Wildcats gegen Waibling Wildcats gegen Waibling: Bei Lea Gruber bleiben die Gegnerinnen über Nacht

Halle (Saale) - Es wird am Samstag diesen Moment geben, wenn aus Freundinnen Gegnerinnen werden: beim Ausstieg aus dem Auto nach der Ankunft an der Erdgas Sportarena in Halle-Neustadt. Lea Gruber, die Fahrerin, wird in die Heimkabine des SV Union Halle-Neustadt gehen, ihre vier Mitfahrerinnen in die Umkleide für Gastmannschaften. Im Kabinengang werden sich die Wege der Handballerinnen trennen. „Das wird bestimmt ein komisches Gefühl“, sagt Gruber.
Und wohl der schwierigste Moment dieses emotionalen Wiedersehens. Der VfL Waiblingen, bis Sommer der Verein von Lea Gruber, tritt am Samstagabend in der zweiten Handball-Bundesliga in Halle an. Für die 22-Jährige wird es das erste Wiedersehen. Das sich nicht nur auf das Spiel beschränkt. „Vier ehemalige Mitspielerinnen kommen schon am Freitag, übernachten bei mir und bleiben bis Sonntag.“
Halles Lea Gruber freut sich auf Besuch der Freundinnen
Lea Gruber muss lachen, wenn sie an diese ziemlich einzigartige Situation denkt. Gegnerinnen als Übernachtungsgäste. Gegnerinnen als Mitfahrerinnen zur Halle. „Wir verstehen uns aber einfach sehr gut, haben viel privat zu bereden“, sagt sie. Handball wird da, bis es Richtung Erdgas Arena geht, keine große Rolle spielen. „Ich werde ihnen auch nichts in den Tee schütten“, witzelt Gruber. Ihre Gäste werden also in körperlicher Bestform am Samstag auf dem Parkett stehen.
Die Rückraumspielerin ist auch so vom Sieg gegen ihre Freundinnen überzeugt. Mit einigen hat Gruber über fünf Jahre zusammengespielt. Zwei Aufstiege hat sie in ihrer schwäbischen Heimat gefeiert, ehe Gruber im Sommer eine neue sportliche Herausforderung suchte und in Halle fündig wurde.
Lea Gruber arbeitet halbtags in einer Werbeagentur
Bis jetzt ist es eine Erfolgsgeschichte. Zehn Siege in zehn Spielen lautet die makellose Bilanz des SV Union. Natürlich führt der damit die Tabelle der zweiten Liga souverän an, ist auf dem besten Weg direkt zurück in die Bundesliga. Waiblingen ist mit fünf Siegen, einem Remis und vier Niederlagen Achter.
Komplett zufrieden ist Gruber, die neben dem Handball halbtags in einer Werbeagentur arbeitet, aber nicht. „Ich habe individuell noch viel Luft nach oben“, sagt sie. 2,8 Tore wirft die gebürtige Bad Cannstatterin in dieser Saison pro Spiel. Hinter Unions Führungsspielerinnen Saskia Lang und Sophie Lütke taucht die eigentlich wurfstarke Spielerin etwas ab.
„Wir haben hier Spielerinnen, die schon Champions League gespielt haben. In diese Konstellation muss ich mich noch reinfinden“, sagt sie. Selbstbewusster den eigenen Abschluss suchen, gerade dann, wenn der Gegner seine Verteidigungsbemühungen auf Lang und Lütke konzentriert, das ist ihr Ziel. „Diesen Anspruch habe ich.“
Wer muss auf dem Weihnachtsmarkt den Siegerglühwein ausgeben?
Vielleicht kommt die Partie am Samstag da gerade recht. Schließlich gibt es keinen Gegner, den Gruber besser kennt, als ihr ehemaliges Team. Die Stärken und Schwächen vieler Spielerinnen hat sie über Jahre aus nächster Nähe erlebt. Gerade mit Kapitänin Caren Hammer hat sich Gruber im Training regelmäßig duelliert.
„Wir werden auch Samstag oft aufeinandertreffen“, sagt sie. „Da will ich schon zeigen, dass ich mich weiterentwickelt habe.“ Und dafür sorgen, dass die Übernachtungsgäste beim Weihnachtsmarktbesuch nach dem Spiel ihr einen Siegerglühwein ausgeben müssen. Dann, wenn aus Gegnerinnen wieder Freundinnen geworden sind.
›› Anwurf gegen Waiblingen um 19 Uhr. Um 16 Uhr spielt das Juniorteam (dritte Liga) bereits gegen Gedern/Nidda. (mz)