Möbelhaus würde sich der empfohlene Abstand gut eingehalten lassen. „Hier können 50 Leute herumgehen, ohne dass sie sich nahe kommen“, sagt Ritter. „Erfahrungsgemäß haben wir sowieso nicht so viele Kunden gleichzeitig im Haus. Wir sind ja in einer ländlichen Gegend.“ Ritter hofft, dass es vielleicht im Mai wieder losgehen könnte. „Wir bereiten uns darauf vor.“ So würden die Arbeitsplätze mit Plexiglasscheiben ausgestattet und Desinfektionsmittel beschafft.
Möbel Ritter: Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit
Beide Möbelhäuser zählen insgesamt 40 Beschäftigte. Wie der Geschäftsführer sagt, seien die Mitarbeiter im Verkauf und im Büro in Kurzarbeit. Die Arbeitszeit sei auf 50 Prozent heruntergefahren. „Gott sei Dank dürfen wir noch die bestellten Möbel ausfahren“, so Ritter. „Die Touren müssen geplant und abgewickelt werden. Auch für Reklamationen müssen Ansprechpartner da sein“, sagt der Geschäftsführer. Es gebe also durchaus noch zu tun.
„Den fehlenden Verkauf werden wir dann in den nächsten Wochen merken. Das Loch kommt bei uns versetzt an.“ Die Soforthilfe des Landes, die das Unternehmen beantragt hat, werde zwar nur einen kleinen Teil der Umsatzausfälle kompensieren können. „Aber jede Hilfe ist natürlich besser als keine Hilfe.“ Zumal Ritter sich vorstellen kann, dass die Kunden vielleicht erst einmal zurückhaltend mit Käufen sind, wenn denn die Möbelhäuser wieder öffnen dürfen.
Familienunternehmen seit 1991
Das Familienunternehmen Möbel Ritter ist 1991 in Gernrode gegründet worden. Hervorgegangen ist die Firma aus einem Handwerksbetrieb, den der Polsterer und Tapezierer Lothar Ritter ab 1957 mit seinem Vater Ernst und seiner Ehefrau Lilli betrieben hatte. Lothar Ritters Sohn Volker stieg 1986 mit ein. Nach der Wende wurde es mit der Polsterei immer schwieriger, so dass sich die Familie entschloss, sich auf den Handel zu konzentrieren.
Die neue Firma mit dem Vater Lothar Ritter, seiner Frau Lilli und den beiden Söhnen Volker und Uwe startete bescheiden - „in einer Garage auf 30 Quadratmetern“, so Uwe Ritter, der heute mit seinem Bruder als Gesellschafter die Geschäfte führt. Kurze Zeit später zog das Unternehmen in den damaligen „Modering“ in Gernrode. 1995 kaufte die Firma ein Grundstück der ehemaligen Harzer Likörfabrik und baute die Produktionshalle zum Möbelhaus aus. 1999 kam der zweite Standort in Hettstedt dazu. „Mit der bisherigen Entwicklung sind wir sehr zufrieden“, so Volker Ritter. „Ich hätte früher nie gedacht, wie viele Stammkunden man haben kann.“ (mz)