"Wir machen Off!" "Wir machen Off!": Freie Ensembles eröffnen gemeinsame Spielstätte in Halle

Halle (Saale) - Schöner Doppelsinn für alle, die des halleschen Dialekts mächtig sind: „Wir machen Off!“ - zugleich als Aufmachens-Startschuss für demnächst und als kurze und bündige Info darüber, dass hier vom Off-Theater, sprich den freien Ensembles, die Rede ist. Die eröffnen nämlich am Freitag, 26. April, eine gemeinsame neue Spielstätte mit einer Art Programm-Revue all derer, die nun gemeinsam auch als der Freie-Spielstätten-Verein firmieren - als da sind:
Das Theater Apron als wohl bekannteste und traditionsreichste Truppe, ferner Schaustelle, Bellacultura, Spielmitte, demnächst die Kulturreederei und Halles Impro-Theater unter verschiedenen Namen wie Kaltstart, Stabile Seitenlage oder „Schoko mit Gurke“. Auch die Solisten Julia Raab und Jonas Schütte reihen sich unter die Mitglieder des Vereins, der die neue Spielstätte betreibt.
In Theatrale hatten einst Tom Wolters Freie Komödianten ihre Heimstatt
Die ist übrigens ein vertrauter Ort fürs freie Theater, die Theatrale Am Waisenhausring 2 nämlich. In der hatten einst Tom Wolters Freie Komödianten ihre Heimstatt, bevor das Haus lange Zeit nur noch sporadisch für Veranstaltungen - auch für Theater - vermietet wurde.
Doch inzwischen ist im Erdgeschoss, dem einstigen Foyer, ein „Willkommens-Treff“ für Flüchtlinge untergebracht, so dass beide Projekte das Haus und seine Räumlichkeiten künftig auch miteinander nutzen können und werden.
Theatrale: Mit der Eröffnung geht für die Freien eine lange Zeit der Ungewissheit zu Ende
Mit der Eröffnung geht für die Freien eine lange Zeit der Ungewissheit, ja Unbehaustheit vorübergehend zu Ende - denn: Über die Förderung auch des nun gemeinsamen Dachprojekts der Freien Theater-Vereine werde jährlich entschieden, hieß es am Mittwoch bei der Vorstellung der Pläne für die neue Spielstätte, die die Vorstände Katja Blüher, Maxi Grehl und Oliver Rank präsentierten. Auch der MDR-Nachrichtensprecher, Schauspieler und Regisseur Alexander Terhorst gehört übrigens zu den Vorstandsmitgliedern.
Zuvor waren die Produktionen der Ensembles an ständig wechselnden Spielstätten zu erleben und selbst die Proberäume und Domizile wechselten häufig, bis der Stadtrat die Förderung der Vereine im Frühjahr 2017 deutlich anhob - wohl auch als Würdigung der Arbeit der Off-Theater, die nicht zuletzt im kulturellen Sommerloch Halles, sprich der langen Spielzeitpause des Stadttheaters für Angebote sorgen.
Theatrale in Halle: Eröffnung am 26. April am Waisenhausring
Entsprechend dankbar sind die Freien „insbesondere Herrn Dr. Wiegand“, wie Vorstandsmitglied Oliver Rank sagte, dass er sich der Belange dieser Szene immer wieder angenommen habe. Doch auch aus der Stadtpolitik ist inzwischen Genugtuung über die Lösung einer Spielstätte für die Freien zu vernehmen - wie etwa von der halleschen FDP, namens derer Olaf Schöder, im Hauptberuf Opernsänger, von einem „großen Wurf“ spricht, der mit der Schaffung der neuen Bühne nun gelungen sei.
Neben der Spielstätte in der einstigen Theatrale sind übrigens auch die Schiller-Bühne im ehemaligen Kino 188 am Böllberger Weg, das Wuk-Theater am Holzplatz, das Figurentheater „Märchenteppich“ in der Kleinen Ulrichstraße, die Volksbühne am Kaulenberg und das Kabarett Kiebitzensteiner in der Ankerstraße (Palais S) Halles auch im deutschlandweiten Vergleich ungewöhnlich reichhaltiger und vielfältiger freier Theaterszene zuzurechnen. Geduld, Leistung und Hartnäckigkeit haben sich für sie alle demnach gelohnt.
››Eröffnung am 26. April, ab 19 Uhr, Am Waisenhausring 2, mehr unter www.freiespielstaette.de im Internet (mz)