Breitbeil und Amtskanne Zimmermann eröffnet in Halle ein kleines Museum seiner Zunft
Der Zimmermann Klaus Schulze aus Halle richtet in Holleben seiner Zunft ein kleines Museum ein. Am 3. Juli will er eröffnen.

Holleben - „Ich habe gesammelt wie ein Blöder.“ Klaus Schulze muss grinsen, als er das sagt. Mit den Jahren sei der Platz zu eng geworden für all die Stücke, die er da zusammengetragen hat: Schottsägen, Breitbeile, verschiedene Hobel oder die alte Amtskanne, mit der Zimmerleute schon vor 500 Jahren in Stuttgart Geschäfte besiegelten. Unmengen Fotos sowieso. All diese Exponate sind künftig auch öffentlich zugänglich - in einem kleinen Museum, das der Hallenser dieser Tag im Überbetrieblichen Ausbildungszentrum (ÜAZ) der Bauwirtschaft in Holleben einrichtet. Am 3. Juli soll die Eröffnung sein.
Auf der Suche nach mehr Platz sei er am ÜAZ gleich auf offene Ohren gestoßen, erzählt der 69-Jährige. Und er habe gleich noch einen Nebenjob gefunden, nach dem er eigentlich gar nicht suchte. Als freiberuflicher Dozent unterrichtet er jetzt Schüler im Zimmermannshandwerk.
Museumseröffnung am 3. Juli
Dass er einmal als Zimmermann arbeiten wollte, stand für den gebürtigen Magdeburger nie in Frage. Auch wenn er deshalb Kämpfe mit seinem Vater ausfechten musste. Nach beruflichen Stationen in Magdeburg und Calbe kam er nach Halle, und 1986 machte er sich in seinem Handwerk selbstständig. Nur eines ist Klaus Schulze nie geglückt: Auf Wanderschaft zu gehen, bei der Gesellen sich traditionell drei Jahre und einen Tag lang den Wind der weiten Welt um die Nase wehen lassen und Berufserfahrung sammeln. Das sei in der DDR einfach nicht möglich gewesen, erzählt er. Wenn man so will, folgten seine Wanderjahre nach der Wende, als es ihn nach Nordrhein-Westfalen verschlug - doch das lassen weder Klaus Schulze noch die Regeln der Zunft als Wanderschaft gelten.
Längst ist er zurück in Halle, wo Kinder, Enkel und inzwischen auch Urenkel leben. Klaus Schulze genießt die Nähe der Familie - und nach wie vor die Zimmerei, die ihm Hobby und Berufung zugleich ist. Und weil sein Interesse am Zunftwesen der Zimmermannsleute auch ohne eigene Wanderschaft nie nachgelassen hat, ist er inzwischen eine Art Ehrenmitglied der Vereinigung der rechtschaffenen fremden Zimmerer- und Schieferdeckergesellen zu Halle/Saale,
Zur Museumseröffnung am 3. Juli, 14 Uhr, erwartet er nicht nur hallesche Zunftbrüder. „Die mit der weitesten Anreise sind mit 85 und 86 Jahren die Ältesten und kommen aus Lörrach im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz und aus Holland“, kündigt er an. Für Besucher soll es über das Museum hinaus allerhand Zimmermanns- und Zunftbrauchtum zu sehen geben. (mz)