Zwei-Meter-Frau wird geputzt
Kloschwitz/Halle/MZ. - Bei ihm steht mitten auf dem Hof eine Zwei-Meter-Frau - imposant, wetterfest, unverrückbar. Auf dem Arm trägt sie ein properes Kind. Staunen werden bestimmt auch die Bewohner des Hospitals Sankt Cyriaci et Antonii in Halle. Dort soll die eindrucksvolle Plastik - die Fundamente sind bereits gegossen - am 12. Juni enthüllt werden. Das Pflegeheim will dieser Premiere später weitere Kunstwerke folgen lassen.
Seit fast einem Jahr arbeitet Ahrens an den Figuren. Zunächst fertigte der Burg-Absolvent und Schüler von Professor Bernd Göbel ein Skelett, das dann auf eine Drehscheibe gestellt wurde. Dort erhielt es frei Hand die Form aus Ton. Damit war aber nur der erste Schritt getan. Ihm folgte die Dame und ihr Junge aus Gips. Zerschnitten in drei Teile kam es in die Kunstgießerei nach Dresden, um die Bronze aufzunehmen. Nun aber muss das Kunstwerk noch geputzt werden.
So werde die Eigenart des Werkstoffes einmal mehr zur Geltung gebracht, sagt der Bildhauer. Mutter und Kind, die harmonische Zweisamkeit ausstrahlen, sind nackt dargestellt. Es gab noch eine andere Variante, sozusagen bekleidet. "Doch das Unverhüllte überzeugt mehr", so der Künstler.
Ahrens erhielt den Zuschlag im Ergebnis einer Ausschreibung zu einem Kunstwettbewerb, den Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) angeregt hatte. Der Geschäftsführer der Stiftung, Dr. Manfred Cremer, ist glücklich mit dieser Entscheidung. Ein kleines Modell aus Bronze schmückt seinen Schreibtisch. In der Kombination aus Mutter und Kind könne man leicht das Sinnbild für Leben und Generationen erkennen. "Und genau dafür steht unsere ganze Einrichtung."
Die Vision, die Cremer mit diesem Projekt verfolgt, endet damit aber nicht. "Es ist vielmehr ein Anfang, das Pflegeheim dem Umfeld noch weiter zu öffnen." Mancher Hallenser, der nicht in der Stiftung zu Hause sei, nutze bereits jetzt den Park für Spaziergänge. Das herrliche Gelände erstreckt sich über eine Fläche von fast 15 000 Quadratmetern - eine Oase mitten in der Stadt. Am Saale-Ufer befindet sich sogar eine heimeigene Schiffsanlegestelle. Auch die Cafeteria des Hauses lädt ein. Cremer meint: "Die Saaleaue ist öffentlich, Und Sankt Cyriaci ist ein Teil der Stadt." Künstler sollen helfen, diesen Gedanken noch erlebbarer zu machen. So ist es kein Zufall, dass am Tag der feierlichen Enthüllung der Mutter-Kind-Plastik im Park ein Plenair beginnt. Teilnehmer sind drei Bildhauer: Kornelia Thümmel aus Dresden sowie Katrin Pannicke und Bernd Kleffel, die beide aus Halle kommen.
Vier Wochen lang werden die Künstler im Park arbeiten - in aller Öffentlichkeit, unter den Augen und im Gespräch mit Bewohnern, Mitarbeitern und Gästen der Stiftung. Anfang Juli, anlässlich des traditionellen Sommerfests, sollen die Plastiken offiziell übergeben werden. Die Standorte für die entstehenden Kunstwerke habe man bereits festgelegt. Würden Partner aus der Wirtschaft das Projekt eines Skulpturenparks unterstützen, so könnte man sich laut Cremer in der Stiftung weitere Plenairs gut vorstellen.