Arnstedter Pfingstbrauch Arnstedter Pfingstbrauch: Schlafanzugträger fangen 1051 Eier und bereiten sie zu

Arnstedt - Könnten die Arnstedter nicht bereits ihren findigen Spitznamen „Mohrenköpfe“ vorweisen, man könnte ihnen mit Blick auf die rege gelebten Traditionen im Ort auch den Zusatz der „Tag-Schlafwandler“ oder „Eierbräter“ geben. Das dazugehörige Brauchtum soll in den kommenden Jahren wiederbelebt oder - genauer gesagt - intensiver gelebt werden. Das zumindest wünscht sich Nadine Buchmann, die zum traditionellen Umzug durch den Ort am Pfingstmontag im inoffiziell geltenden Dresscode erschienen ist: einem Schlafanzug. In einem kunterbunten Strampleranzug für Erwachsene.
Lange Tradition
„Nein, nein“, sagt die 37-Jährige lachend, dabei handele es sich nicht etwa um das übliche Nachtgewand. „Die stammen noch aus meiner Jugend“, erzählt die gebürtige Arnstedterin. Schon vor gut zwei Jahrzehnten habe sie aus Jux an dem Umzug im Schlafdress teilgenommen. So auch diesmal, obwohl das Thermometer mit acht Grad Celsius alles andere als eine kuschelig warme Temperatur vorzuweisen hatte. Daher trägt sie eine Jeans und zwei Pullover drunter.
Mit ihrer Bekannten Sabine Haar aus Ilsenburg waren die beiden die einzigen Frauen in einer ansonsten gut ein Dutzend großen Schar Männer, die Schlafanzüge trugen.
Geschlechtliche Gleichberechtigung im Schlafanzug, das ist dem passionierten Schlafanzugträger mit Wollmütze und Skibrille, Peter Hänschen, ein wichtiges Anliegen gewesen. Er ist Vizevorsitzender des im Februar 2016 neu gegründeten Heimatvereins. Aus den gut zwölf Verkleideten sollen perspektivisch in den kommenden Jahren zwei, drei und noch mehr Dutzend Teilnehmer werden.
Drei Packungen sind durchschnittlich abgegeben worden
Die skurrile Optik der Umzugsteilnehmer könnte mitunter für eine noch höhere Eierausbeute sorgen. „Diesmal hat fast jeder drei Packungen Eier gegeben“, sagt die Mutter einer siebenjährigen Tochter und deutet die zahlreichen Verpackungen, die nach Umzugsende flugs ins Sportlerheim transportiert worden sind. Dort standen die, die am Hauptaktionstag den wohl härtesten Job haben: Die Zubereitung von insgesamt 1.051 Eiern in Rekordzeit.
Und weil selbst sieben hochmotivierte Küchenkräfte nicht alle Eier auf einmal zubereiten können, wendeten sich die Schlafanzugsträger dem Eierweitwurf zu. Theoretisch sollen dabei die rohen Eier aus einer Entfernung von bis zu 50 Metern gefangen werden. Die Realität sieht natürlich anders aus. Werfen im Abstand von sechs Metern zueinander. Der Flachs der einen bedarf die gezielte Landung eines Eies auf dem Kopf eines anderen. Peter Hänschen „erwischt“ es zuerst.
So viel Eier wie man essen kann
Das Ei trifft auf die Wollmütze, die Kalkschale bricht, der Dotter bahnt sich seinen Weg von der Wollmütze zum Gesicht. „Besser ihn als mich“, fügt Buchmann augenzwinkernd an. Zur Stärkung stehen die Rühreier bereit. Davon braucht Hänschen nach diesem „Erlebnis“ auch etwas und bekundet aufschneiderisch: „20 bis 30 Eier kann man getrost essen, ohne das einem übel wird“.
Der Heimatverein Arnstedt hat laut Peter Hänschen derzeit 14 Mitglieder. Zum Pfingstwochenende habe es sechs weitere Interessenten gegeben, die mitmachen wollen. Derart auf Wachstumskurs werde der Verein weitere Ziele wie einen Oktobertanz, eine Erkundung des Mansfelder Landes per Rad und einen Weihnachtsmarkt umzusetzen versuchen. (mz)
