Wohnprojekt in der Diesterwegstraße Halle Wohnprojekt in der Diesterwegstraße Halle: Anwohner kritisieren geplante Mehrgenerationenhäuser

Halle (Saale) - Die Wohnungsgenossenschaft „Eigene Scholle“ will im kommenden Jahr ihr Wohnprojekt an der Diesterwegstraße deutlich erweitern. Geplant sind fünf Neubauten direkt neben der denkmalgeschützten Bauhausschule, in der derzeit die freie Schule Riesenklein untergebracht ist. Dort sollen insgesamt 57 Wohnungen zwischen 56 und 90 Quadratmetern entstehen. Auch eine Tiefgarage mit 57 Stellplätzen soll errichtet werden (siehe Grafik). Als Warmmiete pro Quadratmeter plant die „Eigene Scholle“ mit rund zehn Euro. Der Baustart für das Projekt ist im Herbst des kommenden Jahres vorgesehen. „Der Bauantrag ist von der Stadt genehmigt, wir befinden uns derzeit in der Detailplanung“, sagte Volker Enders, Vorstandsvorsitzender der „Eigenen Scholle“.
Altersgerechte Bauweise
Das Besondere an dem Projekt: Es handelt sich um sogenannte Mehrgenerationenhäuser. In den Neubauten wohnen junge Familien und Senioren dicht beieinander. Die Wohnungen sind alle altengerecht ausgebaut. „Sie sind so ausgestattet, dass Senioren dort bis ins hohe Alter alleine leben können“, sagte Enders. Für die ersten vier, im Jahr 2010 fertiggestellten, Häuser mit insgesamt 44 Wohnungen neben dem jetzt geplanten Neubauprojekt, die diesem Konzept schon folgen, bekam die „Eigene Scholle“ im vergangenen Jahr den Deutschen Bauherrenpreis. „Die Nachfrage ist extrem hoch“, sagte Enders. Neben dem Mehrgenerationenwohnen sind die Häuser auch energieschonend. Die Gebäude sollen mit Solaranlagen ausgestattet werden.
Die fünf geplanten Neubauten treffen aber bei einigen Anwohnern auf Widerstand. Harald Renner und Walter Klein, die direkt gegenüber in kleineren, zweistöckigen Häusern wohnen, haben Widerspruch bei der Stadt gegen die Baugenehmigung eingelegt. Sie kritisieren vor allem die Höhe der geplanten Neubauten. Die Häuser sollen dreigeschossig werden mit einer Höhe von mehr als 13 Metern. Zu viel aus Sicht der Anwohner. „Wir wollen maximal eine Höhe von zehn Metern, damit sich die Häuser in die direkte Umgebung einpassen“, sagt Renner.
Zweiter Streitpunkt ist die geplante Tiefgarage. Die 57 Stellplätze würden nicht ausreichen. Dadurch erhöhe sich der ohnehin schon massive Parkplatzmangel in dem Stadtviertel. Zudem fordern die Anwohner, dass die Einfahrt zur Tiefgarage in die Diesterwegstraße verlegt wird. Bisher ist sie im Rockendorfer Weg eingeplant. „Der Verkehr muss aus der kleinen Anliegerstraße unbedingt herausgehalten werden“, forderte Renner. Er fürchtet, dass dadurch der Verkehrslärm deutlich zunehmen werde.
Sicherheit geht vor
Die „Eigene Scholle“ kann die Einwände nicht nachvollziehen. „Eine Reduzierung auf zweigeschossige Häuser würde das Projekt unwirtschaftlich machen“, sagte Enders. Zumal die Höhe der Bauten zu keiner Beeinträchtigung der Anwohner führen würden. Das habe ein Sonneneinstrahlgutachten gezeigt. Auch zum Lärmschutz lägen umfangreiche Gutachten vor. Eine Verlegung der Tiefgarage sei ebenfalls nicht möglich, da dort der Schulweg für die Grundschule Diesterwegstraße und für die Riesenkleinschule verlaufe. „Die Sicherheit der 400 Kinder geht vor“, sagte Enders. Seine Genossenschaft habe sich mit den betroffenen Anwohnern schon zu Gesprächen getroffen, um über die Einwände zu beraten. „Wir sind auch weiterhin dazu bereit“, so Enders.
Seine Wohnungsgenossenschaft will das Projekt in den kommenden Jahren erweitern. So soll die denkmalgeschützte Schule ebenfalls zu Wohnungen umgebaut werden. Einen Zeitplan gibt es dazu noch nicht. „Wann wir damit beginnen, wird sich erst im Laufe der Bauplanungen zeigen“, sagte Enders. (mz)

