Wechsel nach Wasserburg Wechsel nach Wasserburg: Die große Profi-Chance für Laura Habecker
Halle (Saale) - Die Thomas-Mann-Grundschule in Halles Süden, in der Kästner-Straße, gibt es nicht mehr. „Da habe ich in der Schul AG einst mit dem Basketball angefangen“, erinnert sich Laura Hebecker. 2005 kam das Talent dann zum SV Halle, seit sechs Jahren spielt sie mittlerweile Bundesliga für die Lions - und die 23-Jährige ist längst das Gesicht des Frauen-Basketballs in der Saalestadt. Doch ab der kommenden Saison wird nichts mehr so sein, wie es war. Denn es geschieht etwas lange Zeit Undenkbares: Laura Hebecker verlässt den Bundesligisten. Sie wechselt nicht irgendwohin, sondern zum Nonplusultra des deutschen Damen-Basketballs: zu Serien-Meister TSV Wasserburg.
Internationale Herausforderung
„Ich wollte einfach eine neue Herausforderung, wollte mal international im Europacup spielen. Außerdem habe ich bis auf die letzte Arbeit mein BWL-Studium in Halle beendet. Das gibt zusätzlich Freiraum. Wann, wenn nicht jetzt“, begründet Laura Hebecker ihre Motivation, Neuland zu betreten. Und ganz überraschend kommt der Wechsel dann auch nicht. Schon vor zwei Jahren wollte Wasserburg die angehende Nationalspielerin holen. Dann riss sie sich das Kreuzband, fiel monatelang aus. „Die letzte Saison habe ich dann genutzt, um wieder in Form zu kommen“, erzählt Laura Hebecker. Die Wasserburger beobachteten, wie sie sich nach dem Comeback entwickelte und waren überzeugt: Die wollen wir immer noch. „Nach dem Ende der Serie gab es dann Gespräche über den Wechsel“, berichtet die Spielerin.
Dass das Chaos im letzten Lions-Team, das beinahe im Abstieg gemündet hätte, ihre eigenen Wechselabsichten forciert hätte, das sieht Laura Hebecker derweil nicht als maßgeblichen Grund, nun etwas Neues auszuprobieren. „Vielleicht war das im Hinterkopf, aber es hat mich in meiner Entscheidung nicht gelenkt“, sagt Laura Hebecker. „Für mich geht es darum: Ich will in einem ordentlichen Team Spaß haben. Auch das Finanzielle war nicht ausschlaggebend“, erzählt sie. Aber dass sie als TSV-Profi weitaus mehr verdienen wird, als in der Vergangenheit bei ihrem Heimatverein, ist leicht vorstellbar.
FC Bayern des deutschen Damen-Basketballs
Allerdings muss sie sich massiv umgewöhnen. Wer in Halle unverzichtbar ist, muss es keineswegs beim TSV sein. Sich in diesem Starensemble des reichen FC Bayern des deutschen Damen-Basketballs durchzusetzen, wird eine richtig hohe Hürde. Das aber stachelt den Ehrgeiz von Laura Hebecker nur an. Schließlich winken im Erfolgsfall auch weitere Berufungen für die Nationalmannschaft.
Ungeachtet dessen: Nach dem Wegfall eines Hauptsponsors müssen sie auch in Wasserburg den Gürtel enger schnallen. Eine ähnliche Dominanz des TSV in der Liga in der Vergangenheit, ist nicht zu erwarten. Was der Spannung zuträglich ist.
Sich im tiefsten Bayern, im Landkreis Rosenheim, zurecht zu finden, dabei wird ihr mindestens eine alte Bekannte helfen. Anna Heise spielte für die zweite Mannschaft des Meisters in der zweiten Liga. Mit ihr wurde Hebecker einst deutsche Jugendmeisterin. Ob dazu Sascha Tarasava der Lions-Star aus der Saison 2015/16 beim TSV bleibt, ist ebenso offen, wie die sportliche Zukunft ihrer jüngeren Schwester Elisa im nur 30 Kilometer entfernten Bad Aibling beim dortigen Bundesligisten. „Durch Besuche bei ihr weiß ich aber, dass die Gegend wirklich ganz nett ist“, erzählt Laura Hebecker. Wasserburg an sich kennt sie allerdings nur durch die Spiele mit den Lions vor Ort. „Einmal haben wir dort übernachtet, da sind wir mal durch die Straßen spaziert.“
Urlaub in Paris
In Halle wurde ihr Entschluss, die Lions zu verlassen, übrigens wohlwollend toleriert. „Ich hatte ein cooles Gespräch mit Geschäftsführerin Cornelia Demuth. Sie hatte vollstes Verständnis dafür“, so Hebecker.
Inzwischen war sie mit Elisa eine Woche in Paris. Weiterer Urlaub ist nicht geplant. Denn bevor sie Ende August ihren neuen Job antritt, möchte sie den Bachelor-Abschluss haben. Danach ist erst einmal Schluss mit dem Büffeln. Künftig ist die Ex-Studentin Laura Hebecker Vollprofi. „Ich habe geplant, ein Jahr nichts weiter zu machen außer Basketball“, verrät sie. „Es sei denn, mir fällt die Decke auf den Kopf.“ Dies ist wohl die einzige Gefahr, die bei dem neuen Abenteuer droht. (mz)