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Ärzteschwund in Mansfeld-Südharz Ärzteschwund in Mansfeld-Südharz: So klappt der Generationenwechsel in der Praxis

Von Daniela Kainz 24.11.2018, 08:00
Hausärztin Christina Thomas freut sich: Christoph Seidel wird ihr Nachfolger.
Hausärztin Christina Thomas freut sich: Christoph Seidel wird ihr Nachfolger. Jürgen Lukaschek

Klostermansfeld - Einmal öffnet sich die Tür des linken Behandlungszimmers, dann mal die Tür des rechten Behandlungszimmers. Christina Thomas arbeitet in ihrer Klostermansfelder Hausarztpraxis Hand in Hand mit ihrem jungen Kollegen Christoph Seidel.

Nur noch wenige Wochen, dann wird der 32-Jährige die Patienten allein betreuen. Die promovierte Allgemeinmedizinerin Thomas geht zum Jahresende in den wohlverdienten Ruhestand. Nach 42 Jahren im Dienste der Medizin.

Sie sieht dem neuen Lebensabschnitt mit Freude entgegen, will auf Wandertouren in der Umgebung gehen und mehr Zeit mit ihren drei Enkeln verbringen.

Die Praxis in guten Händen

Der Abschied vom Berufsleben würde ihr schwerer fallen, wenn sie die Türen ihrer Praxis für immer schließen müsste. Die Medizinerin freut sich, dass es anders kommt.

Das hat sie mit ihren langjährigen Patienten gemeinsam: „Sie sind glücklich und erleichtert, dass es weitergeht.“

Thomas tat einiges dafür, dass die nahtlose Praxisübergabe jetzt möglich wird. „Ich habe mich rechtzeitig um einen Nachfolger bemüht.“

Vor fünf Jahren begann Thomas zu suchen. So schnell, wie jetzt die erfolgreiche Suche erzählt ist, war sie allerdings nicht.

Thomas musste Rückschläge hinnehmen. Interessenten, die sie über die Praxisbörse der Kassenärztlichen Vereinigung kennenlernte, wollten nicht extra aufs Land ziehen, um die Praxis zu übernehmen.

Als Glücksfall erwies sich schließlich die Koordinierungsstelle für Weiterbildung zum Facharzt in der Allgemeinmedizin in Halle. Unter deren Dach können ausbildende Ärzte und Studenten in Kontakt treten.

Bei dieser Gelegenheit traf die Medizinerin auf Seidel. Er kam frisch von der Uni und absolvierte schließlich das erste und das letzte Jahr seiner fünfjährigen Facharztausbildung bei ihr. Der Zufall: Der junge Mann stammt aus dem nur wenige Kilometer entfernten Gräfenstuhl.

Den Kontakt zu ihm ließ Thomas nicht abreißen, als Seidel die anderen drei Ausbildungsjahre an anderer Stelle verbrachte. Was lag da also näher, als dem jungen Mediziner die Praxis anzubieten.

Landarzt statt Klinikum

„Eigentliche wollte ich mit meiner Arbeit in einem Krankenhaus beginnen“, erinnert sich Seidel.

Grundsätzlich konnte er sich aber den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit vorstellen, vielleicht aber nicht ganz so früh.

Dennoch: Die Aufgabe reizte ihn und er sagte zu. Seidel glaubt ohnehin, je eher man diesen Schritt wage, umso besser sei es.

In den letzten Monaten der gemeinsamen Zusammenarbeit trat Allgemeinmedizinerin Thomas Stück für Stück zurück und gab mehr und mehr Verantwortung an ihren Nachfolger ab. Mit Rat und Tat unterstützte sie ihn.

Die Hausärztin verabschiedet sich mit einem guten Gefühl. Ihre Praxis, die drei Angestellten und ihre vielen Patienten weiß sie bei dem jungen Mann in guten Händen.

Welchen Ratschlag die 65-Jährige ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben möchte? „Er soll sich seine Ruhe und Gelassenheit bewahren.“ (mz)