Zulauf bei Freiwilligenagentur Zulauf bei Freiwilligenagentur: Geflüchtete engagieren sich zunehmend für andere

Halle (Saale) - Fatima Alshamseni lebt seit vier Jahren in Deutschland - und spricht sehr gut Deutsch. Die 34-jährige Syrerin möchte eigentlich ihren Hauptschulabschluss nachholen, aber es ist schwer, dafür einen Platz zu bekommen. „Deswegen mache ich seit März einen Bundesfreiwilligendienst im Welcome-Treff“, sagt sie, „und das läuft sehr gut.“ Die junge Syrerin hat selbst keine Kinder und daher viel Zeit, erzählt sie.
Und so begleitet sie Frauen bei Arzt- oder bei Behördenbesuchen, dolmetscht für sie oder ruft für sie an. Auch bei Veranstaltungen für Frauen im Welcome-Treff wie etwa dem Nähcafé übersetzt sie für die Frauen, die noch nicht so gut Deutsch sprechen. Zwei bis drei Frauen kann sie so am Tag weiterhelfen - und sie hat auch selbst etwas davon: „Als Bundesfreiwillige kann ich so meine Sprache auch noch weiter verbessern. Und ich möchte mich auch für die Gesellschaft einsetzen.“
Fatima Alshamseni ist kein Einzelfall
Fatima Alshamseni ist kein Einzelfall: Alleine 35 Freiwillige - meist mit Migrationshintergrund - sind im Welcome-Treff aktiv, dazu zehn Bundesfreiwillige. Darüber hinaus gibt es 80 Paten und Lotsen - ebenfalls mit Migrationshintergrund - für Geflüchtete, die Menschen bei der Integration unterstützen, listet Olaf Ebert, Geschäftsführer der Freiwilligenagentur auf. „Integration ist in Halle eine Erfolgsgeschichte“, freut sich Ebert. Schon alleine der Welcome-Treff am Waisenhausring sei ein Projekt, das seinesgleichen im Lande sucht.
Seit Ende 2015 können Geflüchtete hier Hilfe suchen, Deutsch mit Ehrenamtlichen lernen, sich mit anderen aus Halle und der Welt austauschen. Gefördert wird das Projekt vom Land. Dazu komme die Koordinierungsstelle für Integration, bei der die Freiwilligenagentur mit dem evangelischen Kirchenkreis kooperiert - ebenfalls einmalig in der Region.
„Die Telefone stehen nicht still“
Der Wunsch zu helfen, sei nach wie vor groß: „Die Telefone stehen nicht still“, sagt Ann Borgwardt, die für das Paten-Integrationsprojekt bei der Freiwilligenagentur zuständig ist. Auch wenn die Zahl der Geflüchteten sinke, so sinke der Bedarf an Hilfe jedoch nicht. „Früher war es Nothilfe, jetzt sind es Begleitung, Informationen und Teilhabe an der Gesellschaft“, sagt Ann Borgwardt.
Vielen Menschen kann über das Patenprojekt geholfen werden, denn die 80 Ehrenamtlichen sprechen 16 verschiedene Sprachen. Auch die Rückmeldungen aus Behörden und Krankenhäusern seien sehr gut: „Sie sind dankbar für die Unterstützung.“ Denn wenn niemand dolmetscht, kann dem Patienten oder Klienten auch nicht weitergeholfen werden.
Kurse für Deutsche, die Englisch, Arabisch oder Farsi lernen können
Mittlerweile geben die Geflüchteten sogar schon auf einem anderen Weg etwas zurück für die Hilfe, die sie erfahren haben: mit ehrenamtlichen Kursen für Deutsche, die Englisch, Arabisch oder Farsi im Welcome-Treff lernen können. Ann Borgwardt lernt selbst in einem solchen Kurs Arabisch.
Aber auch für internationale Studenten in Halle ist der Welcome-Treff mittlerweile ein interessanter Anlaufpunkt geworden. Denn alle 14 Tage gibt es hier mittwochs ein Café Lingual, in dem man sich mit Menschen verabreden kann, die beispielsweise Chinesisch reden - oder andere Sprachen, die in Halle nicht so oft zu hören sind. (mz)