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Langzeitarbeitslose in Halle Wie ein Tierpark in Halle unter sozialen Kürzungen leidet

SPD-Politiker Karamba Diaby macht am Goldberg auf die geplanten Budgetkürzungen des Bundes im sozialen Sektor aufmerksam. Diese hätten gravierende Folgen.

Von Isabell Sparfeld 05.10.2024, 14:00
SPD-Politiker Karamba Diaby beim Laubkehren im Tierpark am Goldberg: Er kennt die Anlage schon seit 31 Jahren.
SPD-Politiker Karamba Diaby beim Laubkehren im Tierpark am Goldberg: Er kennt die Anlage schon seit 31 Jahren. (Foto: Sparfeld)

Halle/MZ. - Karamba Diaby (SPD) schulterte einige Schippen auf, die ihm Sebastian Werner, Leiter des Tierparks am Goldberg, überreichte. Andere Helfer schnappten sich am Freitagmorgen Rechen und Schubkarren, bevor sie sich gemeinsam an die Arbeit machten. Sie wollten im Nutztiergarten Laub kehren – eine unendliche Aufgabe im Herbst, die normalerweise Langzeitarbeitslose bestreiten. Genau um diese Menschen ging es dem Bundestagsmitglied Diaby mit der Laub-Aktion, denn der Bund plant Budgetkürzungen im sozialen Sektor. Darunter würden nicht nur die Langzeitarbeitslosen leiden. Die Auswirkungen sind weitreichender.

Drastische Kürzungen betreffen in Halle hunderte Menschen

Laut Jan Kaltofen, Geschäftsführer des halleschen Jobcenters, beziehen rund 19.000 Hallenser Leistungen, von denen circa 11.800 arbeitslos sind. Den Schätzungen von Kaltofen zufolge sind ungefähr die Hälfte dieser Menschen Langzeitleistungsbezieher. Sie haben „faktisch keinerlei Bezug mehr zur Arbeit“, sagt Kaltofen. Die Zahl werde größer und verfestige sich. Ihnen können Arbeitsgelegenheiten zugewiesen werden. Mögliche Bereiche dafür sind Grünflächenarbeiten wie am Goldberg, Ausstellungsgestaltungen oder auch in Suppenküchen.

Der Bund plane die Budgets der Jobcenter zu kürzen. Dadurch würde laut Kaltofen nur noch ein Drittel des Geldes für Arbeitsgelegenheiten übrig bleiben. Die derzeitigen 1.000 bis 1.200 Stellen müsste das Jobcenter auf rund 300 Plätze reduzieren. Dabei seien die Mittel der Jobcenter in den vergangenen Jahren schon immer weiter gesunken.

Kaltofen kritisierte die Pläne des Bundes, denn die betroffenen Menschen würden von einem Tag auf den nächsten ins Nichts fallen. Ihnen würde eine sinnvolle Tätigkeit fehlen, die ihr Können nach Außen präsentiert. „Wir verlieren die Menschen, die Menschen verlieren die Selbstachtung und die Öffentlichkeit verliert diese Menschen aus dem Blick“, fasste Kaltofen zusammen.

Die Pläne würde die Gruppe der Abgehängten vergrößern. Zusätzlich wäre weniger Geld für die Förderung von Arbeitseinführungen da. „Wer vergisst Geld in Soziales zu stecken, vergisst die Bevölkerung.“

Tierpark am Goldberg ist in Gefahr

Das bedrohe aber auch die Existenz des Tierparks am Goldberg. „Das ganze Gelände wird über Arbeitsgelegenheiten bewirtschaftet“, erklärte Kaltofen, der wie Diaby mit anpackt. Momentan seien es 58 Teilnehmer und fünf Festangestellte, die sich um rund 250 Tiere und 48.000 Quadratmeter kümmern.

Der Träger, das Paritätische Sozialwerk Behindertenhilfe, kann als gemeinnützige Einrichtung nicht alles allein stemmen. Der Tierpark sei einer von vielen Orten in Halle, die von den Arbeitsgelegenheiten leben.

Diaby liege das Thema am Herzen, weil er Anfang der 1990er Jahre selbst von so einer Maßnahme profitiert habe. „Durch die Übergangsmöglichkeit bin ich am Arbeitsmarkt gelandet“, sagte er. Langzeitarbeitslose hätten woanders oft keine Chance. Durch seine eigene Erfahrung sei er sensibilisiert. Seine Gespräche mit der Geschäftsführung des Tierparks wolle er mit nach Berlin in den Bundestag nehmen.

Wichtig sei ihm auch die Förderung der Persönlichkeit der Langzeitarbeitslosen durch die Arbeitsgelegenheiten. Der Wegfall von solchen Stellen „wäre nicht gut für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft“, betonte er während einer kurzen Pause beim Laubrechen.