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Was ist denn das? Was ist denn das?: Leipziger pendelt mit Velomobil zur Arbeit nach Halle

Von Silvia Zöller 21.08.2019, 04:00
Nein, das ist kein Auto, sondern ein Fahrrad. Nur per Muskelkraft wird das Velomobil bewegt.
Nein, das ist kein Auto, sondern ein Fahrrad. Nur per Muskelkraft wird das Velomobil bewegt. Silvia Zöller

Halle (Saale) - Was ist denn das? Diese Frage stellen sich Passanten, wenn sie Andreas Erler in seinem Gefährt mit bis zu 50 Kilometern pro Stunde an sich vorbeirauschen sehen. Ein Motor ist nicht zu hören, trotzdem ist das umkleidete Dreirad pfeilschnell. Das Velomobil des Arztes, der am Diakoniekrankenhaus beschäftigt ist, ist einfach der Hingucker.

„Ich mag Fahrradfahren einfach“, sagt der 40-Jährige. Etwa zweimal die Woche fährt der Leipziger die 37 Kilometer bis zum Diakoniekrankenhaus in Halle. Für die Strecke braucht er eine gute Stunde. „Mit der Bahn wäre es die gleiche Zeit“, sagt er. Aber der Spaßfaktor sei mit dem Velomobil einfach höher: Da das glasfaserummantelte Liegerad eine astreine Aerodynamik hat, mache das Fahren auf den Radwegen zwischen Leipzig und Halle richtig Laune. „Ein E-Bike ist nicht schneller“, sagt Andreas Erler. Gerade wegen der Schnelligkeit fällt das Gefährt natürlich auf. „Ich werde oft gefragt, wo der Motor ist“, berichtet er. Die Verwunderung ist dann groß, dass alles nur mit Muskelkraft betrieben wird.

Die Sicherheit ist für Erler wichtig: Das Velomobil fährt er auch tagsüber mit Licht, außerdem verfügt das Gefährt über ein Rücklicht in Höhe des Fahrerkopfes und über Blinker. „So kann das Velomobil nicht übersehen werden“, sagt er.

In Halle hat der Radiologe, der seit 2012 am Diakoniekrankenhaus arbeitet, ein solches Fahrrad noch nicht gesehen. In Leipzig gebe es wohl zwei oder drei andere. Der Grund dafür, dass die Velomobile nicht so weit verbreitet sind, liegt auf der Hand: Bis zu 10 000 Euro kann es neu kosten. Deswegen hat sich Erler auch nach einem gebrauchten umgeschaut und wurde in Rostock fündig. Mit dem acht Jahre alten Rad hat er nun schon seit dem Frühjahr knapp 3 000 Kilometer gefahren.

Was der Arzt an dem Velomobil schätzt, ist vor allem der Stauraum, den es bietet. Sowohl neben dem Fahrersitz als auch dahinter ist Platz für Trinkflaschen, Rucksack und auch die Regenabdeckung, die Erler im Fall der Fälle noch anbringen kann. Die Gangschaltung, die Bremse, der Blinker und auch das Licht sind bequem vom Lenker aus zu bedienen.

„Ich fahre Rad nicht primär, um Autofahren zu vermeiden“, erklärt er. Vielmehr könne er so Sport in den Alltag integrieren und müsse nicht abends nach dem Dienst noch ins Fitnessstudio. „Mich fasziniert auch, dass man mit dem Velomobil so schnell ist, ganz ohne Motor“, ergänzt er.

Radfahren und Urlaub gehören somit für Andreas Erler ganz klar zusammen, auch wenn er mit seiner Familie unterwegs ist. Einmal im Jahr macht er sich jedoch auch alleine mit dem Rad auf und war so schon in den Niederlanden unterwegs. „Meine größte Tour war nach Frankfurt an der Oder“, sagt er. 230 Kilometer in acht Stunden ohne Pause - Respekt! Für dieses Jahr plant er eine Tour nach Dänemark.

Auf eine Sache wartet Andreas Erler genau wie viele weitere Rad-Enthusiasten zwischen Leipzig und Halle: auf den geplanten Radschnellweg. Dann könnte er noch schneller von seiner Wohnung an der Arbeitsstelle sein. „Denn auf dem Radschnellweg sind dann keine Ampeln, an denen ich jetzt noch oft anhalten muss.“ (mz)