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Was passiert mit dem Gebäude?  Was passiert mit dem Gebäude? : Schade um den alten "Schad"

02.09.2016, 05:00
Von weitem deutet nicht viel darauf hin: „Die Gläserne Privatbrauerei Schad“ am Reileck hat geschlossen.
Von weitem deutet nicht viel darauf hin: „Die Gläserne Privatbrauerei Schad“ am Reileck hat geschlossen. Holger John

Halle (Saale) - Gähnende Leere im ehemaligen Restaurant „Zum Schad“ am Reileck. Wo noch vor nicht allzu langer Zeit Speisen und Getränke serviert wurden, stehen weder Stühle noch Tische - sämtliche Möbel sind weg. Ein Zettel informiert potenzielle Gäste: „Wir sind umgezogen. Bitte besuchen Sie uns im ,Gasthof zum Mohr’ mit prächtigem Gartenlokal“. Dabei trifft diese Aussage nur bedingt zu. Denn Gunnar und Michaela Schad betreiben den „Gasthof zum Mohr“ bereits seit 2009, parallel zum „Schad“ am Reileck. Bisher. Denn die „Gläserne Privatbrauerei Schad“ am Reileck, Halles bekanntestes Gasthaus, hat geschlossen.

Vorbei die Zeit, als es sich internationale Politprominenz im Anfang der 80er Jahre eröffneten „Schad“ hat schmecken lassen: Der ehemalige sowjetische Staatspräsident Michael Gorbatschow war da, und auch Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher hat am Reileck gespeist. Noch heute künden Schriftzüge an der gelben Außenfassade vom Besuch der prominenten Gäste.

Schließung des „Schads“ vorerst nur Gerücht

An der Schaufensterfassade werben immer noch Plakate für die Events, die vor Jahren die Gäste in Scharen ins Lokal lockten: „Essen wie im Wilden Westen“ und das „Krimi-Dinner“ mit Schauspielern der halleschen freien Theaterszene, „Eine Leiche für Händel“ oder die „Olsenbande“. Von weitem also alles wie immer.

Doch bereits vor Monaten gab es Anzeichen, dass der „Schad“ schließen könnte: Anfang des Jahres wurde der riesige Braukessel der „Gläsernen Privatbrauerei“ abgebaut, die gesamte Bierproduktionstechnik verkauft – aus wirtschaftlichen Gründen, wie Gunnar Schad sagte. Eine Schließung des Lokals hatte er damals als „Gerücht“ abgetan.

Bewertungen gegen Ende nicht mehr gut

„Der Schad hat zu? Ich erinnere mich noch gut an die Gerichte mit Pferdefleisch“, staunte ein Passant und ehemaliger Gast, der am Donnerstag zufällig Richtung Reileck unterwegs ist. Das sei früher eine der Gaststätten gewesen, in der man solche Spezialitäten genießen konnte. Andere sind da anderer Meinung: „Das Essen hat zum Schluss nicht besonders geschmeckt, und es gab ziemlich lange Wartezeiten“, äußert sich ein älterer Herr. Dessen Kritik bestätigen auch einige bereits vor Monaten getätigte Einträge auf der Webseite des „Schad“. Auf der übrigens steht immer noch: „Heute geöffnet“.

Streit der Schad-Brüder

Beim Namen „Schad“ fallen vielen Hallensern aber nicht nur die Speisekarte oder der Service ein, sondern vor allem der jahrelang auch in der Öffentlichkeit ausgetragene Streit der beiden Brüder. „Schad gegen Schad“ hieß es nämlich vor sechs Jahren. Da untersagte Hauke Schad, Wirt des Restaurants „Zum Schad“ in der Kleinen Klausstraße/Ecke Oleariusstraße, seinem Bruder Gunnar die Nennung des Familiennamens im Titel „Gläserne Privatbrauerei“, dem Lokal am Reileck.

Noch während des Streits der Brüder wurde bekannt, dass sich Hauke Schad die Namensrechte gesichert hatte. Zuvor hatte er allerdings einen Rechtsstreit mit dem Bruder ausgeschlossen. „Das ist unser Familienname. Ich werde meinem Bruder die Nutzung nicht untersagen“, hatte er im Juni 2009 gegenüber MZ gesagt. Das war nun hinfällig und Gunnar Schad musste den Namen an der Fassade abdecken.

Zudem hatte er notgedrungen, nachdem das Landgericht Magdeburg ihm zunächst untersagt hatte, den Namen zu verwenden, Speisekarten und Biergläser auswechseln lassen. Doch dabei wollte es Gunnar Schad nicht bewenden lassen: Er ging mit einer Berufungsklage vor das Oberlandesgericht Naumburg - und bekam wegen eines Formfehlers der Anwältin seines Bruders Recht.

Schad-Brüder gingen ab 2009 getrennte Wege

Der Namensstreit war allerdings nur die Fortsetzung der Streitigkeiten der Schad-Brüder. Dem vorausgegangen war die Trennung der Brüder nach dem Tode des Vaters Helmut Schad: Zehn Jahre arbeiteten beide eng als Geschäftspartner zusammen, dann überwarfen sich die Brüder und gingen ab 2009 getrennte Wege. Gunnar Schad gehörte die Immobilie am Reileck, Hauke Schad das Mobiliar des ursprünglichen Lokals am Reileck. Nach heftigem Streit wegen Mietrückständen musste Hauke Schad damals per Räumungsklage das Domizil in der Reilstraße verlassen. Mit der Original-Einrichtung zog der Wirt ins ehemalige „Las Salinas“ in die Kleine Klausstraße/Ecke Oleariusstraße. Hier eröffnete er das Lokal unter dem altgewohnten Namen „Zum Schad“. Die typischen „Schad“-Stühle mit den Namen prominenter „Besitzer“, also den Gästen, die darauf saßen, stehen heute noch dort.

Zukunft des Schad-Gebäudes bleibt ungewiss

Davon unbeeindruckt machte sein Bruder das Traditionslokal in der Reilstraße wieder flott. Unter dem Namen „Gläserne Privatbrauerei Schad“ eröffnete Gunnar Schad gemeinsam mit seiner Frau Michaela nach umfangreichen Investitionen das Gasthaus im März 2010 - das nun geschlossen ist.

Zu den weiteren Plänen, das Gebäude betreffend, wollte sich Michaela Schad nicht weiter äußern. „Wir verkaufen das Haus“, sagt sie auf MZ-Nachfrage. Gründe für das Aus nannte sie nicht. Was aus dem gelben Gebäude in der Reilstraße werde, darüber wolle sie nicht spekulieren. Stattdessen konzentrieren sich Gunnar und Michaela Schad jetzt auf den „Gasthof zum Mohr“.

Die Schad-Brüder waren am Donnerstag nicht zu erreichen. (mz/kpa)

Der „Gasthof zum Mohr“ wird seit 2009 von Gunnar Schad bewirtschaftet.
Der „Gasthof zum Mohr“ wird seit 2009 von Gunnar Schad bewirtschaftet.
Holger John
Hans-Dietrich Genscher
Hans-Dietrich Genscher
dpa
Hauke Schad
Hauke Schad
Meinicke/Bauer
Gunnar Schad
Gunnar Schad
Meinicke/Bauer