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Zuschauer können eingreifen

Von Claudia Crodel 19.12.2007, 15:26

Halle/MZ. - Jetzt lädt das Haus mit seinem Stück "Der Neue" von Michael Morche (er führte auch Regie) zu einem Forumtheater zum Mitmachen ein und will damit Kinder und Jugendliche auf besondere Weise dazu auffordern, ihre Meinungen und Ansichten in gespielten Situationen vor Publikum aufzuführen.

In der Inszenierung "Der Neue" wird von den beiden besten Freundinnen Conny (Conny Mews) und Nina (Nina Ronneburg) erzählt. Sie besuchen dieselbe Schule, dieselbe Klasse. Alles ist ganz normal, bis der Neue (Jan Kersjes) kommt. Er versucht nicht nur einfach Anschluss zu finden, sondern sorgt dafür, dass die Mädchenfreundschaft auf eine Zerreißprobe gestellt wird.

Es ist ein Stück über den Umgang miteinander, über Toleranz, Integration, Beständigkeit, Anpassung und Verluste. Am Ende des rund 25 Minuten dauernden Stücks sind die Beziehungen der drei Figuren völlig zerrüttet. Doch was ist hier schief gelaufen?

An dieser Stelle muss jeweils der Moderator Marcus Naumann einhaken. Bei der Premiere forderte er das Publikum auf, noch einmal ein Video anzuschauen, auf dem das Stück aufgezeichnet wurde. An welcher Stelle müsste man das Spiel anhalten, um dem Ganzen eine neue Richtung zu geben? - Die Zuschauer interessierten sich zuerst für die Figur des Jan. Benny aus dem Publikum schlug vor, dass Jan offensiver auftreten müsse, um dann mehr Harmonie in die Situation zu bekommen. Das wurde dann auch gleich ausprobiert. Wer etwas vorschlug, durfte auf die Bühne und seine Gedanken in der jeweiligen Spielszene umsetzen.

Doch Benny merkte, dass es so auch nicht ging. Dann wurde der Blick auf die Figur der Nina gelenkt, die im Stück kaum eine eigene Meinung zeigt und sich von Conny zu sehr beeinflussen lässt - und so zwischen die Fronten gerät. Wieder war das Publikum gefragt. Verschiedene Varianten wurden durchgespielt. Die 14-jährige Charlotte aus der Integrierten Gesamtschule brachte es dann auf den Punkt: "Nina sollte auch mal eine eigene Meinung haben." Charlotte zeigte dann selbst, wie das funktionieren könnte und verlieh der Nina ein Selbstbewusstsein, das sie der einstigen Wortführerin Conny überlegen machte.

Eineinhalb Stunden vergingen im Thalia-Theater wie im Flug. Das Mitmachtheater, das auf sehr intensive Weise ein Nachdenken über die Geschichte auslöste, kam bei den jugendlichen Zuschauern gut an. "Es war toll, dass der Zuschauer eingreifen konnte. Und gut fand ich auch, dass jemand, der noch nie auf der Bühne stand, mal mitmachen konnte", schätzte Jenny ganz am Ende die Veranstaltung ein.