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Worüber sich die Hallenser ärgern

Von Tobias Schilling 30.06.2005, 15:40

Halle/MZ. - Mangelnde Solidarität und Furcht vor einem aggressiven Kapitalismus - das sind die größten Sorgen der Hallenser, glaubt man den Zetteln an der Klagemauer. Den Hallensern aufs Maul zu schauen - die Idee scheint aufgegangen zu sein. "Wir freuen uns über die riesige Resonanz", sagte Frank Paehr vom Studierendenrat.

Fast hätte der Platz an der knapp drei Meter langen Pappwand nicht gereicht, um alle Klagen zu ertragen. Während sich viele Äußerungen mit den Themen Solidarität und Kapitalismus beschäftigten ("Mehr Solidarität - zurück zur Menschlichkeit!", "Weg mit dem Raubtierkapitalismus!"), klagten andere über speziell hallesche Probleme. "Für die triste und graue Marktplatzgestaltung sollten den Verantwortlichen zwei Monatsgehälter abgezogen werden", lautete eine Forderung. "Die Stadt sollte sich mehr für ihr Aushängeschild, die Uni, einsetzen", eine andere. Ein Zettel fragte: "Warum verfallen in Halle die alten Gebäude, während in Neubaugebieten hässliche neue aus dem Boden schießen?" Auch Allgemeinheiten fanden sich: "Deutschland macht mich depressiv." Oder: "Mich stört alles."

Offenbar nicht arbeitslos war jener Schreiber, der meinte: "Arbeit ist scheiße, aber man braucht ja das Geld." In Richtung Turn-Table-Days ging folgender Wunsch: "Die Musiklärm-Terroraktionen auf allen Innenstadtplätzen müssen unterbunden werden." Oder hatte sich da einer an den Randfichten gestört, die kürzlich auf dem Markt spielten? "In Halle werden die Blöden nicht alle", notierte daher ein anderer Kläger. Und fügte hinzu: "Betrifft die Führungsebene." Den Zettel hatte Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) sicher überlesen, als sie am Mittwoch die Stadtratspause nutzte, um sich ein Bild von den Klagen zu machen. Ihre Forderung: "Ich wünsche mir einen menschlicheren Umgang bei Auseinandersetzungen." Die Klagen sollen demnächst auch an die Landesregierung übergeben werden. "In Halle werden wir die Aktion in anderer Form fortsetzen", so Paehr.