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Weiterhin Impfstoffknappheit Warum Hallenser für einen Impftermin bis Mitternacht wach bleiben sollten

Bald wird jeder zweite Hallenser eine erste Corona-Impfung erhalten haben. Um einen Termin zu bekommen, lohnt es sich mitunter, lange wach zu bleiben.

Von Denny Kleindienst Aktualisiert: 01.06.2021, 16:45
In Halle sind Impfstoffe immer noch knapp.
In Halle sind Impfstoffe immer noch knapp. (Foto: dpa)

Halle (Saale) - Mal waren es mehrere Hundert, dann mehrere Tausend Impfungen gegen das Coronavirus, die täglich in Halles Impfzentren und Arztpraxen verabreicht wurden. Am Montag meldete die Stadt eine Erstimpfungsquote von 45,3 und eine Zweitimpfungsquote von 17,3 Prozent. In wenigen Tagen dürfte jeder zweite Einwohner mindestens einmal gegen Corona geimpft sein.

Trotz mehr Lieferungen: Ärzte wünschen sich mehr Impfstoff

Die Auslastung der drei halleschen Impfzentren variiert - je nachdem, wie viel Impfstoff da ist. Laut Stadt werden mitunter aber alle zur Verfügung stehenden Kabinen genutzt. Geimpft wird regulär zwischen 8 und 20 Uhr. Was die Terminbuchung angeht, so ist es manchem Hallenser zuletzt geglückt, um kurz vor Mitternacht einen Impftermin in Halle über die Homepage www.impfterminservice.de zu buchen.

Noch Mitte April erklärte Marco Höckendorf, Inhaber der Paulusapotheke, dass nur die Hälfte der bestellten Impfstoffmengen geliefert werden. Seine Apotheke versorgt insgesamt fünf Arztpraxen mit Impfstoff. Zwar habe sich die Lage inzwischen gebessert und die Lieferquote sei deutlich höher. Trotzdem, so Höckendorf, hätten die Ärzten gern mehr Impfstoff, als zur Verfügung steht.

Wartelisten fürs Impfen werden immer länger

Wenn kommende Woche die Priorisierung aufgehoben wird und damit jeder Interessierte gleich geimpft werden kann, werde das zu „noch mehr Druck im System“ führen, sagt der Apotheker. Hinzu kommt: „Viele kriegen jetzt ihre Zweitimpfung.“ Weil sie bevorzugt werden, bleibe weniger Vakzin für Erstimpfungen übrig.

Auf der Warteliste seiner Praxis in der Weststraße stehen aktuell 115 Impfwillige, sagt der Allgemeinmediziner Franz Dießel. Die Liste sei in den letzten Wochen weder länger noch kürzer geworden. Seit dieser Woche verspritzt er erstmals auch das Vakzin von Johnson & Johnson - und weiterhin die Impfstoffe von Astrazeneca und Biontech. Der Moderna-Impfstoff wird in Halle nur in den Impfzentren verabreicht. Dießel sagt: „Wir haben genug Impfstoff.“

Biontech-Vakzin ist weiter knapp

Das Problem sei, dass die Ständige Impfkommission, die Stiko, die Vakzine von Astrazeneca sowie Johnson & Johnson nur für Über-60-Jährige empfiehlt. „Wir haben aber jetzt viele Patienten unter 60 Jahren.“ Würden sie sich alle an die Stiko-Empfehlung halten, wären die Letzten auf Dießels Liste erst in etwa zehn Wochen dran. Denn das Biontech-Vakzin ist weiter knapp. In dieser Woche bekommt Dießel gerade einmal zwölf, in der kommenden 18 Impfdosen. Unklar bleibt, ob alle geliefert werden. Gleichwohl können Unter-60-Jährige sich mit Astrazeneca und Johnson & Johnson impfen lassen - „nach ärztlicher Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz“, wie die Stiko erklärt.

Entscheidend für den Sinneswandel vieler Impfskeptiker sind nun aber die Lockerungen der Coronamaßnahmen. „Patienten, die sich vor drei Wochen noch gar nicht impfen lassen wollten, wollen jetzt“, sagt Dießel und betont: „Jeder Impfling zählt.“ Wenn sich jemand nur impfen lässt, weil er in den Urlaub will, dann hat der Arzt nichts einzuwenden. Er rechnet auch damit, dass die Jüngeren „alles dran setzen“ werden, einen Impftermin zu bekommen. Vom Sozialministerium heißt es derweil: „Der weitere Impffortschritt hängt von den Impfstoffliefermengen ab“.