"Das ist sehr anrührend" Vor Bau von SuedOstLink: Rund 4.200 Jahre altes Familiengrab im Saalekreis entdeckt
Bei Grabungen im Vorfeld des Baus der Gleichstromtrasse SuedOstLink sind Archäologen bei Domnitz auf ein Jahrtausende altes Familiengrab gestoßen. Der Grabungsleiter spricht von einem anrührenden Bild. Was die Experten konkret entdeckt haben.
Domnitz/dpa. - Archäologen haben bei Domnitz im Saalekreis ein 4.200 Jahre altes Familiengrab aus der Glockenbecherkultur entdeckt. „Darin liegen ein etwa 25-jähriger Mann und zwei Kinder: Das ältere der beiden ist knapp zehn, dass jüngere keine fünf Jahre alt“, sagte Projektleiterin und Archäologin Susanne Friederich am Dienstag auf der Grabungsfläche. „Alle drei sind gemeinsam bestattet worden.“
Grab bei Domnitz: "Eine ganz liebevolle Familiengeschichte"
Der Mann liegt auf der linken Seite mit Blick nach Osten, wie es für diese Zeitstellung bei männlichen Toten üblich ist. Bei dem älteren Kind liegt eine aus durchlochter Knochenplatte und zwei Muscheln aufgereihte Kette. „Die Beine des älteren Kindes liegen über denjenigen des Mannes. Aber der Mann hat dann wieder den Arm über das Kind gelegt. Das ist sehr anrührend und eine ganz liebevolle Familiengeschichte“, sagte Christian Papst, örtlicher Grabungsleiter „Das Grab wurde teilweise mit Sandstein- und Porphyrplatten eingefasst.“
In unmittelbarer Nähe zum Familiengrab fand sich in einer runden Grube eine Kinderbestattung. Neben einer Pfeilspitze fallen vor allem Skelettelementen von zwei Rindern auf. Ebenso entdeckten die Archäologen das Grab eines Mannes, bei dem eine Feuersteinklinge lag. Es gab noch ein viertes Grab; dieses wurde bereits in der Antike beraubt. „Der Körper war fast vollständig entnommen“, sagte Friederich. „Nur drei Keramikgefäße waren in der Grabgrube verblieben.“
Vom Hangbereich sind Siedlungsspuren bekannt. „Ob es die zugehörige Siedlung ist, kann noch nicht abschließend gesagt werden“, sagte Friederich.
Die Grabungen laufen im Vorfeld des Netzausbaus der Gleichstromtrasse SuedOstLink. Der rund 150 Kilometer lange Teilabschnitt durch Sachsen-Anhalt wird noch bis 2025 archäologisch untersucht.
Die gesamte Trasse ist rund 540 Kilometer lang und reicht von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zum Standort Isar bei Landshut in Bayern.