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Zwischen Steintor und Stadtpark Zwischen Steintor und Stadtpark in Halle: Was am alten Klinik-Campus entstehen soll

Von Michael Falgowski 13.02.2017, 07:30
Die seit Jahren leerstehende Orthopädie wird wie das ganze Areal an der Magdeburger Straße entwickelt.
Die seit Jahren leerstehende Orthopädie wird wie das ganze Areal an der Magdeburger Straße entwickelt. Holger John

Halle (Saale) - Seit vier Jahren steht die frühere Universitätsklinik für Orthopädie auf dem historischen Klinikgelände an der Magdeburger Straße leer. So wie auch einige andere der denkmalgeschützten Gebäude seit dem Umzug der Kliniken an den Hauptstandort des Universitätsklinikums in der Ernst-Grube-Straße. Doch bald soll in der 1999 modernisierten Orthopädie und den OP-Sälen wieder das Licht angehen: In einer in Halle bisher einzigartigen Kooperation investieren das Universitätsklinikum und das Berufsgenossenschaftliche Klinikum Bergmannstrost in den Klinikbau.

Entstehen soll die Hand-Rehabilitation des „Bergmannstrosts“ mit 50 Betten sowie ein gemeinsames Zentrum für ambulante Operationen. Das Universitätsklinikum wird vor allem Augen-Operationen an der Magdeburger Straße und das Bergmannstrost Hand-Operationen in die ehemaligen Orthopädie verlegen. An beiden Häusern gibt es jeweils etwa 2.000 ambulante Operationen jährlich.

Mehrkosten für alte Klinikgebäude in Halle sind eingeplant

Immerhin 5,6 Millionen Euro wollte das „Bergmannstrost“ im Süden in seine erste „Außenstelle“ investieren, die Unikliniken haben bislang mit 700.000 Euro gerechnet. Doch weil vor allem die Haustechnik an dem 1999 sanierten Klinikgebäude in einem schlechteren Zustand als erwartet ist, müssen derzeit Mehrkosten eingeplant werden. Das gemeinsame ambulante OP-Zentrum und die Hand-Rehabilitation sind ein weiterer Schritt zur Belebung des historischen Areals der Universitätsmedizin. Der erste Schritt ist die Eröffnung von Halles neuer Zahnklinik im September dieses Jahres. Zwölf Millionen Euro investiert das Land dafür in den Umbau der ebenfalls leerstehenden Uni-Chirurgie.

Lange war nicht klar, was mit dem denkmalgeschützten Klinik-Areal an der Magdeburger Straße geschehen sollte. Nun endlich ist entschieden, dass die rund 90.000 Quadratmeter große Liegenschaft in Halles Innenstadt während der kommenden Jahre gemeinsam mit der Kommune entwickelt werden soll, wie Thomas Klöss sagt, der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums. Ein neuer Name ist bereits gefunden: „Medizin-Campus Steintor“.

Und es gibt erste Pläne. So sollen laut Klöss die bisherigen „Außenstellen“ der Universitätsmedizin an die Magdeburger Straße geholt werden. Etwa die Physiologische Chemie an der Hollystraße, oder auch das UKH-Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe in der Nähe der Franckeschen Stiftungen. Zudem soll das Institut für Rechtsmedizin aus dem sanierungsbedürftigen Gemäuer auf dem Gelände in die ehemalige Chirurgie umziehen. Verkauft werden könnten stattdessen die Gebäude der ehemaligen Frauenklinik direkt an der Magdeburger Straße sowie der ehemaligen Kinderklinik und das der Rechtsmedizin am Franzosenweg.

Konzept zur Zusammenarbeit von Universität und Bergmannstrost in Halle

Der gemeinsame Ausbau und die Nutzung der ehemaligen Orthopädie-Klinik von Universität und Bergmannstrost ist aber auch ein Schritt in der ungewöhnlich engen Kooperation von zwei der bekanntlich fünf halleschen Krankenhäuser. „Es ist vernünftig, nicht alles selbst zu machen, sondern sich auf die eigenen Kernkompetenzen zu beschränken und auf anderen Gebieten zusammenzuarbeiten“, sagt Thomas Hagdorn, Kaufmännischer Direktor der BG Bergmannstrost.

Zwischen Steintor und Stadtpark erstreckt sich der historische Komplex der Universitätsmedizin, der von 1876 bis 1884 als geschlossener Klinikenkomplex entstanden ist. Auch eine kleine Kirche steht auf dem Areal. Zuvor wurden das Krankenhaus der Franckeschen Stiftungen und das Glauchaer Hospital sowie ein Krankenhaus am Domplatz genutzt. Für den Neubau an der Magdeburger Straße waren die Architekten Ludwig von Tiedemann und Emil Streichert zuständig. Anfang der 1950er Jahre wurden einige Gebäude erweitert und ausgebaut. Das gesamte Gelände steht unter Denkmalschutz. (mifa)

Vor drei Jahren bereits war deshalb ein Konzept zur Zusammenarbeit beschlossen worden, das nun mehr und mehr realisiert wird. So operiert etwa seit einigen Tagen Professor Jörg Kleeff an beiden Häusern: Der Experte für Bauchchirurgie leitet die große Universitätsklinik für Viszerale, Gefäß- und Endokrine Chirurgie und gleichzeitig die kleine Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im Bergmannstrost. Auch eine seinerzeit beschlossene Brückenprofessur für Kindertraumatologie wird demnächst besetzt, der Professor wäre an beiden Kliniken tätig. Zudem finanziert das Bergmannstrost eine Stiftungsprofessur für Plastische Chirurgie, genauer Handchirurgie. Die beiden Häuser wollen außerdem ihre Kompetenzen im Bereich Urologie zusammenfassen.

Auch hat das Bergmannstrost keine eigene Pathologie mehr und nimmt auch Leistungen der Uni-Apotheke in Anspruch. Am Ende soll die Zusammenarbeit die Qualität der Behandlung sichern, sich für beide Partner finanziell rechnen, aber auch Lehre und Ausbildung sichern helfen.

„Wir sind schon ein bisschen stolz darauf, dass wir mit unserem Konzept die aktuellen Forderungen der neuen Krankenhausstrukturgesetzes nach mehr Kooperationen schon vorweggenommen haben“, sagt Uniklinik-Direktor Thomas Klöss. (mz)