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War Kabelbrand die Ursache?

Von Kornelia Privenau und Michael Tempel 15.04.2008, 16:31

Niemberg/MZ. - Seine Eltern Kerstin und Frank Meinhardt weckten die Großeltern und stellten fest, dass es dem pflegebedürftigen Großvater sehr schlecht ging. Feuerwehr und Notarzt waren rasch zur Stelle. Messungen ergaben eine hohe Konzentration des Atemgiftes Kohlenmonoxid (die MZ berichtete).

Haus weiter gesperrt

Die Familie musste das Haus sofort räumen. Der Fußweg nebenan wurde aufgegraben, dort liegt ein Kabel. Meinhardt senior kam ins Krankenhaus (inzwischen geht es ihm besser), die anderen Familienmitglieder wurden vorsorglich untersucht. "Wir waren wie vor den Kopf geschlagen", sagt Kerstin Meinhardt. "Die Sorge um den Opa und die Frage, wohin wir nun gehen sollten, das war alles zu viel." Kerstin und Frank Meinhardt sowie seine Mutter fanden Aufnahme bei Angehörigen. Doch wie soll es nun weitergehen? Über die Ursache der Havarie rätseln die Fachleute noch immer. Erst am Mittwoch werden mit Spezialtechnik Messungen im Wohnhaus vorgenommen, um die aktuellen Kohlenmonoxidwerte zu ermitteln, so Bürgermeister Christian Kupski (parteilos).

Der Fußweg an Meinhardts Haus ist Gemeindegrund. Kupski erklärte, der Wendenring sei 2006 saniert und Kabel in der Erde verlegt worden. Im vorigen Jahr sei der Fußweg entstanden. Möglicherweise sei das Kabel beschädigt worden, was dann zum Brand geführt haben könnte, so Kupski weiter.

Kabelstück ersetzt

Entgegen diesen Vermutungen ist nach Darstellung des Energieversorgers EnviaM, der das betroffene Erdkabel betreibt, die Ursache für den Schwelbrand nicht geklärt. Wie eine Sprecherin des Konzerns sagte, sei das defekte Stück des Kabels durch ein neues ersetzt und zu weiteren Untersuchungen mitgenommen worden.

Bezirks-Schornsteinfegermeister Frank Kannabei schließt zumindest einen Defekt an Meinhardts Heizungsanlage als Quelle der giftigen Gase aus. Und die Polizei sieht keinen Anlass für Ermittlungen. Es sei bisher kein schuldhaftes oder fahrlässiges Handeln als Ursache zu vermuten, hieß es im Saalekreis-Revier auf Anfrage.

Kohlenmonoxid gilt als gefährliches Atemgift und kann - je nach Konzentration und Einwirkungszeit - zum Ersticken führen. Laut Polizei haben Feuerwehrleute in Meinhardts Haus am Sonntagabend eine Konzentration von 150 ppm (150 Anteile Kohlenmonoxid auf eine Million Anteile Luft) gemessen. Der zulässige Grenzwert liegt bei 60 ppm.

Gefahrenstoff-Spezialist Klaus Milker von der Berufsfeuerwehr Halle sagt, bei einer Konzentration von 800 ppm sei nach etwa 45 Minuten mit Symptomen wie Brechreiz und Schwindelgefühl zu rechnen. Bei 3 200 ppm kann dies bereits nach fünf bis zehn Minuten eintreten. Nach 20 Minuten drohen Bewusstlosigkeit und Tod.