Wasserski-EM in Halle Wasserski-EM in Halle: Mit 66 über den Hufi

Halle (Saale) - Nikolaos Frangistas liegt fast waagerecht über dem Wasser. Mit Tempo 55 schießt das Motorboot durch den 270 Meter langen Slalomparcours. Der Grieche umkurvt ebenso elegant wie dynamisch die Bojen. Der Mann ist 66 Jahre alt! Frangistas zählt zweifellos zu den Favoriten, wenn am Donnerstagabend die Senioren-Europameisterschaften im Wasserski auf dem Hufeisensee in Halles Osten beginnen. „Diese Sportart kann man tatsächlich bis ins hohe Alter betreiben. Der älteste Starter ist 73“, sagt Organisations-Chef Ulf Langrock.
Normalerweise ist der 50-Jährige eine Frohnatur, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Doch so kurz vor dem EM-Start auf dem größten Gewässer der Stadt bestimmt Stress die Szenerie auf der malerischen Anlage am Ostufer des Sees. 94 Aktive aus 22 Ländern haben sich angesagt. Viele Sportler sind bereits in Halle und trainieren auf dem See. Langrock und sein Team aus Ehrenamtlichen kümmern sich um alles - vom Toilettenpapier über das Benzin für die Motorboote bis hin zum Essen.
Wasserski-EM in Halle: Projektmanager bei KSB opfert für die EM seinen Jahresurlaub
„Vermutlich habe ich nach diesen drei Tagen ein Magengeschwür. Aber das ist es mir wert“, sagt Langrock und grinst. Na bitte! Den Humor hat der Hallenser nicht verloren, der hauptamtlich als Projektmanager beim Pumpenhersteller KSB arbeitet und für die EM seinen Jahresurlaub opfert.
Der Wasserskiclub beschenkt sich mit dem Großereignis quasi selbst. 1958 war die damalige Sektion als Teil der BSG Empor HO Halle gegründet worden. Langrock spricht von acht „Verrückten“, die es damals mit ihren Ski auf die Saale zog. 1961 siedelte die Truppe dann in den ehemaligen Tagebau bei Büschdorf über. Von 1926 an hatten Bergleute hier zunächst Braunkohle aus der Erde gegraben, bis zur Stilllegung in den 1960er Jahren wurde noch Kies aus dem Boden gefördert.
Heute ist der Hufeisensee ein Naturparadies - wenn Badegäste die Ufer nicht vermüllen
Heute ist der Hufeisensee ein Naturparadies - wenn Badegäste die Ufer nicht vermüllen. Apropos Baden: Das Bundesumweltamt wie die Stadt raten vom Schwimmen im See ab, weil über zwei Grundwasseradern Schadstoffe in den See gelangen. Ein Problem für die EM? „Hier hinten bei uns nicht. Die Wasserqualität an der Anlage ist top“, sagt Langrock und appelliert an die „wilden“ Bader, die gelben Sicherheitsbojen ernst zu nehmen, die die Wettkampfstrecken abgrenzen. Die Titel werden in drei Disziplinen vergeben: Slalom, Sprung und Trick. Hinzu kommt noch die Kombinationswertung.
„Die Anlage ist top. Und sie liegt nicht in der Walachei wie bei anderen Meisterschaften. Das wissen die Teilnehmer zu schätzen“, sagt Gitte Baumeier (48), die mit Claudia Langrock und Dieter Krähe die halleschen Farben bei der EM vertritt. Seit 35 Jahren fährt die 48-Jährige schon Wasserski. Sie liebt das Zusammenspiel von Kraft, Koordination und Tempo. Und wie ihre Kollegin Claudia Langrock, Ehefrau des Organisations-Chefs, hat sie schon große Erfolge gefeiert. 2006 war sie Weltmeisterin.
Dumm nur, dass ausgerechnet an diesem Wochenende auch das Laternenfest ansteht, Sachsen-Anhalts größtes Volksfest. Geht die EM auf dem Hufeisensee in diesem Trubel unter? „Wir wollten den Termin verschieben, aber der Dachverband hat es abgelehnt. Und danach müssen wir uns richten. Die Hallenser können ja beide Ereignisse besuchen“, meint Ulf Langrock. Parken können Gäste über die Zufahrt Schkeuditzer Straße auf der Innenkippe - für fünf Euro pro Auto. Der Eintritt ist in diesem Preis dann ebenso enthalten wie das Spektakel auf dem Wasser.
››Alle Infos zur EM im Internet unter www.wsc-hufeisensee-halle.de(mz)

