1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Wäscherei "Edelweiß" in Halle: Wäscherei "Edelweiß" in Halle: Saubere Umsätze trotz Mindestlohn

Wäscherei "Edelweiß" in Halle Wäscherei "Edelweiß" in Halle: Saubere Umsätze trotz Mindestlohn

Von Peter Godazgar 07.05.2015, 11:20
45 Kilogramm: So viel Wäsche fasst Andreas Tauschels größte und modernste Maschine. Groß ist auch der Preis, nämlich fünfstellig.
45 Kilogramm: So viel Wäsche fasst Andreas Tauschels größte und modernste Maschine. Groß ist auch der Preis, nämlich fünfstellig. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - Für einen Unternehmer, der im vergangenen Jahr rund 20.000 Euro weniger verdient hat, ist Alexander Tauschel erstaunlich fröhlich. Es ist ja auch nicht so, als gäbe es für ihn zu wenig zu tun. Im Gegenteil. Der Umsatz, den er mit seiner Wäscherei macht, steigt stetig. In der Tat könnte man Tauschels Gewerbe als krisensicher bezeichnen: Schmutzige Wäsche gibt es immer.

Trotzdem sinkt auch in Halle die Zahl der Wäschereien. Seinen eigenen Knick in der Gewinnkurve hat Tauschel dem Mindestlohn zu verdanken - er hat ihn nämlich nicht erst im Januar, sondern ein ganzes Jahr früher eingeführt, also im Januar 2014.

Viele Unternehmer, sagt er, hätten sich bis zur Einführung des Mindestlohns vor allem mit der Frage beschäftigt, wie sie die höhere Bezahlung ihrer Mitarbeiter umgehen können. Der völlig falsche Ansatz, findet Tauschel. Sein Laden läuft: „Auch ich hätte den steigenden Gewinn einfach mitnehmen können, aber so bin ich nicht.“ Und so verkündete er auf der Weihnachtsfeier 2013: Ab 1.1. gibt es den Mindestlohn. 8,50 Euro für alle Angestellten statt gut sieben Euro.

Tauschel sieht die Lohnerhöhung „als Motivation, als Dank und als Anerkennung“ für seine Kollegen - sieben Frauen in der Wäscherei und ein Fahrer. Roswitha Brosche ist am längsten dabei: Es sei ein schönes Gefühl, sagt sie, für die Arbeit, die man leiste, auch ordentlich entlohnt zu werden.

"Nicht ein Kunde hat uns gekündigt. Nicht einer!"

Es gibt viel zu tun, die Arbeit ist körperlich anstrengend und muss exakt und umsichtig erledigt werden, damit jedes einzelne der unzähligen Wäschestücke am Ende auch wieder beim richtigen Besitzer landet. Und von einer fürstlichen Entlohnung könne ja ohnehin nicht die Rede sein, auch nicht nach der Einführung des Mindestlohns. „Wir reden hier über 8,50 Euro“, sagt Tauschel. Natürlich musste er die Preise neu kalkulieren - und auch leicht anheben, meist im Bereich von unter 50 Cent pro Posten. Aber: „Nicht ein Kunde hat sich negativ geäußert oder uns gar gekündigt. Nicht einer!“

So blickt der 41-Jährige im Jubiläumsjahr optimistisch in die Zukunft. Am 30. Mai wird bei „Edelweiß“ das 85-Jährige gefeiert. Tauschels Großeltern haben das Geschäft 1930 in Halles Osten gegründet. Vater Hilmar übernahm es - und auch Alexander Tauschel war sich schon früh sicher, dass er in der Wäscherei arbeiten will.

„Ich habe schon als Kind an der Mangel gestanden und Wäsche zusammengelegt“, sagt der Edelweiß-Chef. Kurioserweise bremste ihn ausgerechnet sein Vater zunächst aus: „Ich sollte was Vernünftiges lernen“, sagt Alexander Tauschel und schmunzelt. Der Vater schwatzte ihm eine Lehre zum Maschinen- und Anlagenmonteur auf.

2.000 Kilo Wäsche pro Woche

Doch der Sohn war unglücklich mit der Berufswahl und sattelte nach einem Jahr um. Nach seiner Ausbildung zum Textilreiniger stieg er 1995 wieder in den elterlichen Betrieb ein; seit 2009 führt er die Geschäfte. „Klar bin ich stolz auf meinen Sohn“, sagt Vater Hilmar. Auch die Firmennachfolge haben Tauschels reibungslos geregelt. Vater Hilmar wurde im vergangenen Jahr 65, er schaut noch regelmäßig im Laden vorbei - aber er mischt sich nicht mehr ein.

Seit fünf Jahren befindet sich die Wäscherei in der Landsberger Straße. Heute werden bis zu 2.000 Kilo Wäsche pro Woche gewaschen. Drei Waschmaschinen - die größte fasst 45 Kilo Wäsche - rotieren an fünf Tagen in der Woche von früh bis spät, außerdem drei Trockner. An der Heißmangel werden Bettlaken und Tischtücher geplättet, und ein sogenannter Multi-Finisher holt in 20 Sekunden aus jedem noch so zerknitterten Hemd die letzte Falte.

Rund 120.000 Euro hat Tauschel in den vergangenen Jahren in neue Technik investiert. Allein die Energiekosten konnten so um fast 50 Prozent gesenkt werden, der Wasserverbrauch um ein Drittel. „Für eine Wäscherei dieser Größe gehöre ich zu den modernsten in ganz Deutschland.“ (mz)

20 Sekunden benötigt der „Multi-Finisher“, um ein Hemd zu glätten: Nur Kragen und Knopfleiste bügelt Roswitha Brosche noch von Hand nach.
20 Sekunden benötigt der „Multi-Finisher“, um ein Hemd zu glätten: Nur Kragen und Knopfleiste bügelt Roswitha Brosche noch von Hand nach.
Kison Lizenz