Willkommens-Bonus Willkommens-Bonus: Warum die Stadt Halle Uni-Anfänger mit 175 Euro belohnt

Halle (Saale) - 175 Euro - so viel ist der Stadt jeder Student wert, der seinen Hauptwohnsitz nach Halle verlegt. Aktuell hat die Verwaltung für das kommende Wintersemester den sogenannten Willkommens-Bonus ausgelobt.
Ihn bekommt jeder Hochschulanfänger, der sich ummeldet. Im Bonus enthalten sind das Semesterticket im Wert von 105 Euro sowie der Semesterbeitrag in Höhe von 70 Euro. Die Stadt rechnet mit etwa 2 500 Anträgen in diesem Jahr. Die Kosten belaufen sich laut Pressestelle auf rund 350.000 Euro.
Willkommens-Bonus ist gut angelegtes Geld
Offiziell soll dieser Willkommens-Bonus dazu beitragen, „Studierende für den Wissenschaftsstandort Halle zu gewinnen“, sagt der stellvertretende Stadtsprecher Markus Folgner auf MZ-Anfrage. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn der Willkommens-Bonus ist gut angelegtes Geld für Halle. Jeder Student, der sich mit Hauptwohnsitz anmeldet, bringt am Ende pro Jahr 530 Euro in die Stadtkasse, wie die Pressestelle auf MZ-Anfrage mitteilte. Das liegt an der Systematik des Finanzausgleichsgesetzes. Danach bekommen die Städte Zuweisungen auch anhand der Einwohnerzahl. „Jede Stadt bemüht sich darum, möglichst viele Einwohner zu haben“, sagt Jürgen Leindecker, Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds in Sachsen-Anhalt. Für Halle bedeuten die Studenten also bares Geld. Sollten sich am Ende, wie von der Verwaltung prognostiziert, 2.500 Studenten ummelden, wären das im besten Fall Einnahmen von 1,35 Millionen Euro.
Zweitwohnsteuer bringt deutlich weniger ein
Das ist deutlich mehr als die Zweitwohnungssteuer einbringt. Nach Angaben der Verwaltung beliefen sich die Einnahmen im vergangenen Jahr auf rund 264.000 Euro. Bei 840 Zahlern bedeutet das eine Pro-Kopf-Einnahme von 314 Euro. Allerdings gibt es bei der Zweitwohnungssteuer keinen festen, sondern nur einen flexiblen Satz: zehn Prozent der Nettokaltmiete. Die fällt bei Studenten in der Regel niedriger aus.
Der Willkommens-Bonus wird in Halle seit dem Jahr 2009 gezahlt. Rund 11 400 Studenten haben ihn in dieser Zeit genutzt. Dazu gehört auch Norman Köhne, einer der Sprecher des Studierendenrates an der Martin-Luther-Universität Halle. „Der Bonus war sicher eine Motivation, mich in Halle mit Hauptwohnsitz anzumelden“, sagt er. Aber natürlich sei ihm klar gewesen, dass die Stadt dieses Geld nicht nur aus Liebe zu ihren Studenten zahlt. Bisher sind in den sechs Jahren 1,4 Millionen Euro aus der Stadtkasse für diese Leistung ausgegeben worden.
Ummeldung wird finanziell belohnt
Halle ist nicht die einzige Stadt in Sachsen-Anhalt, die die Ummeldung finanziell belohnt. Auch Magdeburg zahlt bei Ummeldung einen Bonus an die Studenten in Höhe von 160 Euro. Im Wintersemester 2000/2001 wurde es eingeführt. Im Schnitt nutzen diesen Bonus mit 4.200 Studenten pro Jahr deutlich mehr als in Halle. Auch Magdeburg begründet den Bonus nicht mit dem Finanzausgleichsgesetz, sondern mit den „durch die Wohnsitzverlegung entstandenen Mehraufwendungen für die Studenten“. Die sollten damit abgefedert werden. In der Nachbarstadt Leipzig gibt es ebenfalls seit dem Jahr 1999 einen Bonus in Höhe von einmalig 150 Euro für die Ummeldung. Im Schnitt nehmen den 3 400 Studenten in Anspruch. (mz)