Wracksuche in der Saale beendet Wracksuche in der Saale beendet: Das Rätsel um B-24-Bomber bleibt ungelöst

Halle (Saale) - Die beiden Sensorköpfe des Multibeam-Echolots tasten die Sohle der Saale mit einem Fächer aus Schallwellen ab. Auf der Brücke der „Sonara“ werden die Daten auf zwei Bildschirmen in Echtzeit angezeigt. Im Mündungsbereich von Weißer Elster und Saale entdecken Thomas John, Geschäftsführer der halleschen Spezialfirma „Midic“, und seine Crew verschiedene Anomalien in drei Metern Tiefe.
Sind es große Steine, belangloser Schrott oder weitere Wrackteile eines Kampfflugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg? „Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Später im Büro schaue ich mir die Ergebnisse mit einer VR-Brille an. Dann kann ich dreidimensional in die Objekte hineinzoomen und sie auch nach allen Richtungen drehen“, sagt John. 300 Millionen Punkte hat das Sonar aufgezeichnet. Die Positionsdaten sind bis auf zwei Zentimeter genau.
„Ich bin mit der Aktion zufrieden“
Eine Woche nach Beginn der Bergungsmission in der Saale bei Röpzig ist der Einsatz der „Sonara“ der vorläufige Schlusspunkt der Suche. „Ich bin mit der Aktion zufrieden. Wir haben vermutlich alle Teile geborgen, die zu Hindernissen für die Schifffahrt hätten werden können. Wir können aber nicht ausschließen, dass sich weitere Elemente in der Sedimentschicht auf dem Grund befinden“, sagt Einsatzleiter Konstantin Carlo Heidrich, Außenbezirksleiter im Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA).
Mitarbeiter des WSA hatten in den vergangenen Tagen mehrere Wrackteile aus der Saale gefischt. Es könnte sich um Teile des Leitwerks und/oder der Tragflächen eines schweren viermotorigen Bombers „B-24“ handeln, der zwischen April 1944 und Mai 1945 auch bei den Luftangriffen der alliierten Streitkräfte auf den Großraum Merseburg/Leuna zum Einsatz kam.
Dazu passt die Schilderung eines Zeitzeugen
Dazu passt die Schilderung eines Zeitzeugen, der sich beim WSA gemeldet hatte. Der hoch betagte Hallenser war als Neunjähriger nach eigenen Worten Zeuge, als bei einer dieser Angriffswellen auf die chemische Industrie ein Bomber von der deutschen Flak-Abwehr getroffen wurde und bei Röpzig abstürzte.
„Ich kann das nicht beurteilen. Aktuell gibt es Gespräche zwischen dem WSA und dem Land Sachsen-Anhalt, wie mit den Fundstücken verfahren werden soll, die wir geborgen haben“, sagt Heidrich. „Es ist notwendig, dass sich nun ein Experte mit den Trümmerteilen befasst. Nur so bekommen wir eine abschließende Gewissheit, welche Teile wir in der Saale gefunden haben“, sagt der Einsatzleiter.
„Wir sind verantwortungsvoll mit dem Geld der Steuerzahler umgegangen.“
Sollte sich niemand für die Wrackstücken aus Aluminium und Stahl interessieren, dann will sie der WSA verschrotten. Die Einnahmen würde dann das Bundesfinanzministerium kassieren. Was der sechstägige Einsatz gekostet hat, sagt Heidrich nicht. Nur so viel: „Wir sind verantwortungsvoll mit dem Geld der Steuerzahler umgegangen.“
Die Mission ist zunächst beendet. Montag wird die Saale zwischen Planena und Böllberg wieder freigegeben. Ob und wie die Suche bei Röpzig weitergeht, hängt von den Ergebnissen der Scans ab, die das Hochleistungssonar von Midic liefert. Sollten Metallkörper wie etwa die Flugzeugmotoren der abgestürzten Maschine oder gar Kampfmittel in Kies und Schlamm stecken, müsste das WSA mit den Behörden einen neuen Plan erstellen.
Es ist auch möglich, dass Wrackteile der mutmaßlich entdeckten B-24 auf umliegenden Äckern eingeschlagen sind. Zur Besatzung des Bombers gehörten übrigens bis zu zwölf Personen. Ihr Schicksal ist nicht weniger interessant als das des Flugzeugs. (mz)


