«Was sich laust, das liebt sich auch»
Halle/MZ. - "Doch was bei uns Menschen nach ,du kannst mich mal...' aussieht, ist bei Affen ein Zeichen der Unterwürfigkeit und des Respekts", erklärt Zoo-Pflegerin Steffi Gehre. "Das ist ein tolles Verhalten", sagt sie aufgeregt und ist doch zugleich beruhigt.
Am Montag, Punkt 8.15 Uhr, herrscht Hochspannung im Bergzoo Halle. Unter Aufsicht von Zoo-Inspektor Hans-Günther Hofmann öffnen die Pfleger den Schieber im Affengehege und versuchen, das zerstrittene Schimpansenpaar Unyoro und Bangi wieder zu versöhnen.
Bei den Primaten hatte es zuvor heftig gekracht. Nach dem Tod ihres langjährigen Partners war Bangi im Frühjahr in den Leipziger Zoo gekommen, um Anschluss an eine Affengruppe zu finden. Die alte Dame jedoch verliebte sich prompt in den elfjährigen Unyoro. Der Sachse erwiderte ihre Gefühle; beide kamen im Juni nach Halle.
Doch die Affenromanze währte nur kurz. Unyoro wurde aggressiv (die MZ berichtete). "Um Verletzungen zu vermeiden, mussten wir beide trennen", sagt Gehre, die Erklärungen sucht. "Der Schimpanse war mit dem Umzug überfordert. Im Gegensatz zu Bangi hatte er keine Beziehung zu den Pflegern - vielleicht war er eifersüchtig", so die 41-Jährige, die von der plötzlichen Harmonie überrascht ist.
"Unglaublich", kommentiert sie das Verhalten der Affen. Die Pos haben die längste Zeit gesprochen. Das Schimpansenpaar sitzt wie beim Picknick eng zusammen. Liebevoll nippt er an ihren Augenbrauen. Sie hingegen lässt ihren Casanova mit einer Kratz-Geste wissen, welche Fellstellen er untersuchen soll. Unyoro laust und Bangi genießt. "Was sich laust, das liebt sich auch" ist die Pflegerin überzeugt. "Sie sind wieder unzertrennlich. Wo er ist, ist sie. Wo sie ist, ist er", sagt Gehre und spricht wie eine Standesbeamtin die Hoffnung aus, dass diese Liebesaffen-Affäre nun hoffentlich ewig halte.