Wasserspringer Dennis Nothaft Wasserspringer Dennis Nothaft vom SV Halle: Ein Bayer steht für Halle

Halle - Es mutet schon ein wenig kurios an: Kein anderer verkörpert gerade besser die aktuelle Situation der Wasserspringer in Halle als Dennis Nothaft. Kurios deshalb, weil der 18-Jährige ein waschechter Bayer ist. Vor anderthalb Jahren wechselte er von München an den Bundesstützpunkt nach Halle. Seitdem hat er eine erfreuliche Entwicklung genommen.
Das war beim Halloren-Pokal am Wochenende in Neustadt zu sehen. Andreas Wels sieht das jedenfalls so. „Der Junge hat Potenzial“, sagt Halles einstiger Weltklassespringer, „das habe ich schon gespürt, als er damals zu uns kam - trotz seiner Ecken und Kanten, die er mitgebracht hatte“. Er spielt damit auf die technischen Defizite an wie beim spritzerlosen Eintauchen oder der korrekten Armhaltung. Doch: „Wenn er weiter so hart arbeitet, dann hat Dennis die Chance, sich weit vorn mit einzubringen.“
Woran es Dennis Nothaft noch fehlt
Damit steht Nothaft für einige andere Talente am Stützpunkt. Was ihm noch fehlt - und auch da unterscheidet er sich kaum von seinen Trainingsgefährten - ist vor allem Stabilität. „Wir haben eine schwierige Wettkampfserie aufgebaut“, erklärt Nothafts Trainer Norman Becker. „Manchmal klappen die neuen Sprünge schon gut, manchmal noch nicht.“ Die Konstanz fehlt also und damit die Souveränität, die die Athleten aus der Nationalmannschaft bei dem Wettkampf in Halle schon zum Teil zeigten.
Wohl auch deshalb verpasste das Männer-Team des SV bei der 44. Pokal-Auflage das Finale, reihte sich am Ende hinter zwei Berliner und einer Dresdner Mannschaft an vierter Stelle ein. Halles Frauen gewannen als Dritte das kleine Finale. Auch hier ging der Sieg an das Berliner Trio vor Dresden.
Nothaft selbst war es vorbehalten, den Schlusspunkt hinter den Auftritt der Lokalmatadore zu setzen. Mit einem für ihn neuen Sprung aus drei Metern Höhe: den zweieinhalbfachen Auerbachsalto mit anderthalb Schrauben. Im Halbfinale war der noch in die Hose gegangen - null Punkte.
Warum Dennis Nothaft nach Halle kam
Und was macht der 18-Jährige in solch einer schwierigen Situation? „Zähne zusammenbeißen, und weiter geht’s“, sagt er. Nothaft weiß, bis er ihn traumhaft sicher beherrscht, ist es noch ein weiter Weg. Den dafür erforderlichen Mut und die Risikobereitschaft hat der Sohn einer Schwimmerin und eines Turners. Den eisernen Willen sowieso.
Deshalb hat der ambitionierte Athlet 2015 auch das ihm vertraute München verlassen. „Unsere Sprunghalle wurde wegen Sanierungsarbeiten geschlossen und die Bedingungen waren eh nicht so gut, wir hatten nicht Mal eine Halle für das Landtraining“, erklärt Nothaft.
Doch warum gerade Halle? Trainer Norman Becker hatte das Talent schon einmal bei einem Wettkampf mitbetreut. Die Chemie? Stimmt also. Die Trainingsgruppe? Passt. Als Internatsschüler an der Sportgymnasium hat sich der Elftklässler mittlerweile eingefuchst. Im Vorjahr hatte der Neu-Hallenser die Nachwuchs-EM noch knapp verpasst. Diesmal soll es unbedingt klappen.
„Abgerechnet wird im Sommer“, sagt Becker. Kommende Woche kann Nothaft schon die nächste Hürde nehmen. Bei den deutschen Meisterschaften in Aachen gilt es, sich für internationale Meetings im Frühjahr zu empfehlen. Dafür muss er eine gewisse Normpunktzahl erfüllen und mindestens Zweiter werden.
Der Hallorenpokal war also so etwas wie die Probe aufs Exempel. Nicht nur für den Bayer in halleschen Diensten.