Landtagswahlen Warum sich mehr Männer als Frauen in Halle um ein Direktmandat bewerben
23 Hallenser bewerben sich um ein Direktmandat für den Landtag - und nur neun Frauen.
Halle (Saale) - 32 Direktkandidaten haben die Parteien in den vier halleschen Wahlkreisen ins Rennen um Landtagsmandate geschickt. Mit 23 sind die meisten von ihnen Männer. Nicht, weil das so beabsichtigt sei, ist übergreifend bei den im jetzigen Landtag vertretenen Parteien zu hören. Viel mehr seien Frauen oft schwerer zu motivieren, ein Amt zu übernehmen. „Das ist nicht das Problem der Frauen, sondern ein gesamtgesellschaftliches“, kommentiert das der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Karamba Diaby. Mit Förder- und Mentoringprogrammen müsse Abhilfe geschaffen werden.
Mehr Männer als Frauen bewerben sich in Halle für Direktmandat
Für die Sozialdemokraten wirft eine Frau ihren Hut in den Ring, drei Männer treten auch an. Die SPD setze mit der Besetzung von Listenplätzen nach dem Reißverschlussverfahren dem Ungleichgewicht etwas entgegen, sagt Diaby. „Aber das reicht nicht.“ Er verweist auf die Einigung in der Großen Koalition auf eine Frauenquote in Vorständen. „Mit Freiwilligkeit hat es nicht geklappt. Und wo es so nicht klappt, muss es gesetzlich geregelt werden.“
Bei den Grünen ist parteiintern festgelegt, dass mindestens die Hälfte der Bewerber Frauen sein müssen, wie die Stadtverbandschefin Antje Schulz berichtet, die als eine von drei Direktkandidatinnen und einem -kandidaten in den Landtag einziehen will. Bewerberinnen zu finden sei im Umfeld der Grünen nicht schwer, hat sie festgestellt. „Das Schöne in unserer Partei ist, dass Frauen Frauen unterstützen.“
Tullner sieht bei der CDU Nachholbedarf
Den Linken würden die Kandidaturen in Halles vier Wahlkreisen satzungsgemäß immer paritätisch vergeben, sagt deren Stadtvorsitzende Anja Krimmling-Schoeffler. Dieses Mal sei es vergleichsweise einfach gewesen, Frauen zu einer Kandidatur zu bewegen. „Wir hatten schon andere Zeiten.“ Grundsätzlich aber gelte, dass sich Frauen oft schwerer täten als Männer, in die Politik zu gehen. Dabei sei es „superwichtig“, dass die einen wie die anderen zu gleichen Teilen im Parlament vertreten sind. „Frauen gehen anders an Dinge heran. Das muss nicht besser sein. Aber ihre Perspektive sollte vertreten sein.“
Der Stadtchef der CDU, Marco Tullner, sieht bei seiner Partei (eine Kandidatin, drei Kandidaten) Nachholbedarf in Sachen Gleichstellung. „Wir haben als Volkspartei schon den Anspruch, die Bevölkerung abzubilden.“ Seine Strategie: erfolgreiche Politiker weitermachen lassen, bei einem Wechsel aber Frauen zu ermutigen. „Meine Wahrnehmung ist die, dass man Frauen stärker motivieren muss. Männer kandidieren einfach.“
Bei der AfD wollen Frauen nicht in die Öffentlichkeit
Das mag auch an der oft höheren Belastung von Frauen in der Familie liegen, führt FDP-Chefin Yana Mark ins Feld. „Das Problem ist jedenfalls nicht, dass Frauen nicht gewählt werden.“ Zugleich sei sie der Überzeugung, dass vielen Frauen weniger Bescheidenheit guttäte. Für die FDP treten drei Männer und eine Frau an.
Bei der AfD sind es vier Männer. Eine Bewerberin habe ihre Kandidatur aus persönlichen Gründen zurückgezogen, ist von Kreischef Torsten Radtke zu erfahren. Frauen seien schon interessiert, in der Partei mitzuarbeiten, wollten aber eher nicht in die Öffentlichkeit. Auch der AfD sei daran gelegen, dass Frauen stärker vertreten sind - ihrer anderen Sichtweise wegen. (mz)