Von den Nazis gebaut Von den Nazis gebaut: So bewegt ist die Geschichte der Fliederwegkaserne
Halle (Saale) - Man muss schon bewusst nach ihr suchen, um sie zu finden. Denn die meisten fahren auf der Straße „Vogelweide“ einfach an ihr vorbei. Aber steht man einmal vor der Fliederwegkaserne, ist sie nicht zu übersehen. Den Bau des imposanten und noch heute ein wenig einschüchternden Gebäudes begannen die Nazis am 4. Mai 1938 um 9 Uhr mit dem ersten Spatenstich.
Gebaut wurde die Fliederwegkaserne an der gleichnamigen Straße als „Feuerwerkerschule der Luftwaffe“. Feuerwerker, das waren Munitions-Fachleute, die insbesondere Sprengstoff entschärfen konnten. Bis dahin wurden sie nur in Berlin ausgebildet. Zu verdanken hatten die Hallenser den Neubau ihrem Oberbürgermeister, der sich dafür einsetzte, wie die „Saale-Zeitung“ 1938 berichtete.
Was die VoPo zu DDR-Zeiten in der Fliederwegkaserne machte
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Bereitschafts-Abteilung der Volkspolizei in die ehemalige Kaserne. Natürlich nicht einfach so, sondern mit DDR-typischem Pomp, regelmäßigen Paraden und natürlich alles im Sinne des Sozialismus. Zahlreiche Zeitungsartikel künden von Auszeichnungen für die „hervorragende Arbeit“ der Bereitschafts-VP-Abteilung und sogar von einem „Ehrenhain“, der 1987 auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne angelegt wurde.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Kaserne bereits nach dem KPD-Politiker Hans-Beimler und das Polizei-Regiment nach dem SED-Politiker Bernard Koenen umbenannt worden. „In der Hans-Beimler-Kaserne der VP-Bereitschaft Bernard Koenen wurde gestern Nachmittag feierlich ein neugestalteter Bernard-Koenen-Ehrenhain eingeweiht“, berichtete die „Freiheit“ am 1. Juli 1987 stolz. Diese Zeiten sind vorbei.
Fliederwegkaserne: Seit 2008 ermittelt hier das Polizeirevier Halle
Seit Anfang 2008 ermitteln die Beamten des Polizeireviers Halle in der Fliederwegkaserne. „Hier werden insgesamt 234 Polizeibeamte und 20 Verwaltungsmitarbeiter inklusive unserer fünf Wachpolizisten beschäftigt“, sagt Polizeisprecherin Lisa Wirth. Ihnen stehen neben mehreren Zivil-Autos auch 18 als Polizeiautos erkennbare Dienstwagen zur Verfügung.
Untergebracht sind in der Fliederwegkaserne die Revierleitung, ein Teil des Reviereinsatzdienstes, der Bereich Zentrale Aufgaben mit den vier für den südlichen Bereich der Stadt zuständigen Regionalbereichsbeamten sowie einige Sachgebiete des Revierkriminaldienstes mitsamt dem Kriminaldauerdienst und der Kriminaltechnik.
Fliederwegkaserne in Halle (Saale): Hier wurde sogar schon gecampt
Doch die Beamten sitzen nicht nur in schnöden Büros. Ihnen stehen auch Spezialräume wie die Asservatenkammer, die Einsatz- und Führungsstelle und eine Befehlsstelle für besondere Einsatzlagen zur Verfügung. Außerdem gibt es einen Raum, in dem von Verdächtigen Fingerabdrücke genommen und Fotos geschossen werden können.
Doch es geht nicht immer nur ernst zu in der Fliederwegkaserne. Im Jahr 2014 campten an die einhundert Polizisten und ehemalige Ordnungshüter auf dem Kasernen-Parkplatz. Die „International Police Association“ (IPA), eine Art Austauschwerk für Polizisten aus aller Welt, hatte nach Halle geladen. Holländer, Franzosen, Schweizer und Deutsche: Alle machten sie Urlaub in der Vogelweide, besuchten die Halloren-Schokoladenfabrik und machten eine Tour auf der Saale.