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Wasserspringen Wasserspringen: Die Visionen des Andreas Wels

Von Petra Szag 07.02.2017, 17:28

Halle - Es klingt nach einem atemberaubenden Spektakel: Die Hausmannstürme auf dem halleschen Markt als Skyline. Dazu Hunderte erwartungsvoll nach oben schauende Zuschauer, die die Luft anhalten, wenn sich die wagemutigen Athleten von einer Hebebühne in einen vier Meter tiefen mobilen Pool fallen lassen. Das ist die Vision von Andreas Wels. Eine Vision für den Hallorenpokal.

Am Wochenende ging die Traditionsveranstaltung in ihre 44. Auflage. Wie in all den Jahren zuvor in der Neustädter Sprunghalle. Und es absolvierten - wie immer - die besten deutschen Wasserspringer aller Altersklassen ihre erste Standortbestimmung im neuen Jahr. Je ein A- und B-Jugendlicher sowie ein Athlet aus der Elite bildeten eine Mannschaft.

„Zum letzten Mal wurde um diese Zeit, an diesem Ort nach diesem Modus gesprungen“, sagt Andreas Wels. Der einstige Springer, der um die Jahrtausendwende das Weltniveau in seiner Sportart mitbestimmt hat, arbeitet an einem neuen Konzept für den Hallorenpokal. Denn er weiß: Wenn das Kunst- und Turmspringen in seiner Heimatstadt eine Zukunft haben will, müssen Veränderungen her. Und Wels glaubt zu wissen, wie es funktionieren kann. Wie Zuschauer begeistert und Förderer gewonnen werden können.

Promispringen kommt gut an

Schon im letzten Sommer hatte er mit seinem Prominenten-Springen im Nordbad erste Erfahrungen mit einem moderneren Wettkampf-Format gesammelt. Mehr als 1300 Zuschauer feierten damals die „Fremdgänger“. Zum Beispiel Toni Lindenhahn (Fußball), Tom Schwarz (Boxen), Matthias Fahrig (Turnen), Georgi Kimstatsch (Eishockey) oder Laure Marx (Gymnastik). In diesem Jahr soll das Spektakel unter dem Namen „Sprung meines Lebens“ seine Fortsetzung finden: am 10. Juni auf Halles Markt.


„Es geht uns nicht darum, sich am Misserfolg anderer zu ergötzen. Im Gegenteil“, sagt Wels, „wir wollen das Gelingen zeigen.“ Er selbst will da nicht kneifen und wagt zum ersten Mal den freien Fall aus 18 Metern Höhe. Und er scheut auch nicht den Vergleich mit international erprobten Klippenspringern wie der WM-Dritten von 2013, Anna Bader, die ihr Kommen zugesagt hat.

Mit Chu Tan Cuong konnte zudem ein Kung-Fu-Großmeister gewonnen werden, der medienerfahren ist. Bei „Wetten, dass ...???“ beispielsweise hatte der gebürtige Vietnamese schon ein Millionenpublikum begeistert.

Mit dem mit vielen Showeffekten aufgepeppten Spektakel will Wels das Interesse am Wasserspingen weiter anheizen. In diesem Jahr wird der Hallorenpokal noch nicht in dieses unterhaltsame Freiluft-Event eingebettet. Schließlich bedarf das einer akribischen Vorbereitung. Es muss mit dem Wettkampfkalender der Athleten abgestimmt werden. So schnell alles unter einen Hut zu kriegen, dazu war die Zeit zu kurz.

Doch 2018 sieht das anders aus. Auch die Zusammensetzung der Teams soll dann vereinfacht und die Sprunghöhe variiert werden - so kann man künftig sogar internationale Stars ködern. Dabei hat Wels als ehrenamtlicher Springwart des Landes die volle Rückendeckung von seinem Vorgesetzten innerhalb des DSV, Heiko Alt.

Brückenspringen, Super-Casting

Nicht nur beim Verband rennt der Lehrer des halleschen Sportgymnasiums mit seinen Vorstellungen offene Türen ein. In der Stadt und seinem Verein, dem SV, kommen die Ideen ebenfalls gut an. Wohl auch deshalb, weil der 42-Jährige sich acht Jahre nach seinem Rückzug vom Leistungssport nicht nur vor den Karren spannt, sondern selbst mit einbringt. Beim Laternenfest im letzten Jahr warb er als Brückenspringer in Kröllwitz vor 5000 Zuschauern in eigener Sache. Auch in diesem Sommer soll es eine Fortsetzung geben.

Und Wels will bei der Nachwuchssichtung neue Wege gehen. Beim Super-Casting kurz vor dem Spektakel auf dem Markt soll der Nachwuchs im Heidebad die Chance bekommen, sich selbst einmal auszuprobieren. „Stell’ dich der Herausforderung“, ist das Motto.

Andreas Wels beherzigt das selbst. Sein Mut und das viele Herzblut, das er bei der Suche nach Förderern einbringt, hat ihm so manche Tür geöffnet. Um seine Projekte in die Tat umzusetzen, gilt es Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen, von denen auch der Nachwuchsleistungssport profitieren soll. „Es geht um Nachhaltigkeit“, sagt der alles andere als realitätsfremde Visionär.

Durch andere Sportarten hat er gelernt, dass Hochleistungssport und beste Unterhaltung sich nicht ausschließen. Promi-Biathlon in Ruhpolding, Skilaufen und Schießen auf Schalke - wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann muss der Berg eben zum Propheten gehen. Warum also nicht Wasserspringen auf Halles Markt?