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Zu groß, zu teuer Zu groß, zu teuer: Zieht Halles Obdachlosenunterkunft um?

Von Dirk Skrzypczak 13.04.2017, 11:45

Halle (Saale) - In Halle sind zunehmend junge Menschen obdachlos. „Das Klientel hat sich verändert. Oft sind die Jugendlichen drogenabhängig. Crystal ist ein Problem“, hatte Jürgen Baus, Fachbereichsleiter Soziales in der Stadtverwaltung, auf der Beigeordnetenkonferenz erklärt. Wie viele Menschen in Halle generell kein festes Dach über dem Kopf haben, konnte er nicht sagen. „Darüber liegen uns keine Angaben vor“, meinte er auf Nachfrage der MZ.

Im Haus der Wohnhilfe können Obdachlose in Halle (Saale) unterkommen - wenn sie es wollen

Die Stadt betreibt im Böllberger Weg das Haus der Wohnhilfe, in dem Obdachlose unterkommen können - wenn sie es wollen. „Wir dürfen niemanden zwingen, unsere Hilfe anzunehmen. Es sei denn, es liegt eine erhebliche Fremd- oder Eigengefährdung vor. In so einem Fall müsste man die Leute einsperren. Die Hürden dafür sind aber hoch“, sagte Baus.

Das Haus der Wohnhilfe verfügt seinen Angaben zufolge über 179 Plätze, von denen rund 90 belegt seien. Allerdings müsse man sich Gedanken machen, ob das Gebäude im Böllberger Weg auch künftig noch für die Obdachlosenhilfe genutzt werden solle. „Es ist für unsere Zwecke zu groß und damit auch unwirtschaftlich“, sagte Baus. Von den 4.200 Quadratmetern Fläche würden nur 2.500 benötigt.

Obdachlosenunterkunft in Halle (Saale): Haus der Wohnhilfe sucht neuen Standort

Man habe bereits Möglichkeiten geprüft, die ungenutzten Bereiche fremd zu vermieten. Allerdings sei der Sanierungsaufwand in diesen Räumlichkeiten hoch. Zudem müsste man die Eingänge trennen. „Eine Alternative wäre der Verkauf des Objektes und eine Neuanmietung an einem anderen Standort“, so Baus. Deshalb spricht sich Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) für eine Wirtschaftlichkeitsanalyse aus.

Allerdings hat die Anlaufstelle im Böllberger Weg auch wesentliche Vorteile. Durch die zentrale Lage sei das Haus der Wohnhilfe auch zu Fuß dort gut erreichbar, beispielsweise vom Bahnhof aus. Außerdem sei man in der Nachbarschaft akzeptiert. „Es gibt keine Beschwerden in der Umgebung.“ Baus regte zudem an, eine mobile Obdachlosenhilfe für die kalte Jahreszeit zu prüfen. Dafür benötige man neben einem Fahrzeug allerdings auch Personal, was wiederum Geld koste. (mz)