Wörmlitz und Böllberg Wörmlitz und Böllberg: Bauerndorf am Flusslauf
Halle/MZ. - Gemeinsam gehen die Gemeinden Wörmlitz und Böllberg seit 1928 und - nach mehreren Eingemeindungsversuchen - mit der Stadt Halle seit 1950.
Von Weiden und Wald ist in dem langgestreckten Areal, das sich in Richtung Süden an den Flusslauf der Saale schmiegt, nicht mehr allzuviel zu sehen, wenn man das Naturschutzgebiet Rabeninsel und die wenigen idyllisch am Wasser liegenden Wörmlitzer Gehöfte einmal ausnimmt. Erst recht nicht entlang des Böllberger Weges, der einst als Hallesche Straße von durchweg dreistöckigen Handwerkerhäusern gesäumt war und Anfang der 70er Jahre dem Neubaugebiet Südstadt weichen musste. "Vom einstigen Dorf Böllberg ist fast nichts übrig geblieben", stellt Manfred Jänsch bedauernd fest. Der gebürtige Böllberger schreibt seit über 40 Jahren an der Chronik seines Stadtteils und kennt dort quasi jeden Stein.
Auch die drei, die als das Müllergrab bekannt sind. So kann er mühelos die 18 Strophen des Müllerlieds rezitieren, die das Liebes- und Herzeleid dreier Müllerburschen um eine holde Jungfrau besingen - und deren traurigen Tod. Noch heute ist das Müllergrab zu sehen: im Park am Alten- und Pflegeheim nahe der Brücke zur Rabeninsel.
Überhaupt - die Mühle. Seit Urzeiten hat sie für Böllberg eine große Rolle gespielt. Schon 1291 wurde erwähnt, dass die Böllberger Mühle an das Kloster Neuwerk gegeben wurde. Viel später, 1865 bis 1896, wurden dann die Hildebrandtschen Mühlen errichtet, in denen bis 1974 noch Kleie verarbeitet wurde. 1992 fiel sie weitgehend den Flammen zum Opfer.
Das einst florierende Bauerndorf Wörmlitz beschreibt der Chronist des Saalkreises, Johann Christoph Dreyhaupt, im Jahre 1750 als ein "Dorff mit Pfarrkirche und Ritterguth zum Amt Giebichenstein gehörig, hat guten Ackerbau und Viehzucht, eine Schenke und zwei freye Sattelhöfe...". Letztere gehörten schon damals der Rudloffschen Familie, und bis heute hat sich das Gutshaus derer von Rudloff in Wörmlitz erhalten. Dank des Engagements Heinz Kubales, der in Wörmlitz ein Autohaus betreibt, erstrahlt das Gebäude seit kurzem in neuer alter Schönheit. Gleiches lässt sich mit Fug und Recht von der Wörmlitzer Kirche sagen. Dank des rührigen Kirchbauvereins werden an der romanischen, 1184 erstmals erwähnten Kirche St. Petrus nach und nach die 1967 erlittenen Brandschäden beseitigt - mit sichtbarem Erfolg.
Auch die Böllberger verfügen über eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert - St. Nikolai. Heute zählt das gut erhaltene, über 800 Jahre alte Gotteshaus zu den sehenswerten Wegmarken an der "Straße der Romanik".