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Süßes statt Techno Warum aus einem ehemaligen Club-Besitzer ein Eisverkäufer in Halle wurde

Heiko Kühnert geht mit zwei Geschäften in Trotha neue berufliche Wege.

Von Annette Herold-Stolze Aktualisiert: 14.06.2021, 12:35
Heiko Kühnert hat in der Mötzlicher Straße in Halle-Trotha einen Waffel-Laden eröffnet.
Heiko Kühnert hat in der Mötzlicher Straße in Halle-Trotha einen Waffel-Laden eröffnet. Foto: Silvio Kison

Halle (Saale) - Eis aus Leipzig und Waffeln aus Halle - beides gibt es neuerdings in zwei gegenüberliegenden Eckgeschäften in der Mötzlicher Straße zu kaufen. Nach dem Start seiner Eisdiele „Bunte Eisträumerei“ im vergangenen Mai bieten Heiko Kühnert und seine Partnerin Andrea nun auch frisches Gebäck an. Vorerst nur an dem Wochenenden, aber ab 3. Juli soll die „Bunte Waffelbäckerei“ auch wochentags geöffnet haben.

Burnout: kräftezehrende Nachtleben fordert seinen Tribut - Club-Besitzer wird Eismann in Halle

Dass der Unternehmer einmal mit Süßigkeiten Geschäfte machen würde, war nicht unbedingt vorauszusehen. Seit Anfang der 2000-er hat er Techno-Clubs in Leipzig betrieben und eine Werbeagentur geführt, wie er erzählt. Festivals hat er auch veranstaltet. Bis das kräftezehrende Nachtleben seinen Tribut forderte: Ein Burnout zwang ihn in die Knie, zwei Jahre Auszeit in Spanien halfen ihm wieder auf die Beine.

Auf Spanien folgte Halle, und das hat mit Freunden zu tun, die der im Harz aufgewachsene Unternehmer in der Stadt hat. Dass es nicht wieder ein Club werden sollte, stand schnell fest. „Der Bezug ist weg“, hat der 43-Jährige mit zunehmendem Alter festgestellt. Aufs Eis gekommen ist er ebenfalls durch Freunde, und zwar durch welche, die in Leipzig eigenes Eis verkaufen. Das bietet er nun seit einem Jahr in Trotha an. Durchaus mit Erfolg, wie er zufrieden feststellt. Kundschaft komme längst nicht mehr nur aus der Nachbarschaft.

Starthindernisse durch die Pandemie

Kunden brachten ihn schließlich auf die Waffel. „Vor allem ältere Damen haben sich gewünscht, dass sie hier auch mal einen Kaffee trinken können“, erzählt er. Da lag der Gedanke nahe, dazu Gebäck anzubieten - nicht zuletzt, um im Winter mehr Umsatz zu erwirtschaften, als es mit Eis möglich ist. Starten wollte Heiko Kühnert eigentlich schon im November.

„Dann kam der Lockdown“, erinnert er sich. Der Mietvertrag war längst unterschrieben, doch die Kulanz von Hauseigentümer und -verwaltung habe ihm eine Atempause verschafft. Nun will er wieder durchstarten, auch wenn die Geschäfte kleiner ausfallen als früher. Jede Menge Druck sei damit weg, sagt er, auch wenn er immer noch viel arbeite und nach wie vor gern Unternehmer sei. „Ich bin Herr über meine Entscheidungen.“ (mz)