Plötzlich streikt der Kran Weihnachten in Halle: So kam Halles Weihnachtsbaum auf den Markt

Halle (Saale) - Soll der Traum vom eigenen Tannenbaum auf dem Marktplatz etwa schon zu Ende sein, bevor der erste Schnitt mit der Kettensäge gesetzt ist? Felix Lützkendorf schaut mit ernster Miene auf die 15 Meter hohe Blaufichte vor seinem Haus. Alles war doch Monate im Voraus geplant worden!
Die Stadt Halle hatte sich bereit erklärt, den Baum, der seine Einfahrt im kleinen Saalekreis-Ort Delitz am Berge einengt, abzusägen und kostenlos zum Markt zu transportieren. Die Spezial-Logistik-Firma Mammoet aus Leuna hatte im Vorfeld den Baum vermessen, Stahlplatten für den tonnenschweren Transporter verlegt und ein Halteverbot für die enge Straße beantragt.
Halles Weihnachtsbaum: Beinahe hätte Bad Lauchstädt schon die Fichte bekommen
In Halle sollte die Fichte vom 14. November bis zum 8. Januar als Weihnachtsbaum für die richtige Stimmung auf dem Weihnachtsmarkt sorgen. Lützkendorf würde sich die rund 1.000 Euro für die Fällung sparen, hätte wieder Licht in seinen Räumen und die Stadt einen Weihnachtsbaum. Und jetzt streikt der Kran - zumindest für eine halbe Stunde.
Der Tag für Lützkendorf, seine Freundin Jenny Uhlig und ihren fast zweijährigen Sohn Janosch hatte um 7 Uhr begonnen. Das Paar wartet vor seinem Haus, das es vor zwei Jahren gekauft hat. „Der Garten war zugewuchert, einen Teich haben wir schon zurückgebaut, jetzt ist noch der Baum im Weg“, sagte der 28-jährige Chemikant, der in Leuna arbeitet. Im vergangenen Jahr hätten sie der Stadt Bad Lauchstädt den Baum bereits für ihren Weihnachtsmarkt angeboten. Die habe jedoch abgelehnt, weil die Tanne zu nah am Haus stehe und deren Fällung zu gefährlich sei.
Halles Weihnachtsbaum: Spezialfirma kümmert sich jedes Jahr um den Transport
Darüber kann Jonas Bartzschke, Außendienst-Mitarbeiter bei Mammoet, nur lächeln. Er traute sich den Auftrag zu. Die Firma hievt normalerweise Industrieanlagen oder Windräder in die Luft. Seit mehreren Jahren transportiert sie außerdem den Tannenbaum zum halleschen Weihnachtsmarkt. „Das Spannende dabei ist, dass die Situation jedes Jahr anders ist. Man weiß nie, wie es läuft“, so der erst 21-jährige Bartzschke.
Trotz seiner Jugend laufen bei ihm die Fäden an diesem Morgen zusammen. Also ist er es auch, der wegen des defekten Krans gegen 9 Uhr einen Mechaniker nach Delitz am Berge rufen muss. Doch schon kurz darauf hat sich das Problem von alleine erledigt. „Da ist so viel Technik drin, manchmal reicht es, den Zündschlüssel neu herumzudrehen“, sagt er achselzuckend. Dann geht alles ganz schnell.
Schon mindestens 20 Weihnachtsbäume gefällt
Mit einem Hubsteiger fahren Männer des Grünflächenamtes zum oberen Drittel des Stammes und binden eine Schlinge daran fest. Der Kran bringt das Seil auf Spannung, während Michael String vom Umweltamt die Säge anwirft. „Ich habe mindestens schon 20 Weihnachtsbäume gefällt“, sagt er. Eine Panne wie vor ein paar Jahren in Magdeburg, als der Baum beim Verladen durchgebrochen war, sei ihm noch nie passiert.
Und auch der diesjährige Baum schafft es ohne einen gebrochenen Ast auf den XXL-Transporter. Der fährt gegen Mittag über die A143, die B 80 und die Mansfelder Straße zum Markt, wo die Blaufichte schließlich in einer guten halben Stunde aufgerichtet wird. „Hier sieht sie irgendwie viel kleiner aus als in unserem Vorgarten“, sagt Jenny Uhlig, die ihrer Tanne hinterhergefahren ist. Unter den Augen Hunderter Schaulustiger wird sie in den kommenden Tagen geschmückt. (mz)

