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Wirtschaft in Halle Wirtschaft in Halle: Solarzellen-Klinik meldet Insolvenz an

Von Steffen Höhne 27.03.2015, 12:43
Eine ITS-Mitarbeiterin überprüft die Qualität aufgearbeiteter Solarzellen.
Eine ITS-Mitarbeiterin überprüft die Qualität aufgearbeiteter Solarzellen. SILVIO KISON Lizenz

Halle (Saale) - Die Solarkrise hat ein neues Opfer: Die Innotech Solar (ITS) aus Halle hat Insolvenz angemeldet. Der Schritt kam überraschend, galt das Unternehmen wegen seines innovativen Produktionsverfahrens lange als wettbewerbsfähig. Noch Ende vergangenen Jahres kündigte die Firma an, verstärkt in den USA und Asien tätig werden zu wollen. Nun prüft der vorläufige Insolvenzverwalter Rüdiger Bauch, ob und wie es weitergehen kann.

ITS war 2009 eines der ersten Unternehmen, dass auf dem Gelände des Star Parks an der A14 investierte. Die norwegische Mutter aus Narvik hatte ein Verfahren entwickelt, in dem unbrauchbare und minderwertige Solarzellen aufbereitet und später zu hochwertigen Solarmodulen montiert werden. In Halle wurde dafür eine Produktionsstätte errichtet, die 2011 den Betrieb aufnahm. Die Fabrik ist eine Art Poliklinik für Solarzellen. Mittels eines Wärmebildverfahrens wird eine Diagnose erstellt, welchen Defekt die Zelle hat. Anschließend wird die schadhafte Stelle mit einem Laser bearbeitet. Die verwendeten Zellen stammen von namhaften Solar-Konzernen. Die ITS-Führung warb in der Vergangenheit damit, dass mit dem Verfahren auch bei niedrigen Solarzellenpreisen wettbewerbsfähig produziert werden kann.

"Aufbau der nötigen finanziellen Stabilität nicht gelungen"

Nach Unternehmensangaben ist allerdings der „Aufbau der nötigen finanziellen Stabilität nicht gelungen“. Bereits vor zwei Wochen meldete die schwedische Tochter Sew-Module, die die Zellen aus Halle zu Modulen zusammensetzt, Insolvenz an. Am Dienstag folgte die Insolvenzanmeldung der norwegischen Mutter. Nach MZ-Informationen waren Gesellschafter und Investoren nicht bereit, weiter Geld in das Unternehmen zu stecken.

Daraufhin musste auch die hallesche Tochter gestern die Segel streichen. Als Generalbevollmächtigten hat das Unternehmen den halleschen Sanierungsspezialisten Lucas Flöther an Bord geholt. Flöther war zuletzt als Insolvenzverwalter beim Fahrrad-Hersteller Mifa erfolgreich tätig. „Unser Ziel ist es, den Standort zu erhalten“, sagte Flöther gestern Abend der MZ.

Was passiert mit den Patenten?

Dies soll nun zusammen mit dem vorläufigen Verwalter Bauch erreicht werden. „Die finanziellen Verflechtungen mit der norwegischen Mutter müssen zunächst genau geklärt werden“, sagte Bauch der MZ. Es würden Aufträge vorliegen, die eine weitere Produktion ermöglichen. Doch die Zellen wurden bisher bei der insolventen schwedischen Tochter weiterverarbeitet. Innotech in Halle muss sich nun wahrscheinlich einen neuen Abnehmer suchen. Entscheidend dürfte sein, was mit den Patenten der norwegischen Mutter passiert. Werden diese an andere Unternehmen verkauft? Kann Halle diese weiter nutzen? Und wie verhält sich die Investitionsbank Sachsen-Anhalt, die ein großer Geldgeber von ITS in Halle ist? Insolvenzverwalter Bauch muss diese Fragen klären und Lösungen finden. Der Ausgang des Verfahrens ist offen. (mz)